„Da muss ich noch Geld hinschicken“
Indien-Kinderhilfe Oberschwaben unterstützt nun auch Gesundheitsprojekt
BAD WURZACH - Seit 30 Jahren gibt es nun schon den Verein Indien-Kinderhilfe Oberschwaben in Bad Wurzach. Mehr als eine Million Euro hat er in diesen Jahren an Spendengeldern gesammelt und damit Hilfsprojekte in dem Subkontinent unterstützt. Die Arbeit geht Hans-Martin Diemer und seinen Mitstreitern aber nicht aus.
Immer wieder erreichen die Bad Wurzacher Anfragen vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor, mit dem sie engstens zusammenarbeiten. Sei es, dass das Heim für misshandelte oder vergewaltigte Frauen und Mädchen in Allahabad dringend einen Anbau braucht. „Da muss ich auch noch Geld hinschicken“, sagt Diemer und berichtet: „Der Andrang ist groß. Selbst Dreijährige müssen wir dort aufnehmen, und so teilen sich zurzeit drei Mädchen ein Bett.“
Oder sei es, dass schwere Überschwemmungen die seit Jahren von Oberschwaben aus unterstützten Schulen der Salvatorianerinnen im südindischen Bundesstaat Kerala zerstörten. Auch da will Diemer helfen: „Da muss ich auch noch Geld hinschicken.“„Geld hinschicken“, das wollen Diemer und seine Mitstreiter nun auch nach Uttar Pradesh, dem bevölkerungsreichsten und einem der ärmsten Bundesstaaten Indiens. Dort läuft seit 1996 ein Gesundheitsprojekt der örtlichen katholischen Diözese. Familien aus 25 Elendsvierteln, vorwiegend aus der untersten Kaste oder aus dem Kreis der Kastenlosen, soll vor allem der gesicherte regelmäßige Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie zu medizinischer Versorgung ermöglicht werden.
Doch nicht nur praktische Hilfe wird geleistet, sondern die Menschen, Frauen (und damit Müttern) zuvorderst, über die Notwendigkeit von Vorsorge und Hygiene aufgeklärt.
Grausame Zustände
Diemer kennt einige dieser Elendsviertel, war dort selbst mehrfach vor einigen Jahren. „Grausam und brutal“, nennt er die dortigen Zustände. Aids breite sich dort immer weiter aus, andere Infektionskrankheiten sowieso. „Und viele gehen nicht zum Arzt, aus Scham oder weil sie es sich nicht leisten können.“Und die, die doch gehen, seien hinterher hochverschuldet, bei Kredithaien, die zehn Prozent Zinsen verlangen – „pro Tag“, wie Diemer weiß. Auch das ein Grund für die vielen Kinder, die in Teppichfabriken zehn Stunden und mehr täglich arbeiten müssen, statt zur Schule gehen zu dürfen. Und ohne Bildung besteht keine Chance, aus diesem Kreislauf herauszukommen.
Misereor unterstützte das Projekt der Diözese von Beginn an und berichtet von Erfolgen. Viele Frauen hätten von der Notwendigkeit von Vorsorge, Hygiene und Impfungen ihrer Kinder überzeugt werden können, heißt es in einem Bericht des Bischöflichen Hilfswerks.Die Gefahren einer HIV-Infektion seien auch bei Jugendlichen mittlerweile deutlich besser bekannt. Und: Immer mehr Eltern wüssten um die Bedeutung von Bildung und schickten ihre Kinder zur Schule statt zur Arbeit.
Das Projekt soll deshalb auf weitere Elendsviertel ausgeweitet werden. Doch dazu fehlen der dortigen Diözese die Mittel, weshalb sie Misereor um Hilfe gebeten hat. Das Hilfswerk seinerseits wandte sich an die Indien-Kinderhilfe Oberschwaben mit der Bitte um Unterstützung. Der Bad Wurzacher Verein arbeitet seit mehr als 25 Jahren eng mit Misereor zusammen. Dadurch, so Diemer, könne er garantieren, dass die gesammelten Spenden auch tatsächlich bei den Hilfsbedürftigen ankommen. „Misereor übernimmt sogar unsere Überweisungskosten, so dass unser Geld Jahr für Jahr eins zu eins in Indien ankommt.“Zudem prüfe das Hilfswerk die Projekte vorab und kontrolliere sie immer wieder unangemeldet. „Das läuft knallhart, anders geht es nicht.“
„Da muss ich auch Geld hinschicken“, war Diemer klar, als Misereor wegen des Gesundheitsprojekts bei ihm anfragte. Er weiß freilich auch: „Irgendwann geht das Geld aus.“Dankbar ist er daher über die Spende aus dem Sponsorenlauf der Bad Wurzacher Schulen, 7000 Euro kamen dieses Jahr dabei zusammen. Weitere 3000 Euro waren der Erlös des diesjährigen Basars des Vereins. „Dafür allen Käufern meinen herzlichsten Dank“, so Diemer.
Dankbar ist der ehemalige Bad Wurzacher Schulrektor auch für die Weihnachtsspendenaktion von „Schwäbischer Zeitung“und Caritas „Helfen bringt Freude“. Den Spendern verspricht er, dass jeder Euro bei den Projekten für die Menschen in der Not ankommt. „Dafür stehe ich mit meinem Namen gerade.“