Tafelläden können Spenden bescheinigen
Im Isnyer Rathaus ging es um die neu erlangte Gemeinnützigkeit im Altkreis Wangen
ISNY/LEUTKIRCH/BAD WURZACH/ WANGEN - „Schlecht, dass wir Sie brauchen – gut, dass wir Sie haben.“Mit diesen Worten – gemünzt auf die vier Tafelläden in Isny, Leutkirch, Wangen und Bad Wurzach – begrüßte Bürgermeister Rainer Magenreuter einen Personenkreis, der sich seit zwölf Jahren für die Tafelläden engagiert. „Obwohl in Deutschland Lebensmittel im europäischen Vergleich sehr günstig sind, sind unsere Tafelläden für die ärmere Bevölkerungsschicht wie ein Rettungsring“, betonte Magenreuter.
Der Pressetermin in dieser Woche im historischen Sitzungssaal des Isnyer Rathauses hatte rechtliche und technische Gründe. Die erklärte Jörg Kuon, Geschäftsführer des Kreisverbands Wangen vom Deutschen Roten Kreuz: Nach über zehnjährigem Bestehen werde der Zusammenschluss der vier Tafeln von einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) übertragen. Diese Trägergesellschaft – je hälftig Caritas und DRK – sei künftig als gemeinnützig anerkannt und könne somit Spendenbescheinigungen auszustellen.
Dankesworte fand Kuon für die Ehrenamts-Koordinatorin Susanne Pfeffer, der er Fingerspitzengefühl bescheinigte, die sie in allen vier Läden beweise – sowohl im Organisatorischen, als auch im Umgang mit den rund 200 Ehrenamtlichen.
Was diesen gemeinsam sei, versuchte Ewald Kohler, Geschäftsführer der Caritas Bodensee-Oberschwaben, zu beschreiben: Den Mitarbeitenden in den Tafeln Leutkirch (seit 2006), Wangen (seit 2007), Isny (seit 2008) und Bad Wurzach (seit 2012) sei die ethische und ökologische Verantwortung gegenüber den Lebensmitteln gemeinsam. Und: Es sei die Motivation zu helfen, wo es Not tue, für sehr viele sei das Engagement ein Gebot der christlichen Nächstenliebe.
Fundiertes, solidarisches Miteinander
Die Tafeln würden beweisen, dass es in unserer Kultur noch ein fundiertes, solidarisches Miteinander gebe, fuhr Kohler fort. Neben den ehrenamtlichen Helfern, große wie kleine, hob er auch die regelmäßigen oder spontanen Spender, örtliche Kirchen, die Friedrich-Schiedel-Stiftung und vor allem die Rotary-Clubs Isny-Allgäu und Wangen-Isny-Leutkirch hervor. Sie seien in der Gründungsphase unentbehrliche Säulen für die Anschubfinanzierung der Tafeln gewesen – und unterstützten sie nach wie vor. Als Zeichen der Dankbarkeit waren auch Vertreter der Rotarier zum Pressegespräch eingeladen worden.
Wolfgang Stockburger und Christopher Schlegel schilderten als Vertreter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) die „Knochenarbeit“, die „beherzte Männer“leisten, wenn sie die Waren bei Erzeugern, Händlern, Märkten und Läden abholen, um sie dann überwiegend weiblichen Teams zu überlassen, die die Ware verlesen, waschen und aufhübschen, die Regale einräumen und dann so gerecht wie möglich zu „Minipreisen“weitergeben. Jeder berechtigte Käufer habe sein zugeteiltes Zeitfenster, im Laden seien immer nur circa fünf, sodass ein „Verteilungskampf“gar nicht aufkommen könne. Die Zeitfenster seien rollierend, jeder komme so einmal in den Genuss der noch vollen Regale. „Gehamstert“werden könne nicht, weil die Größe des Haushalts auf den Berechtigungsscheinen ausgewiesen ist und die Abgabemenge entsprechend kontrolliert werde.
Dass der Isnyer Tafelladen seit genau zehn Jahren unauffällig, konfliktfrei und ganz selbstverständlich Woche für Woche seinen Dienst der Nächstenliebe tue, dafür sei die Stadt dankbar, sagte der gastgebende Bürgermeister Magenreuter mit Blick auf die rund 30 Ehrenamtlichen in Isny, ohne die er Tafelladen nicht funktioniere.