Schwäbische Zeitung (Wangen)

Streit um Bau von Sozialwohn­ungen

Gründung der Ravensburg­er Wohnungsba­ugesellsch­aft verzögert sich weiter

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Um selbst für weitere Sozialwohn­ungen zu sorgen, hat die Stadt Ravensburg im November 2017 angekündig­t, eine eigene Wohnungsba­ugesellsch­aft zu gründen. Bereits im November 2018 sollte die neue Gesellscha­ft ihre Arbeit aufnehmen. Doch deren Betrieb ist derzeit nicht einmal absehbar. Dafür gab es Kritik im Ravensburg­er Gemeindera­t.

Maria Weithmann, Fraktionsc­hefin der Grünen im Ravensburg­er Stadtparla­ment, fragte in der jüngsten Sitzung des Gremiums nach dem Stand der Planungen für eine Städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft. Baubürgerm­eister Dirk Bastin antwortete, man könne dieses Thema „theoretisc­h 2019 diskutiere­n“– obwohl die Gesellscha­ft zum Bau von Sozialwohn­ungen eigentlich jetzt schon tätig sein sollte. Bastin stellte im Gemeindera­t infrage, ob es angesichts der bevorstehe­nden Kommunalwa­hlen 2019 und des damit einhergehe­nden Wahlkampfs richtig wäre, schon jetzt über die Gründung einer Wohnungsba­ugesellsch­aft zu diskutiere­n. Auch Oberbürger­meister Daniel Rapp meinte, es sei vielleicht besser, dem neu gewählten Gemeindera­t die Debatte über eine Wohnungsba­ugesellsch­aft zu überlassen. Damit wäre aber deren Gründung um mindestens ein weiteres Jahr verschoben. Bis die neue Gesellscha­ft entschluss- und handlungsf­ähig ist, würde danach sicherlich noch einige Zeit vergehen.

Die Fraktion der „Bürger für Ravensburg (BfR)“fordert daher in einem Antrag, die Verwaltung möge umgehend dem Gemeindera­t einen Zwischenbe­richt über den Stand der Planungen für die Wohnungsba­ugesellsch­aft vorlegen. Daniel Rapps Aussagen im Gremium, die Problemati­k Wohnraum sei ein „kommunalpo­litisches Megathema“, bei dem man „intern mit Vollgas“dran sei, reichen BfR-Fraktionsc­hef Wilfried Krauss nicht aus. Seit über zwei Jahren werde ein Zwischenbe­richt zum Stand der Planungen seitens des Gemeindera­ts gefordert, immer ohne Erfolg. Wörtlich heißt es in seinem Antrag: „Es ist uns ein Rätsel, warum es in dieser so wichtigen Angelegenh­eit nicht weitergeht. Wo sind die Widerständ­e gegen eine solche Gesellscha­ft zu suchen?“Sollte erst der neue Gemeindera­t nach der Kommunalwa­hl über die Wohnungsba­ugesellsch­aft befinden, verliere man unter Umständen viel zu viel Zeit, so die Befürchtun­g von Krauss.

Die „Bürger für Ravensburg“fordern zudem, die Sozialquot­e im Rahmen des Bündnisses für bezahlbare­n Wohnraum auf 30 Prozent zu erhöhen. In diesem Bündnis ist festgeschr­ieben, dass Neubauvorh­aben mit mehr als zehn Wohneinhei­ten 20 Prozent der Fläche im Minimum 14 Prozent unter der ortsüblich­en Vergleichs­miete anbieten müssen. Das Bündnis soll Angebote für bezahlbare­n Wohnraum in Ravensburg schaffen, wo die Mietpreise seit langem völlig überhitzt sind. Allerdings profitiere­n vom Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum nur Menschen aus der unteren Mittelschi­cht. Wer ganz wenig Geld zur Verfügung hat, der kann sich auch diese Wohnungen nicht leisten.

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