Schwäbische Zeitung (Wangen)

Projekt Radreisere­gion wird teurer

Zweckverba­nd „Tourismus Württember­gisches Allgäu“erwartet 114 000 Euro Mehrkosten

- Von Bernd Treffler

WANGEN - „Ein Projekt, das uns graue Haare beschert.“So hat Belinda Unger auf der jüngsten Sitzung des Zweckverba­nds mit dem neuen Namen „Tourismus Württember­gisches Allgäu“die derzeit laufende Radwegepla­nung bezeichnet. Dabei erklärte die Geschäftsf­ührerin auch, wie es zu den erwarteten Mehrkosten für das Radwegenet­z in Höhe von rund 114 000 Euro kommt.

Die Ferienregi­on will bekanntlic­h zur „Radreisere­gion“werden. Die Auszeichnu­ng des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) bekommt aber nur, wer ein digitalisi­ertes und durchweg beschilder­tes Radwegenet­z bietet – mit regionalen, themenbasi­erten Routen. Der Aufwand, der dahinter steckt ist, ist größer als erwartet – zeitlich wie finanziell. Deshalb hat Belinda Unger bereits eine Verlängeru­ng um ein Jahr für das von der EU geförderte Projekt beantragt. 60 Prozent der in Phase eins ausgegeben­en 52 000 Euro für Planung und Digitalisi­erung werden vom sogenannte­n Leader-Programm bezuschuss­t.

Für die demnächst anstehende Beschilder­ung (Phase zwei) hofft die Geschäftsf­ührerin des Zweckverba­nds auf weitere Förderung, denn es zeichnen sich enorme zusätzlich­e Kosten ab. Man sei bei der Schätzung vor drei Jahren davon ausgegange­n, dass das künftige Radnetz 900 Kilometer umfasse, wovon 200 Kilometer Landesfern­wege bereits ausgeschil­dert seien, so Unger. Deshalb habe man für Schilder und Montage eine Gesamtläng­e von 700 Kilometern zugrunde gelegt. Nach der Planung und Befahrung in diesem Jahr umfasse das Radnetz jedoch 1050 Kilometer. Außerdem müsse ein Teil der Schilder auf den Fernwegen wegen Beschädigu­ng ersetzt werden, Ziel und Distanzang­aben stimmten so nicht mehr und bestehende Wegweise hätten deshalb überplant werden müssen. Die Folgen seien höherer Materialbe­darf und Montageauf­wand. Rechne man die allgemeine Preissteig­erung innerhalb von drei Jahren hinzu, entstünden Mehrkosten von 114 000 Euro.

Unger: „Das war nicht absehbar“

„Das war einfach nicht absehbar, da war auch niemand schuld, wir können das Projekt aber auch nicht mehr stoppen“, so Unger. Und ergänzte, dass auf Wunsch des Landrats noch zusätzlich eine Tour vom CenterParc­s bei Leutkirch zum Bauernhaus­museum in Wolfegg entwickelt werden müsste. Der Landkreis bezuschuss­t die Radreisere­gion Allgäu, die den Namen „Naturschat­zkammern“tragen soll, mit 71 000 Euro. „Ich hätte mir gewünscht, früher über die Mehrkosten informiert worden zu sein“, sagte Wolfeggs Bürgermeis­ter Peter Müller. Hier entgegnete Unger, dass die Informatio­n sofort kommunizie­rt worden sei. Wie genau die Mehrkosten auf die Mitgliedsk­ommunen verteilt werden, wurde in der Sitzung nicht besprochen. Die Befürchtun­g kam jedoch auf, dass vor allem kleinere Gemeinden dies spüren würden.

Nach der Freigabe der Beschilder­ungsplanun­g noch in diesem Jahr sieht die weitere Planung wegen der Verzögerun­g in Phase eins nun so aus: In den kommenden Monaten werden die alten Schilder abmontiert und die Mängel beseitigt, danach beginnt die Montage der neuen Schilder. Anfang Sommer soll das neue Radwegenet­z befahren und im Juli die Zertifizie­rung beim ADFC eingereich­t werden. Zusammen mit den Posten für Material, Montage, Infotafeln sowie dem Erstellen von Radkarten wird das Leader-Radprojekt insgesamt 362 000 Euro kosten.

Weil sich weitere laufende Projekte, nämlich die „Qualitätss­icherung touristisc­her Wegenetze Wandern und Rad im Allgäu“und das „Mountainbi­ke-Leitproduk­t der Allgäu GmbH“, ebenfalls im einstimmig beschlosse­nen Wirtschaft­splan 2019 niederschl­agen, steigt dessen Gesamtvolu­men auf die Rekordsumm­e von 532 000 Euro. „Das ist eine einmalige Sache, normalerwe­ise liegen wir bei rund 150 000 Euro“, so Belinda Unger.

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FOTO: STADT Die Vertreter der Mitgliedsk­ommunen des Zweckverba­nds sprachen bei der jüngsten Sitzung im Rathaus Wangen auch über gestiegene Kosten für das Projekt „Radreisere­gion“.

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