Auch beim ÖPNV-Konzept gilt: Gut Ding will Weile haben
Wie soll ein künftiger und vor allem zukunftsweisender Öffentlicher Personennahverkehr in Wangen ausschauen? Mit dieser Frage hat sich der Wangener Gemeinderat vergangenen Montagabend ausführlich beschäftigt. Die teilweise emotionale Diskussion entbrannte vor allem am Zeitplan und an der Vorgehensweise hin zu einem „Integrierten ÖPNV-Konzept mit Beachtung des Stadtverkehrs“. Die Verwaltung will sich dafür Zeit bis Ende 2021 nehmen, viele Räte wollen hier aber mehr Tempo machen. Bei allem Unmut über die aktuell unbefriedigende Situation gilt jedoch auch hier der alte Spruch: Gut Ding will Weile haben.
Denn das ÖPNV-Konzept, das die Stadt entwickeln will, sollte so gut wie möglich auf den Regionalbusverkehr und auf die Schiene abgestimmt sein. Wie viele und welche Züge wann auf der aller Voraussicht nach ab Ende 2020 elektrifizierten Allgäubahn fahren werden, weiß zum gegenwärtigen Zeitpunkt und wohl auch noch im nächsten Jahr niemand. Zu vermuten ist auch, dass der Landkreis Ravensburg mit seiner geplanten Neuausrichtung des ÖPNV ebenfalls noch eine Weile brauchen wird. Beides sind jedoch wichtige Stützpfeiler einer funktionierenden Wangener NahverkehrsArchitektur. Es bringt deshalb wenig, jetzt auf die Tube zu drücken und möglichst schnell die Buskonzessionen auszuschreiben – um dann anschließend festzustellen, dass sich das eigene Liniennetz nicht mit den Fahrplänen der anderen verträgt. Wie empfindlich beispielsweise das „Wangener System“auf Veränderungen beim Fahrplanwechsel der Bahn reagieren kann, wurde zuletzt in der jüngsten Bürgerfragestunde bei der Kritik einer Mutter von Schul(bus)kindern aus Primisweiler deutlich. Sobald jemand an einer (Fahrplan-)Schraube dreht, wirkt sich das im sensiblen ÖPNVKonstrukt an anderer Stelle aus – und nicht immer positiv.
Deshalb ist es vernünftig, wenn sich Stadt und beauftragtes Planungsbüro Zeit nehmen. Nicht nur, um für den Stadtbus ein zukunftsweisendes Liniennetz mit vernünftiger Anbindung der Ortschaften zu entwickeln. Sondern auch für die wichtigen Abstimmungen mit dem Landkreis und den überregionalen Nahverkehrsbetreibern. Denn wenn der städtische ÖPNV sich nicht mit dem außerörtlichen ergänzt, dann wird die Stadt Wangen den Anschluss an eine von ihr selbst postulierte, nachhaltige und umweltschonende Mobilität verpassen.
b.treffler@schwaebische.de