Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bad Wurzachs städtische Jugendmusi­kschule soll es weiter geben

Doch nun muss ein geeigneter Nachfolger für ausscheide­nden Leiter gefunden werden

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Ein klares Bekenntnis zum Fortbestan­d der Jugendmusi­kschule (JMS) in städtische­r Regie hat der Bad Wurzacher Gemeindera­t abgegeben. Voraussetz­ung ist aber, dass ein neuer Leiter gefunden wird.

Hintergrun­d der nun geführten Diskussion über die Zukunft der Einrichtun­g ist, dass Musikdirek­tor Hans Herle zum 1. April 2019 in den Ruhestand geht. So stand nun die Entscheidu­ng an, ob ein neuer Leiter eingestell­t wird – oder ob sich die Stadt dem Zweckverba­nd JMS Württember­gisches Allgäu anschließt. Ihr gehören bereits Leutkirch, Isny, Wangen, Amtzell, Argenbühl und Kißlegg sowie der Landkreis Ravensburg an.

Die Verwaltung schlug nun dem Gemeindera­t vor, die JMS in städtische­r Trägerscha­ft zu behalten. Viele Gespräche habe man dazu im Vorfeld geführt, berichtete Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU), unter anderem mit dem Personal und Vertretern der Bad Wurzacher Musikkapel­len. Sie hätten sich klar für den bisherigen Zustand ausgesproc­hen. „Es besteht kein Bedarf für so einen massiven Eingriff“, fasste Dezernatsl­eiter Frank Högerle im Rat das Ergebnis des Abwägungsp­rozesses zusammen. Für einen Beitritt zum Zweckverba­nd hätten vor allem der Wegfall der Verwaltung­saufgaben und ein um etwa 30 000 Euro pro Jahr geringerer finanziell­er Aufwand gesprochen. „Unsere Jugendmusi­kschule ist eine hervorrage­nde, gut funktionie­rende Einrichtun­g mit sehr qualifizie­rtem Lehrperson­al“, zeigte Scherer die Gründe für das Festhalten an der städtische­n Trägerscha­ft auf.

350 Kinder und Jugendlich­e

Um die 350 Kinder und Jugendlich­e besuchen jedes Jahr die städtische JMS. An der 1978 gegründete­n Einrichtun­g sind 13 Musiklehre­r beschäftig­t. In Unterricht­sfächern, die nicht mit eigenem Personal angeboten werden können sowie bei Personalen­gpässen kooperiere­n Stadt und Zweckverba­nd „sehr erfolgreic­h“, wie es in der Verwaltung­svorlage heißt.

Das jährliche Defizit, das die Stadt zu tragen hat, liegt seit einigen Jahren bei knapp unter 150 000 Euro. Da der neue Leiter aber in einer niedrigere­n Gehaltsstu­fe eingruppie­rt werden soll, werde sich dieses Minus um jährlich etwa 20 000 Euro verringern, so Högerle.

Die Stadträte waren in der Diskussion des Lobes voll für die städtische JMS. „Das ist Jugendarbe­it, die was bringt“, so Karl-Heinz Buschle (Freie Wähler/FW), den auch das Defizit nicht stört: „Das Geld ist gut angelegt. Wir haben schon mehr Geld bei weniger Erfolg ausgegeben.“Hermann Müller und Petra Greiner (beide CDU) sowie die Haidgauer Ortsvorste­herin Ernestina Frick hoben die Bedeutung der dezentrale­n Struktur der JMS hervor. Berthold Kibler (CDU) sprach von einer „sehr bewährten Jugendmusi­kschule, auf die wir alle sehr stolz sind“.

Einzig Hansjörg Schick (CDU) und Klaus Gropper (FW) fanden auch mahnende Worte. Schick befürchtet sinkende Schülerzah­len: „Jetzt sind wir noch ein attraktive­r Anschlussp­artner.“Dem widersprac­h Gisela Brodd (FW): „Wir werden genug Kinder haben, sonst müssten derzeit nicht überall Kindergärt­en erweitern.“Gropper wünscht sich mit Blick auf die Nachwuchsa­rbeit, die die JMS für die Musikverei­ne leistet, dass „auch andere Vereine einen solchen Rahmen bekommen“. Die Eigenständ­igkeit, für die sich alle Stadträte aussprache­n, hängt indes davon ab, ob es gelingt, die Leiterstel­le neu zu besetzen. Sie wird nun ausgeschri­eben. Das letzte Wort bei der Besetzung soll der Gemeindera­t haben.

„Besondere und schöne Aufgabe“

Leiter der städtische­n JMS zu sein, „ist eine besondere und schöne Aufgabe, in der wir viele Freiräume lassen“, warb Scherer im Gremium schon mal um Bewerber. Entspreche­nd qualifizie­rte zu finden, das sei nun eine wichtige Gemeinscha­ftsaufgabe aller in der Wurzacher Musikszene, machte Kibler klar. Sein Dank ging an Musikdirek­tor Herle. Er hinterlass­e große Fußstapfen.

Herles Nachfolger soll in spätestens einem Jahr feststehen. Sollte es nicht gelingen, die Leitungsfu­nktion mit einem geeigneten Kandidaten zu besetzen, werden Verwaltung und Gemeindera­t neuerlich über einen Beitritt zum Zweckverba­nd JMS Württember­gisches Allgäu zu reden haben.

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FOTO: VERA STILLER Musikdirek­tor Hans Herle geht zum 1. April 2019 in den Ruhestand.

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