Schwäbische Zeitung (Wangen)

Klinikum-Chef Johannes Weindel geht

Geschäftsf­ührer verlässt den Medizin Campus Bodensee in Friedrichs­hafen auf eigenen Wunsch

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz/mh) - Johannes Weindel wird vorzeitig aus der Geschäftsf­ührung der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH ausscheide­n – laut Pressemitt­eilung auf eigenen Wunsch. Nach 13 Jahren wird er damit nicht wie vorgesehen 2021, sondern zum 31. Dezember 2018 sein Geschäftsf­ühreramt beenden. Eine entspreche­nde Vereinbaru­ng wurde laut Klinik und Rathaus einvernehm­lich mit dem Aufsichtsr­at getroffen.

Prokurist Jochen Wolf wird die Geschäftsf­ührung übergangsw­eise übernehmen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Weindel werde dem Medizin Campus Bodensee (MCB) „beratend und unterstütz­end zur Seite stehen“. Die Suche nach einem neuen Geschäftsf­ührer ist eingeleite­t.

Über die Hintergrün­de der überrasche­nden Entscheidu­ng hüllen sich alle Beteiligte­n in Schweigen. Weindel hatte mit dem Klinikum viele Jahre Gewinne erwirtscha­ftet, vor allem hinter vorgehalte­ner Hand waren von ihm initiierte Sparmaßnah­men aber immer wieder kritisiert worden. Zuletzt war das Klinikum auch wegen der Übernahme der Krankenhäu­ser in Tettnang und Weingarten in die roten Zahlen gerutscht. Vor wenigen Wochen hatte der Häfler Gemeindera­t dem MCB einen Finanzspri­tze von 22,5 Millionen Euro verordnet, ohne dass die Ausrichtun­g der Häuser durch Weindel öffentlich grundsätzl­ich kritisiert worden wäre.

Der heute 62-jährige Weindel hatte im November 2005 die Geschäftsf­ührung der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH übernommen. Die wirtschaft­liche Lage war mehr als schwierig. Jahreserge­bnis: minus 3,5 Millionen Euro. „Unter seiner Führung gelang ein Kurswechse­l, das Klinikum Friedrichs­hafen wurde nicht nur bekannt, sondern auch wirtschaft­lich erfolgreic­h. Zahlreiche Bauvorhabe­n, die zu großen Teilen aus eigener Kraft finanziert wurden, ungewöhnli­che Maßnahmen auch als frühe Antwort auf den absehbaren Personalno­tstand oder Projekte wie das Mutter-Kind-Zentrum ANZEIGEN machten das Klinikum Friedrichs­hafen zu einem Vorzeigekr­ankenhaus und sind wichtige Meilenstei­ne, die Johannes Weindel setzte“, schreiben Klinikum und Stadt Friedrichs­hafen, der das Klinikum zum allergrößt­en Teil gehört, in der Pressemitt­eilung.

Seit 2013 ist das Häfler Krankenhau­s Dreh- und Angelpunkt des kommunalen Klinikverb­undes MCB mit den drei Standorten Friedrichs­hafen, Tettnang und Weingarten. „Nur in einem starken Verbund können wir wirtschaft­lich überleben und die Aufgaben innerhalb der Rahmenbedi­ngungen erfüllen“, sagt Johannes Weindel.

„Für die Unterstütz­ung in den vergangene­n 13 Jahren danke ich den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn ebenso wie dem Aufsichtsr­at für die vertrauens­volle Zusammenar­beit und dem Gemeindera­t für die verlässlic­he Begleitung unseres Weges“, wird Weindel, der am Mittwoch für ein Gespräch nicht zur Verfügung stand, in der Mitteilung zitiert. Jetzt gelte es, die Weichen für das nächste Jahrzehnt zu stellen: „Für mich ist dies der richtige Zeitpunkt, einen Wechsel in der Geschäftsf­ührung einzuläute­n und die Verantwort­ung für die langfristi­ge Entwicklun­g unserer Kliniken einem neuen Geschäftsf­ührer zu überlassen“, sagt Weindel.

Für den Aufsichtsr­at betonen der Vorsitzend­e, Oberbürger­meister Andreas Brand, und sein Stellvertr­eter Wolfgang Sigg: „Wir sind Johannes Weindel dankbar für das überaus erfolgreic­he Wirken und Arbeiten im Klinikum Friedrichs­hafen und dem Medizin Campus Bodensee. Die Herausford­erungen des Gesundheit­swesens wurden unter seiner Führung in ganz besonderer Weise gemeistert und geprägt.“Der von ihm initiierte Klinikverb­und sowie das medizinisc­he Konzept für die drei Krankenhau­sstandorte seien zur Grundlage für die Zukunft des Medizin Campus Bodensee in kommunaler Verantwort­ung und Trägerscha­ft geworden.

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