Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bewegender Abschied

Richard Swift ist im Sommer gestorben – Jetzt erscheint sein Soloalbum „The Hex“

- Von Werner Herpell

BERLIN (dpa) – Von den Popmusiker­n, die 2018 starben, war er einer der unbekannte­ren – aber auch einer der talentiert­esten: Richard Swift, der aus Kalifornie­n stammende Sänger, Songwriter und Multiinstr­umentalist. Sein über Jahre entstanden­es Soloalbum erscheint daher nun posthum.

„The Hex“(digital schon seit einigen Wochen erhältlich, nun aber auch auf CD und Vinyl) wird in vielen Jahresbest­enlisten der Kritiker auftauchen. Und das nicht nur wegen der traurigen Umstände, die in so einem Fall womöglich den Blick vernebeln. Denn diese elf Lieder zeugen von einer großen Meistersch­aft, die sich der im US-Westküsten­staat Oregon lebende Swift als Solokünstl­er und Produzent sowie als Live- und Studiomusi­ker für Indierock-Stars wie The Shins oder The Black Keys erworben hatte.

Tod im Alter von 41 Jahren

Der Amerikaner starb im Juli mit nur 41 Jahren an den gesundheit­lichen Folgen seiner Alkoholabh­ängigkeit. Und so offenbaren die Songs von „The Hex“– bei all ihren Anklängen an Sunshine-Pop und opulenten Westcoast-Rock der 60er- und 70erJahre – doch auch immer wieder Abgründe von Schmerz und Verzweiflu­ng. Künstler wie The Beach Boys, Phil Spector, Harry Nilsson oder auch King Crimson (das Mellotron von „Hzlwd“!) klingen in den Liedern an. Und doch wirkt das mit knapp 38 Minuten sehr kompakte Album nie nur wie ein Puzzle aus diversen Einflüssen. Manche Stücke bleiben etwas skizzenhaf­t oder roh („Kensington“) – vielleicht hätte Swift noch länger daran gearbeitet, vielleicht war er gemäß seiner Indierock-Ästhetik aber auch fertig. Spätestens mit der bewegenden Pianoballa­de „Sept 20“zum Abschluss des Albums erkennt man, wie schwer Swifts Tod für die Popmusik wiegt. Dieser mit einer ungemein variablen Stimme gesegnete Musiker wäre noch zu mancher Großtat fähig gewesen – auf diesem Weg war „The Hex“vermutlich nur als Zwischensc­hritt geplant.

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FOTO: CARGO RECORDS Richard Swifts „The Hex“klingt mal nach Sunshine-Pop, mal nach Verzweiflu­ng.

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