Schwäbische Zeitung (Wangen)

Merz fordert Aktien für die Altersvors­orge

Konzept soll die gesetzlich­e Rente ergänzen – Bündelung der steuerlich­en Förderung

- Von Hendrik Groth

BERLIN (AFP/dpa) - Der Kandidat für den CDU-Parteivors­itz, Friedrich Merz, fordert eine steuerlich­e Begünstigu­ng für den Aktienkauf als Form der Altersvors­orge. „Wir sollten die Aktienmärk­te nutzen, um langfristi­g eine bessere Vermögensu­nd Kapitalbil­dung in den privaten Haushalten zu schaffen“, sagte Merz der „Welt am Sonntag“. Die CDU wählt am Freitag in Hamburg einen Nachfolger und eine Nachfolger­in für Parteichef­in Angela Merkel.

In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“bekräftigt­e er seine Idee. „Ich spreche über eine ergänzende Altersvors­orge, die neben die gesetzlich­e Rentenvers­icherung treten muss“, sagte der frühere Unionsfrak­tionschef am Sonntag. Es gebe bereits eine ganze Reihe von steuerlich­en Begünstigu­ngen. „Ich würde die gerne bündeln, ich würde sie gerne konzentrie­ren, ich würde sie vor allem gerne auf die Altersvers­orgung ausrichten“, sagte der 63-Jährige. Zentral sei, dass das Aktienpake­t nur der Alterssich­erung diene und erst dann abschlagsf­rei aufgemacht werden dürfe, wenn die gesetzlich­e Altersgren­ze erreicht worden sei.

Bei der 39. Isnyer Runde, dem alljährlic­hen Treffen von Wirtschaft­svertreter­n mit konservati­ven Politikern in Isny im Allgäu, waren sich viele Teilnehmer am Wochenende einig, dass der Südwesten sehr gerne Merz als Nachfolger von Merkel sehen würde.

ISNY - Der Stammgast ist diesmal gar nicht im Allgäu, sein Name ist dennoch in aller Munde und die Sympathien scheinen klar verteilt. Friedrich Merz dominiert die Gespräche abseits des offizielle­n Programms der 39. Isny Runde. In den vergangene­n Jahren war Merz immer dabei, wenn sich im Isnyer Berghotel Jägerhof prominente CDU-Frauen und -Männer mit Vertretern der Industrie und Wissenscha­ft trafen. Jetzt steckt er im Endspurt des Rennens um den Vorsitz der Bundes-CDU und bleibt in Berlin.

Eines wird an diesem Wochenende am Rande der Berge deutlich, Merz hat in den vergangene­n Wochen im Süden der Republik überzeugt. Eine große Mehrheit der Delegierte­n aus Baden-Württember­g wird für Merz stimmen, wenn es um die Nachfolge von Angela Merkel geht. Darin sind sich viele prominente CDU-Kenner im Jägerhof einig.

Unmut über Kramp-Karrenbaue­r

In Isny wird in vertraulic­her Runde Klartext gesprochen, zitieren lassen möchte sich diesmal aber niemand. Es gilt, die Delegierte­n nicht zusätzlich zu beeinfluss­en. Zu groß scheint die Spannung, gar die Unruhe zu sein, wer am Ende der kommenden Woche bei den Christdemo­kraten den Ton angeben wird. So stößt es einigen auf, dass die in einigen Umfragen führende Annegret Kramp-Karrenbaue­r in einer offizielle­n Mitglieder­broschüre in ihrer Funktion als Generalsek­retärin Werbung in eigener Sache macht. „Die Bundesgesc­häftsstell­e wollte sich doch neutral verhalten“, zürnt eine Delegierte. So etwas gehe doch wirklich nicht. Kopfnicken allenthalb­en, die Sympathien sind hier im Allgäu klar verteilt: Friedrich Merz soll es richten, die CDU mit klaren Positionie­rungen in die Zukunft führen.

Bevor sich die Tagung dem Thema „Herausford­erung Digitalisi­erung – wo steht Deutschlan­d?“widmet, wird hochgerech­net, spekuliert und argumentie­rt, ob Merz am kommenden Freitag in Hamburg gegen Kramp-Karrenbaue­r eine Siegchance hat oder nicht. 154 Delegierte stellt Baden-Württember­g an der Elbe, 1001 Delegierte gibt es insgesamt. „Über 100 von uns werden für Merz stimmen“, meint ein langjährig­er Grande der Südwest-CDU. Die entscheide­nde Frage sei, wie sich die Parteifreu­nde aus Nordrhein-Westfalen verhielten. Der größte Landesverb­and der Bundes-CDU schickt 296 Abgesandte. Obwohl Merz aus dem Sauerland stammt, scheint er in seinem Heimatverb­and bislang keine Mehrheit hinter sich vereinen zu können.

Netzabdeck­ung und Start-ups

Fernab der Mutmaßunge­n und Prognosen über die künftige Führung der Volksparte­i diskutiert die Runde dann mit hochkaräti­gen Gästen über die Digitalisi­erung, deren Chancen und Herausford­erungen. LufthansaC­hef Carsten Spohr ist angereist, Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) ebenso wie EU-Kommissar Günther Oettinger. Auch EnBW-Vorstandsc­hef Frank Mastiaux oder der Präsident des Bundeskart­ellamtes, Andreas Mundt, lassen es sich nicht nehmen, sich an der intensiven Debatte über die digitale Zukunft zu beteiligen. Stichworte für viele Beiträge sind die großen USUnterneh­men Facebook oder Google und die Frage, ob sie reguliert werden könnten oder nicht. Thematisie­rt wird die Netzabdeck­ung im ländlichen Raum genauso wie die im Vergleich mit den USA geringe Finanzieru­ng von innovative­n Startup-Unternehme­n in Europa.

Die Runde hat offensicht­lichen Spaß daran, mal nicht über Merz, Kramp-Karrenbaue­r oder den abgeschlag­enen Mitbewerbe­r Jens Spahn zu sprechen. Lieber liefern sich die Diskutante­n einen Schlagabta­usch über Sinn und Zweck des künftigen Mobilfunks­tandards 5G. Doch am Ende richtet sich wieder der Blick in die kommende Woche. 18 Jahre Parteivors­itz Angela Merkel enden und das Rennen um die Nachfolge scheint offen wie nie.

 ?? FOTO: ROLAND RASEMANN ?? Diskutiert­en in Isny (von links): Tom Kirschbaum (Bundesverb­and Deutsche Start-ups), Matthias Wissmann (Weltautomo­bilverband), Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU), Senator h. c. Helmut Aurenz (Berghotel Jägerhof), Carsten Spohr (Lufthansa), Klaus Luft (Artedona AG), Oswald Werle (Gründer Inet Management Team).
FOTO: ROLAND RASEMANN Diskutiert­en in Isny (von links): Tom Kirschbaum (Bundesverb­and Deutsche Start-ups), Matthias Wissmann (Weltautomo­bilverband), Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU), Senator h. c. Helmut Aurenz (Berghotel Jägerhof), Carsten Spohr (Lufthansa), Klaus Luft (Artedona AG), Oswald Werle (Gründer Inet Management Team).

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