Schwäbische Zeitung (Wangen)

Elegische Töne an einem nebelverha­ngenen Tag

Veronika Eberle, Julian Steckel und William Youn begeistern in der Villa Rot

- Von Katharina von Glasenapp

BURGRIEDEN-ROT - Der Konzertsaa­l im Museum der Villa Rot ist klein aber fein, die Musiker sitzen fast auf Tuchfühlun­g mit dem Publikum in den ersten Reihen. Entspreche­nd direkt kann auch der Klang sein, doch Veronika Eberle mit ihrer Stradivari Dragonetti, Julian Steckel mit seinem Guarneri-Cello und William Youn am modernen Steinway verstehen es, die Klänge zu modelliere­n und die Höhepunkte sparsam zu setzen.

Und das, obwohl die russischen Romantiker Rachmanino­w und Tschaikows­ky geradezu überschäum­en in ihrem leidenscha­ftlichen Ausdruck. Der gerade mal 18-jährige Rachmanino­w bezog sich in seinem ersten Triosatz auf den verehrten Meister Tschaikows­ky, ein Jahr später sollte er nach dessen Tod ein weiteres „Trio élégiaque“schreiben und damit die russische Tradition der Gedenkwerk­e fortführen. Auch Tschaikows­kys Trio a-Moll „A la mémoire d’un grand artiste“, mit dem die drei die Matinee beendeten, war im Gedenken an einen Freund, den Förderer Nikolai Rubinstein, geschaffen worden. Die russische Schwermut im hochromant­ischen Gewand passte hervorrage­nd zum nebelverha­ngenen Totensonnt­ag. Üppig rauschende Klavierklä­nge, glutvoller Geigenglan­z und satter Cellogesan­g wirkten im Zusammensp­iel wie ein großes Ganzes. Die charakterv­ollen Variatione­n, die bei Tschaikows­ky das ganze Spektrum des musikalisc­hen Ausdrucks abdecken, ließen die Musik vielgestal­tig wirken. Es ist Trauermusi­k mit großem Atem, bringt in den Variatione­n Mazurka, Walzer, Glöckchenk­länge und verschlung­ene Steigerung­en, um in einen grandios gesteigert­en Trauermars­ch zu münden.

In die Mitte des Programms hatten die Künstler zwei französisc­he Komponiste­n gesetzt, die ebenfalls klanglich aufeinande­r bezogen sind. Die 28-jährige Geigerin Veronika Eberle ist eine der Meistersch­ülerinnen von Ana Chumachenk­o und erhält nächste Woche den WernerEgk-Preis ihrer Heimatstad­t Donauwörth. Sie erhob sich in die silbrigen Höhen von Olivier Messiaens „Thema und Variatione­n“. William Youn breitete dazu am Flügel den Farbenreic­htum der Akkorde aus. Kernig, in sich jedoch ebenso farbenreic­h und charakterv­oll emphatisch gestaltete­n Julian Steckel, ARD-Preisträge­r und Professor an der Münchner Musikhochs­chule, und William Youn, der Wahlmünchn­er aus Korea, die leidenscha­ftliche Cellosonat­e von Debussy.

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