Der Kompromiss zum Beverplatz ist zerbrochen
Stadträte in Lindau streiten wieder über die Zahl der Parkplätze direkt vor der Insel
LINDAU - Am Streit über die Zahl der Parkplätze zerbricht offenbar ein Kompromiss für den Karl-BeverPlatz. Die Bunte Liste hat nach dem Sondierungsgespräch vom Sonntag einen Antrag gestellt, den aber keine andere Fraktion mittragen will.
Uli Kaiser will das Thema bereits am Mittwoch im Stadtrat besprechen und möglichst auch entsprechende Beschlüsse fassen. Er hat deshalb einen Antrag formuliert, dass die Verwaltung eine „Ausschreibung für ein demontierbares Parkdeck über dem baumfreien, großen Innenbereich des Karl-Bever-Platzes vorbereiten“soll. Ziel sei eine Größenordnung von zusätzlich etwa 180 Stellplätzen, wobei Kaiser im Antrag „120 Stellplätze +X“nennt.
Außerdem will er, dass die Stadtverwaltung bei Insulanern und Geschäftsleuten den Bedarf an einer Quartiersgarage abfragt, wobei die Garage kostendeckend sein soll, so dass ein Stellplatz pro Monat zwischen 120 und 150 Euro kosten werde. Bereits für die Dezembersitzung soll die Verwaltung die Entscheidung des Stadtrats über den Standort der Quartiersgarage auf der Hinteren Insel vorbereiten. Kaiser begründet
ANZEIGE seinen Vorstoß mit dem Zeitdruck: „Nach dem teilweisen Rückbau des Parkplatzes auf der Hinteren Insel sollten wir den circa 300 Dauerkartennutzern spätestens Ende März 2020 eine Alternative anbieten können.“Das wäre seiner Meinung nach mit einer Quartiersgarage mit 120 Stellplätzen und 180 zusätzlichen Stellplätzen am Beverplatz möglich.
Wenn Stadtrat und Verwaltung vor dem Bau aber erst einen „zeitfressenden Bebauungsplan“aufstellen müssten, hält Kaiser das für nicht zu schaffen. Stattdessen schlägt er ein Interimsparkdeck über dem Innenfeld des Karl-Bever-Platzes und die Verlagerung des Busparkplatzes in die Ladestraße vor. Damit würde es nach seiner Rechnung etwa 500 inselnahe Parkplätze geben, also 200 weniger als die anderen Fraktionen am Beverplatz für nötig halten.
Die große Lösung aber wollen die Bunten unbedingt verhindern, wie Kaiser wiederholt: „Wenn ein Bürgerentscheid diesen städtebaulichen Frevel nicht ganz verhindert, wird dieses geringe Mehr an Parkplätzen, Mehrkosten von etwa fünf Millionen Euro verschlingen.“Zudem sei es „mehr als fraglich“, ob ein so großes Parkhaus rechtzeitig zur Gartenschau fertig werde. Vorteil der kleinen und schnellen Lösung wäre laut Kaiser zudem, dass der neue Stadtrat für die Zeit nach der Gartenschau am Beverplatz noch alle Möglichkeiten für „Parkhaus, Hotel oder beides“offen hat.
Kaiser erinnert daran, dass wegen der Fristen für Planung und Ausschreibung der Stadtrat auch die kleinste Lösung möglichst noch in diesem Jahr beschließen müsste. Verbinden will Kaiser das durch eine neue Mobilitätskarte für Lindauer, die bis zu 50 Euro im Monat kosten und kostenloses Parken auf dem Karl-Bever-Platz ebenso wie kostenlose Fahrten mit dem Stadtbus ermöglichen soll. Weitere Anreize seien denkbar, um Lindauer in größerer Zahl auf die Insel zu locken.
Für die Dauer wollen die Bunten das Parkraumkonzept mit vielen Stellplätzen am neuen Reutiner Bahnhof, Shuttleverbindung zur Blauwiese und möglichst auch zu den Parkplätzen der Therme weiter verfolgen. Bis eine Schiffsverbindung möglich wird, soll der Shuttlebus vom Eichwald durch die Ladestraße auf die Insel fahren. Zudem soll die Stadtverwaltung die Öffnung des Parkplatzes an der Toskana sowie die Parkmöglichkeiten in der neuen Fahrradstraße von der Bregenzer Straße bis zur Ladestraße prüfen. Dabei setzt Kaiser auf Erfahrungen aus der Interimslösung, auf deren Grundlage der Stadtrat nach der Gartenschau besser entscheiden können.
Stadträte, die am Sonntag beim Kompromissgespräch der Bunten waren, äußern sich enttäuscht. Keiner hat den Antrag unterschrieben, weil die Zahl der Parkplätze zu gering sei. Günther Brombeiß (FB), Roland Freiberg (BU), Jürgen Müller LI) und Andreas Reich (FW) halten die vom Stadtrat beschlossenen 600 bis 700 Stellplätze für unerlässlich. Müller bekräftigte das bereits bei der Hauptversammlung der LI am Mittwoch.
Reich hält diese Zahl an Parkplätzen am Beverplatz zumindest so lange für nötig, bis ein Parkdeck am Reutiner Bahnhof und möglicherweise ein Auffangparkplatz mit Shuttle im Eichwald zur Verfügung stehen.
Dann könnte die Stadt das Deck am Beverplatz nach fünf Jahren zumindest zum Teil wieder abbauen. Brombeiß geht sogar davon aus, dass das Parkdeck am Beverplatz mindestens 15 Jahre lang stehen muss, bis sich die Mobilität so weit verändert hat, dass Lindau es wieder abbauen kann. Bei der Zahl der Stellplätze will Brombeiß nicht entgegenkommen. Die FB wollen die Entscheidung aber damit verbinden, die Altstadt weitgehend autofrei zu machen, wie die Bunten das schon lange wollen.
Freiberg bleibt bei der von BU schon immer vorgetragenen Meinung, dass auf dem Beverplatz ein Parkdeck mit bis zu 700 Stellplätzen nötig sei, das die Stadt eingrünen könne. Das sei besser als das vom Stadtrat jüngst beschlossene Parkhaus mit Hotel. Vielen Lindauer sei nicht bewusst, wie groß und wie hoch diese Gebäude sein sollen. Laut Stadtverwaltung steht der dafür nötige Bebauungsplan im Dezember auf der Tagesordnung des Stadtrats.
Während Reich Zweifel hat, sind Brombeiß und Freiberg auch zuversichtlich, dass die Stadt das große Parkdeck bis zur Gartenschau errichten kann, allerdings nicht schon ein Jahr früher, wie Kaiser das für die kleine Lösung will. Dass es zuvor einen Bürgerentscheid geben wird, ist allen klar, doch äußern sich alle zuversichtlich, dass die Lindauer die Notwendigkeit einsehen. Brombeiß gibt sich kämpferisch: „Ich habe keine Angst vor einem Bürgerentscheid.“