Bad Wurzachs städtische Jugendmusikschule soll es weiter geben
Doch nun muss ein geeigneter Nachfolger für ausscheidenden Leiter gefunden werden
BAD WURZACH - Ein klares Bekenntnis zum Fortbestand der Jugendmusikschule (JMS) in städtischer Regie hat der Bad Wurzacher Gemeinderat abgegeben. Voraussetzung ist aber, dass ein neuer Leiter gefunden wird.
Hintergrund der nun geführten Diskussion über die Zukunft der Einrichtung ist, dass Musikdirektor Hans Herle zum 1. April 2019 in den Ruhestand geht. So stand nun die Entscheidung an, ob ein neuer Leiter eingestellt wird – oder ob sich die Stadt dem Zweckverband JMS Württembergisches Allgäu anschließt. Ihr gehören bereits Leutkirch, Isny, Wangen, Amtzell, Argenbühl und Kißlegg sowie der Landkreis Ravensburg an.
Die Verwaltung schlug nun dem Gemeinderat vor, die JMS in städtischer Trägerschaft zu behalten. Viele Gespräche habe man dazu im Vorfeld geführt, berichtete Bürgermeisterin Alexandra Scherer (CDU), unter anderem mit dem Personal und Vertretern der Bad Wurzacher Musikkapellen. Sie hätten sich klar für den bisherigen Zustand ausgesprochen. „Es besteht kein Bedarf für so einen massiven Eingriff“, fasste Dezernatsleiter Frank Högerle im Rat das Ergebnis des Abwägungsprozesses zusammen. Für einen Beitritt zum Zweckverband hätten vor allem der Wegfall der Verwaltungsaufgaben und ein um etwa 30 000 Euro pro Jahr geringerer finanzieller Aufwand gesprochen. „Unsere Jugendmusikschule ist eine hervorragende, gut funktionierende Einrichtung mit sehr qualifiziertem Lehrpersonal“, zeigte Scherer die Gründe für das Festhalten an der städtischen Trägerschaft auf.
350 Kinder und Jugendliche
Um die 350 Kinder und Jugendliche besuchen jedes Jahr die städtische JMS. An der 1978 gegründeten Einrichtung sind 13 Musiklehrer beschäftigt. In Unterrichtsfächern, die nicht mit eigenem Personal angeboten werden können sowie bei Personalengpässen kooperieren Stadt und Zweckverband „sehr erfolgreich“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt.
Das jährliche Defizit, das die Stadt zu tragen hat, liegt seit einigen Jahren bei knapp unter 150 000 Euro. Da der neue Leiter aber in einer niedrigeren Gehaltsstufe eingruppiert werden soll, werde sich dieses Minus um jährlich etwa 20 000 Euro verringern, so Högerle.
Die Stadträte waren in der Diskussion des Lobes voll für die städtische JMS. „Das ist Jugendarbeit, die was bringt“, so Karl-Heinz Buschle (Freie Wähler/FW), den auch das Defizit nicht stört: „Das Geld ist gut angelegt. Wir haben schon mehr Geld bei weniger Erfolg ausgegeben.“Hermann Müller und Petra Greiner (beide CDU) sowie die Haidgauer Ortsvorsteherin Ernestina Frick hoben die Bedeutung der dezentralen Struktur der JMS hervor. Berthold Kibler (CDU) sprach von einer „sehr bewährten Jugendmusikschule, auf die wir alle sehr stolz sind“.
Einzig Hansjörg Schick (CDU) und Klaus Gropper (FW) fanden auch mahnende Worte. Schick befürchtet sinkende Schülerzahlen: „Jetzt sind wir noch ein attraktiver Anschlusspartner.“Dem widersprach Gisela Brodd (FW): „Wir werden genug Kinder haben, sonst müssten derzeit nicht überall Kindergärten erweitern.“Gropper wünscht sich mit Blick auf die Nachwuchsarbeit, die die JMS für die Musikvereine leistet, dass „auch andere Vereine einen solchen Rahmen bekommen“. Die Eigenständigkeit, für die sich alle Stadträte aussprachen, hängt indes davon ab, ob es gelingt, die Leiterstelle neu zu besetzen. Sie wird nun ausgeschrieben. Das letzte Wort bei der Besetzung soll der Gemeinderat haben.
„Besondere und schöne Aufgabe“
Leiter der städtischen JMS zu sein, „ist eine besondere und schöne Aufgabe, in der wir viele Freiräume lassen“, warb Scherer im Gremium schon mal um Bewerber. Entsprechend qualifizierte zu finden, das sei nun eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe aller in der Wurzacher Musikszene, machte Kibler klar. Sein Dank ging an Musikdirektor Herle. Er hinterlasse große Fußstapfen.
Herles Nachfolger soll in spätestens einem Jahr feststehen. Sollte es nicht gelingen, die Leitungsfunktion mit einem geeigneten Kandidaten zu besetzen, werden Verwaltung und Gemeinderat neuerlich über einen Beitritt zum Zweckverband JMS Württembergisches Allgäu zu reden haben.