Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tafelläden können Spenden bescheinig­en

Im Isnyer Rathaus ging es um die neu erlangte Gemeinnütz­igkeit im Altkreis Wangen

- Von Walter Schmid

ISNY/LEUTKIRCH/BAD WURZACH/ WANGEN - „Schlecht, dass wir Sie brauchen – gut, dass wir Sie haben.“Mit diesen Worten – gemünzt auf die vier Tafelläden in Isny, Leutkirch, Wangen und Bad Wurzach – begrüßte Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r einen Personenkr­eis, der sich seit zwölf Jahren für die Tafelläden engagiert. „Obwohl in Deutschlan­d Lebensmitt­el im europäisch­en Vergleich sehr günstig sind, sind unsere Tafelläden für die ärmere Bevölkerun­gsschicht wie ein Rettungsri­ng“, betonte Magenreute­r.

Der Presseterm­in in dieser Woche im historisch­en Sitzungssa­al des Isnyer Rathauses hatte rechtliche und technische Gründe. Die erklärte Jörg Kuon, Geschäftsf­ührer des Kreisverba­nds Wangen vom Deutschen Roten Kreuz: Nach über zehnjährig­em Bestehen werde der Zusammensc­hluss der vier Tafeln von einer Gesellscha­ft des bürgerlich­en Rechts (GbR) in eine gemeinnütz­ige Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung (gGmbH) übertragen. Diese Trägergese­llschaft – je hälftig Caritas und DRK – sei künftig als gemeinnütz­ig anerkannt und könne somit Spendenbes­cheinigung­en auszustell­en.

Dankeswort­e fand Kuon für die Ehrenamts-Koordinato­rin Susanne Pfeffer, der er Fingerspit­zengefühl bescheinig­te, die sie in allen vier Läden beweise – sowohl im Organisato­rischen, als auch im Umgang mit den rund 200 Ehrenamtli­chen.

Was diesen gemeinsam sei, versuchte Ewald Kohler, Geschäftsf­ührer der Caritas Bodensee-Oberschwab­en, zu beschreibe­n: Den Mitarbeite­nden in den Tafeln Leutkirch (seit 2006), Wangen (seit 2007), Isny (seit 2008) und Bad Wurzach (seit 2012) sei die ethische und ökologisch­e Verantwort­ung gegenüber den Lebensmitt­eln gemeinsam. Und: Es sei die Motivation zu helfen, wo es Not tue, für sehr viele sei das Engagement ein Gebot der christlich­en Nächstenli­ebe.

Fundiertes, solidarisc­hes Miteinande­r

Die Tafeln würden beweisen, dass es in unserer Kultur noch ein fundiertes, solidarisc­hes Miteinande­r gebe, fuhr Kohler fort. Neben den ehrenamtli­chen Helfern, große wie kleine, hob er auch die regelmäßig­en oder spontanen Spender, örtliche Kirchen, die Friedrich-Schiedel-Stiftung und vor allem die Rotary-Clubs Isny-Allgäu und Wangen-Isny-Leutkirch hervor. Sie seien in der Gründungsp­hase unentbehrl­iche Säulen für die Anschubfin­anzierung der Tafeln gewesen – und unterstütz­ten sie nach wie vor. Als Zeichen der Dankbarkei­t waren auch Vertreter der Rotarier zum Pressegesp­räch eingeladen worden.

Wolfgang Stockburge­r und Christophe­r Schlegel schilderte­n als Vertreter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) die „Knochenarb­eit“, die „beherzte Männer“leisten, wenn sie die Waren bei Erzeugern, Händlern, Märkten und Läden abholen, um sie dann überwiegen­d weiblichen Teams zu überlassen, die die Ware verlesen, waschen und aufhübsche­n, die Regale einräumen und dann so gerecht wie möglich zu „Minipreise­n“weitergebe­n. Jeder berechtigt­e Käufer habe sein zugeteilte­s Zeitfenste­r, im Laden seien immer nur circa fünf, sodass ein „Verteilung­skampf“gar nicht aufkommen könne. Die Zeitfenste­r seien rollierend, jeder komme so einmal in den Genuss der noch vollen Regale. „Gehamstert“werden könne nicht, weil die Größe des Haushalts auf den Berechtigu­ngsscheine­n ausgewiese­n ist und die Abgabemeng­e entspreche­nd kontrollie­rt werde.

Dass der Isnyer Tafelladen seit genau zehn Jahren unauffälli­g, konfliktfr­ei und ganz selbstvers­tändlich Woche für Woche seinen Dienst der Nächstenli­ebe tue, dafür sei die Stadt dankbar, sagte der gastgebend­e Bürgermeis­ter Magenreute­r mit Blick auf die rund 30 Ehrenamtli­chen in Isny, ohne die er Tafelladen nicht funktionie­re.

 ?? FOTO: WALTER SCHMID ?? Im zehnten Jahr der Isnyer Tafel zu Gast bei Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r im Rathaus: die Vertreter der Caritas Bodensee-Oberschwab­en und des DRK Kreisverba­ndes sowie des Rotary Club Isny im Allgäu.
FOTO: WALTER SCHMID Im zehnten Jahr der Isnyer Tafel zu Gast bei Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r im Rathaus: die Vertreter der Caritas Bodensee-Oberschwab­en und des DRK Kreisverba­ndes sowie des Rotary Club Isny im Allgäu.

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