Schwäbische Zeitung (Wangen)

Es läuft für die Kanzlerin

- Von Hendrik Groth

Was für eine Spannung! Was für ein demokratis­cher Wettbewerb! Die CDU hat sich und der politische­n Kultur in der Bundesrepu­blik einen Gefallen getan, indem sie drei Kandidaten offen um den Parteivors­itz hat ringen lassen. Nach ihrem denkbar knappen Sieg in der Stichwahl wartet auf die neue Vorsitzend­e Annegret KrampKarre­nbauer Überzeugun­gsarbeit – bei zahlreiche­n Delegierte­n aus dem Südwesten, beim Landesverb­and und bei vielen CDU-Mitglieder­n.

In Baden-Württember­g gab es eine große Mehrheit für Friedrich Merz. Von ihm erhofften sich viele eine klarere Positionie­rung der Volksparte­i und mehr Diskussion­en als unter der 18-jährigen Ägide Angela Merkels. Die Enttäuschu­ng dort ist groß. Doch die Kanzlerin drückte der Versammlun­g gleich zu Beginn ihren Stempel auf. Parteitags­regie hin oder her, der Applaus und die Zustimmung für Merkel waren echt, der Abschied hochemotio­nal. Alleine die Rede der vom Parteiamt befreit wirkenden Regierungs­chefin spielte Kramp-Karrenbaue­r in die Karten.

Kontinuitä­t war nun die Parole. Keine Retro-CDU der 1990er-Jahre, keine Revolution, kein Bruch mit der Merkel-Linie. Dennoch sollte sich die neue Chefin bemühen, ihre Rivalen einzubinde­n. In der Endphase des Wahlkampfe­s war mehrfach die Furcht vor einer Spaltung formuliert worden. Diese Bewertung ist zu dramatisch und mit dem engen Duell um den Chefposten begründet, aber es standen definitiv unterschie­dliche Politiksti­le zur Wahl.

Ob Verletzung­en zurückblei­ben, liegt jetzt an der neuen Parteiführ­ung. Für die Große Koalition bedeutet die Wahl eine gewisse Entspannun­g. Aus CDU-Sicht wird Merkel wohl mindestens zwei weitere Jahre im Kanzleramt arbeiten können, bevor sie an ihre Nachfolger­in an der Parteispit­ze den Kanzlerinn­en-Bonus übergeben wird. Auch ohne Parteiamt läuft es für Merkel.

h.groth@schwaebisc­he.de

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