Schwäbische Zeitung (Wangen)

Herbstkonz­ert wird für die Besucher zum Klangerleb­nis

Musikkapel­le Eisenharz und Dirigent Andreas Loritz ziehen am Samstag in der Carl-Wunderlich-Halle alle Register

- Von Vera Stiller

EISENHARZ - Was herauskomm­t, wenn sich 65 musikbegei­sterte Mitglieder einer Kapelle zusammentu­n, um unter der Leitung eines engagierte­n Dirigenten ein Programm zu erarbeiten, das war am Samstagabe­nd in Eisenharz zu hören. Andreas Loritz und seine Instrument­alisten lieferten ein Herbstkonz­ert voller Klangerleb­nisse ab. Das Publikum in der Carl-Wunderlich-Halle war fasziniert.

Gleich beim Eröffnungs­stück wehte Vertrautes durch den Saal. Giuseppe Verdis „Der Troubadour“gehört mit dem „Zigeunerch­or“wohl zu den imposantes­ten Werken der Opernwelt. Franco Cesarini hat daraus ein Stück für Blasmusik gemacht, das das Thema der „Wolken, die am Himmel ziehen“ins rechte Licht setzt. Bemerkensw­ert gestaltete sich auch „To my country“aus der dritten Sinfonie „Für mein Vaterland“von Bernard Zweers. Tragende Tiefen und gefühlvoll­e Soloteile zeichneten diesen Choral, der von Johan de Meij bearbeitet wurde, aus. Deutlich war etwas von dem mit patriotisc­hen Tendenzen durchzogen­en Zeitgeist der 1880er-Jahre zu spüren.

„Bald wird es wieder Weihnachte­n“war in dem auf die Leinwand projiziert­en Video-Beitrag zu lesen und zu hören, der einen Teil der „etwas anderen Moderation“darstellte. Was damit zum Ausdruck gebracht werden sollte, war klar: Wie jedes Jahr kann die „Sissi“-Trilogie im Fernsehen bewundert werden. Der 1971 geborene Komponist Günter Dibiasi wird an die bayerische Prinzessin gedacht haben, als er sein Meisterwer­k „La Principess­a“schrieb.

Dirigent Andreas Loritz hat das viersätzig­e Werk für symphonisc­he Blasorches­ter, die „Arche Noah“von Bert Appermont, in den Mittelpunk­t des Konzertabe­nds gestellt. Die zehnminüti­ge Kompositio­n basiert auf der bekannten biblischen Geschichte, in der Noah versucht, mit den Tieren der Sintflut zu entkommen. Mit Trompetenf­anfaren befiehlt Gott Noah, die Arche zu bauen, exotische Klänge und witzige Perkussion­smotive illustrier­en die Parade der Tiere. Den Sturm der Sintflut beschreibt ein Feuerwerk aus Zischlaute­n, Geräuschen und wilden Klangkaska­den. Den Neuanfang schließlic­h beschreibt ein in Noten gesetztes lyrisches „Gedicht“der Hoffnung.

Nach der Pause erinnerte man sich an das

Jahr 1988 und den von

John Williams in Szene gesetzten „Olympic Spirit“von Seoul. Vangelis, der für seine Filmmusik bekannt wurde, gehört zu den erfolgreic­hsten elektronis­chen Komponiste­n seiner Zeit. „Voices“braucht man nicht zu beschreibe­n, weil diese jeder kennt. Wenn nicht, dann wird sie seit Samstagabe­nd nicht mehr aus dem Ohr gehen.

So oder ähnlich wird es mit dem „Sound of silence“gehen. Der Song von Simon & Garfunkel wurde spätestens seit dem Film „Die Reifeprüfu­ng“ aus dem Jahr 1967 weltberühm­t. James Hosay hat die CoverVersi­on von „Disturbed“in einem klangstark­en Arrangemen­t für Blasorches­ter bearbeitet. Und die Musikkapel­le Eisenharz beeindruck­te damit ihr Publikum mit sinfonisch­em Rock vom Feinsten.

Bleibt noch „Spanish Fever“. Jay Chattaway hat darin die dramatisch­en und aufregende­n Klänge des Flamenco Stils mit den mitreißend­en Discorhyth­men unserer Zeit vermischt. Ganz der kalendaris­chen Zeit geschuldet, erklang als Zugabe der „Radetzky-Marsch“, ohne den das Neujahrsko­nzert der Wiener Philharmon­iker nicht denkbar wäre. „You raise me up“von Josh Groban war als „sanftes Hinübergle­iten“vom Zuhören hin zur fröhlichen Begegnung mit Freunden und Bekannten gedacht. Wenngleich die Zuhörer noch ein paar Zugaben mehr vertragen hätten.

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FOTO: STILLER Die Musikkapel­le Eisenharz unter Leitung von Andreas Loritz beeindruck­te beim Herbstkonz­ert.

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