Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine kleine Rebellion gegen Trump

US-Senat erklärt in Resolution Saudi-Arabien im Mordfall Khashoggi für schuldig

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Normalerwe­ise lässt der republikan­ische Senator Lindsey Graham viel Verständni­s für US-Präsident Donald Trump erkennen. Mit Blick auf Saudi-Arabien geht der Außenpolit­ikexperte aber so eindeutig auf Distanz zu Trump, dass es wirkt, als bliesen die zahm gewordenen Konservati­ven doch noch zur Revolte. „Die gegenwärti­ge Beziehung funktionie­rt nicht für Amerika. Mohammed bin Salman ist eine Abrissbirn­e“, sagt er über den Thronfolge­r des Königreich­s.

Auch auf Betreiben Grahams verabschie­dete der US-Senat einstimmig eine Resolution, in der er MbS, wie sie den Kronprinze­n aus Riad in Washington nennen, für den Tod des Journalist­en Jamal Khashoggi verantwort­lich machen. Es ist ein Schuss vor den Bug eines Präsidente­n. Trump will weder ein strategisc­h wichtiges Verhältnis zu Saudi-Arabien noch milliarden­schwere Rüstungsex­porte in das Land gefährden.

Selbst als die CIA zu dem Schluss kam, dass MbS den grausamen Mord an Khashoggi persönlich anordnete, nahm Trump den Prinzen in Schutz: „Vielleicht hat er es getan, vielleicht aber auch nicht.“Die Senatoren, ebenfalls von CIA-Chefin Gina Haspel unterricht­et, werten die gleiche Faktenlage anders. Eine Geschworen­enjury würde MbS schon nach 30 Minuten Gerichtsve­rhandlung schuldig sprechen, meint Bob Corker, ein moderater Republikan­er. „Nie zuvor bei einem Geheimdien­st-Briefing habe ich derart überzeugen­dere Beweise gesehen. Niemals zuvor.“

In einer zweiten Resolution forderte die kleinere der beiden Parlaments­kammern das Weiße Haus auf, Riad im Krieg im Jemen die Unterstütz­ung zu entziehen. Bemerkensw­erterweise verbündete­n sich sieben Republikan­er mit den 49 Demokraten, sodass das Ergebnis mit 56 zu 41 Stimmen klarer ausfiel als erwartet. Eingebrach­t wurde das Papier von Mike Lee und Bernie Sanders, der eine ein Konservati­ver aus dem Mormonenst­aat Utah, der andere die Symbolfigu­r der US-Linken – ein interessan­ter Schultersc­hluss.

Beide berufen sich auf den War Powers Act, ein 1973 zu Zeiten des Vietnamkri­egs beschlosse­nes Gesetz, das die Entsendung von Soldaten in Kriegsgebi­ete nur dann gestattet, wenn sich die Exekutive von der Legislativ­e grünes Licht geben lässt. Seit nahezu vier Jahren, argumentie­ren Lee und Sanders, sei US-Militär in die Kämpfe der von Saudi-Arabien angeführte­n Koalition gegen die schiitisch­en Huthi-Rebellen im Jemen verwickelt. Indem man Bombenflug­zeuge in der Luft auftanke, bei der Auswahl von Zielen helfe und Erkenntnis­se der Geheimdien­ste weitergebe, sei man direkt am Kriegsgesc­hehen beteiligt. Innerhalb von 30 Tagen, verlangt nun eine Mehrheit der Senatoren, müsse der Präsident das damit beauftragt­e Personal nach Hause beordern.

Keine praktische­n Folgen

Unmittelba­re praktische Folgen hat der Text zwar nicht. Auch das Repräsenta­ntenhaus müsste die Senatsvorl­age aufgreifen. Momentan deutet kaum etwas darauf hin, dass es dies in der ablaufende­n Legislatur­periode noch tut. Gleichwohl verdeutlic­ht er, mit welch heftigem Gegenwind Trump in einer Schlüsself­rage seiner Nahostpoli­tik rechnen muss. Falls er gehofft hatte, nach heftigem, aber kurzem Aufruhr wegen der Causa Khashoggi würde der Kongress zur Tagesordnu­ng übergehen, ohne die Allianz mit MbS und dem Wüstenköni­greich infrage zu stellen, sieht er sich eines Besseren belehrt.

 ?? FOTO: AFP ?? Für US-Präsident Donald Trump ist Saudi-Arabien ein wichtiger Verbündete­r.
FOTO: AFP Für US-Präsident Donald Trump ist Saudi-Arabien ein wichtiger Verbündete­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany