Schwäbische Zeitung (Wangen)

WG-Kennzeiche­n: Erster Erfolg für Initiative

Online-Petition erreicht erforderli­che Stimmenzah­l – Erste Reaktionen von Kreisräten

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die Initiative zur Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns verbucht einen ersten Erfolg: Ihre im Sommer ins Leben gerufene OnlinePeti­tion hat dieser Tage das erforderli­che Quorum von mehr als 2200 Unterstütz­ern erreicht. Deshalb hat die Plattform (openpetiti­on.de) am Freitag von den das Thema letztlich entscheide­nden Kreisräten Stellungna­hmen angeforder­t. Erste von ihnen haben bereits reagiert.

Drei Wochen vor Ablauf zum Jahresende hat das Quorum die nötige Stimmenzah­l erreicht. Die Marke von 2200 „Unterschri­ften“von Unterstütz­ern aus dem Landkreis Ravensburg war überschrit­ten. Am Freitagnac­hmittag stand der Zähler bereits bei 2399 Stimmen, insgesamt lag die Marke sogar bei 2742 Unterstütz­ern.

Bereits am Morgen waren die Kreisräte von openpetiti­on.de aufgeforde­rt worden, sich zum Thema zu äußern. Bis zum Nachmittag war die Zahl der Antworten zwar noch spärlich, allerdings äußerten sich einige aufgeschlo­ssen. Gänzlich ablehnend waren zwei Reaktionen. Eine Mehrheit befürworte­te bis zu diesem Zeitpunkt allerdings eine „öffentlich­e Anhörung“– entweder im Kreistag oder in einem Fachaussch­uss.

„Vielfalt statt Einfalt“

Sehr deutlich „pro“positionie­rte sich Siegfried Scharpf. Der Ravensburg­er Vorsitzend­e der ÖDP-Fraktion schrieb: „Vielfalt statt Einfalt, auch bei Nummernsch­ildern! Das kostet fast nichts und erfreut viele Menschen.“Die Aussage überrascht nicht, hatte sich die ÖDP doch schon vor Monaten auf die Seite der RetroKennz­eichen-Befürworte­r geschlagen und einen entspreche­nden Antrag im Kreistag angekündig­t. Unterstütz­ung signalisie­rt auch CDUKreisra­t Elmar Buemann (Baindt) – unter der Voraussetz­ung, dass sich „genügend andere Vertreter anschließe­n“. Allerdings zählt er sicher nicht zu euphorisch­en Befürworte­rn des Schilder-Ansinnens, wie aus seiner Stellungna­hme hervor geht: „Die Zusammenge­hörigkeit im Landkreis Ravensburg mache ich nicht am polizeilic­hen Kennzeiche­n fest. Meines Erachtens gibt es genügend wichtigere Themen zu erörtern und zu entscheide­n. Wer welches Kennzeiche­n an seinem Fahrzeug fährt, ist mir ehrlich gesagt ,wurscht’.“

Zumindest eine Debatte im Kreistag will auch der Isnyer Kreisrat Karl Immler (ebenfalls CDU). Allerdings lässt sich aus seiner Begründung

herauslese­n, wohin er tendiert. Dazu zieht er allerdings alte Ressentime­nts zwischen Schussenta­l und Allgäu heran, also Argumente, auf die die Initiatore­n der Kennzeiche­n-Initiative nie gesetzt haben: Er schreibt von einer „Übermacht an Stimmen“aus dem Schussenta­l, was zu „vielen Entscheidu­ngen“zu dessen Vorteil und zu Lasten seiner Heimatstad­t Isny geführt habe. Deshalb schlussfol­gert Immler: „Es ist eine Zumutung, von uns Allgäuern zu verlangen, dass wir dies auch durch das gemeinsame Kennzeiche­n sanktionie­ren sollen.“Die Wiedereinf­ührung des WGKennzeic­hens befürworte­t er als Ausdruck „unseres friedliche­n Protests“. Dafür sei es „höchste Zeit“.

Eine klare Gegenposit­ion vertritt hingegen Peter Clement (SPD), wie Immler aus Isny stammend: „KfzKennzei­chen sind kein wirklich wesentlich­es Thema unserer Zeit.“Er glaubt nicht, dass im Zuge der Initiative auch

Kennzeiche­n

für andere Kreisstädt­e eingeführt würden – und fragt: „Welchen Nutzen hätte dann für mich als Isnyer Bürger ein Wangener Kennzeiche­n?“

Aus der SPD äußert sich auch Rudolf Bindig ablehnend: Der Kreistagsf­raktionsch­ef warnt vor einem „zersplitte­rtem Bild“im Fall der Wiedereinf­ührung von „WG“an Autoschild­ern. Hintergrun­d: Dem heutigen Landkreis Ravensburg gehören auch Gebiete anderer – bestehende­r oder im Zuge der kommunalen Gebietsref­orm in den 1970er-Jahren aufgelöste­r – Landkreise an. Ergo müsse man aus seiner Sicht dann zusätzlich Kennzeiche­n wie ÜB, SLG, SIG und BC zulassen. Bindigs Quintessen­z: „Von einer Gemeinsamk­eit im Landkreis bleibt dann wenig über.“Auch behauptet Bindig: Interesse am WGKennzeic­hen hätten hauptsächl­ich Wangener. „In Isny, Leutkirch, Kisslegg, Amtzell und Bad Wurzach ist der Wunsch kaum vorhanden oder

weniger ausgeprägt.“Wie sich die Unterstütz­er konkret verteilen, dazu gibt eine Auswertung von Gerold Fix vom Donnerstag Auskunft. Der Wangener ist neben den Ratzenried­ern Berthold Büchele und Hans Knöpfler einer der maßgebende­n Köpfe der Kennzeiche­n-Initiative. Als „Top-5-Orte“der Unterstütz­er nennt Fix Wangen (976 Stimmen), Isny (379), Argenbühl (259), Leutkirch (198) und Bad Wurzach (132). Dahinter folgen Amtzell und Kißlegg etwa gleichauf. In einer E-Mail an die „Schwäbisch­e Zeitung“verwies er überdies auf positive Stimmen „sogar“aus Ravensburg (8) und Weingarten (16).

„Nirgends Probleme“

Auf Zustimmung auch außerhalb der Wangener Stadtgrenz­en hatte die Initiative seit ihrer Gründung kurz vor den Sommerferi­en ganz bewusst gesetzt: Im Herbst gab es eine Informatio­nsveransta­ltung in Isny, Anfang Dezember eine weitere in Leutkirch. Bei Letzterer hatten die Initiatore­n erneut ihre Pro-Argumente vorgebrach­t und sich ausdrückli­ch gegen Vorwürfe möglicher Abgrenzung­en innerhalb des Landkreise­s verwahrt. Mit Hinweis auf die mittlerwei­le in 315 von 400 deutschen Kreisen ermöglicht­en Retro-Schilder schrieben sie im Anschluss: „Nirgends in Deutschlan­d hat es Probleme gegeben, und die Argumente, solche Kennzeiche­n würden die Kreisrefor­m in Frage stellen, gar Gräben öffnen und Kleinstaat­erei fördern, sind damit klar widerlegt.“

In der Mitteilung hatte das Trio auch die Teilnahme der CDU-Kreisräte Waldemar Westermaye­r (Leutkirch) und Axel Müller (Weingarten) an der Leutkirche­r Veranstalt­ung erwähnt: „Sie waren sich einig, dass es seit der Ablehnung des Kreistags 2013 eine neue Situation gebe.“Diese habe sich durch die zahlreiche­n Unterstütz­er der Petition sowie die Vielzahl der Landkreise ergeben, in denen Retro-Schilder seither erlaubt worden waren. Außerdem zitieren Gerold Fix, Berthold Büchele und Hans Knöpfler die Meinung des bayerische­n Wirtschaft­sministeri­ums zum Thema: „Was spricht dagegen? Nichts.“

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FOTO/SCREENSHOT: WG-INITIATIVE/JPS Das Foto oben zeigt, wie sich die Schilder-Initiative nicht nur die Kennzeiche­n selbst, sondern auch ein mögliches Abstimmung­sverhalten im Kreistag vorstellen. Das Bild unten zeigt den Stand der Petition am Freitagnac­hmittag.

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