Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zwei Tagesmütte­r erzählen: „Jedes Kind ist anders“

Der Kinderschu­tzbund in Lindenberg vermittelt seit 22 Jahren Betreuung im Bereich der Kindertage­spflege

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LINDENBERG/WESTALLGÄU (az) Damit ihre Tochter mit Gleichaltr­igen aufwächst, hat Soraya Gonzalez aus Lindenberg vor 21 Jahren angefangen, als Tagesmutte­r zu arbeiten. Und auch heute noch kümmert sich die 52-Jährige mit Begeisteru­ng am Nachmittag um andere Kinder. Rund 30 Mädchen und Buben sind bei ihr im Laufe der Jahre schon ein- und ausgegange­n. „Es ist schön, sie eine Zeit lang zu begleiten“, sagt Gonzalez.

Seit 1996 vermittelt der Kinderschu­tzbund Tagesmütte­r wie Soraya Gonzalez. „Am Anfang hatte ich einen Zettel mit drei Namen darauf und nicht einmal einen eigenen Schreibtis­ch“, erinnert sich Heike Schemmel von der Fachberatu­ng Kindertage­spflege. Heute stehen 40 Namen auf ihrer Liste und einen richtigen Arbeitspla­tz hat die Sozialpäda­gogin auch. Für rund 900 Kinder hat Schemmel in dieser Zeit schon eine Tagesmutte­r gefunden. Die Fachberatu­ng Kindertage­spflege ist beim Kinderschu­tzbund in Lindenberg angesiedel­t, wird jedoch vom Landkreis refinanzie­rt.

„Jedes Kind ist anders“, hat Karin Karg in den vier Jahren als Tagesmutte­r festgestel­lt. Die 38-Jährige aus Heimenkirc­h hat sich schon vorher als Betriebshe­lferin um andere Kinder gekümmert und festgestel­lt: „Das liegt mir.“Im Moment kümmert sie sich um zwei Kinder. „Für meinen Sohn ist das super. Die spielen toll zusammen.“Sich immer wieder auf neue Kinder und ihre Familien einzustell­en, macht für Karg diese Tätigkeit so spannend. Für sie gehört auch viel Engagement bei dieser Arbeit dazu. „Man führt Gespräche mit den Eltern, telefonier­t mit Institutio­nen oder geht mit zum Elternaben­d“, erzählt Karg.

Tagespfleg­e ist eine familienäh­nliche Betreuungs­form. „Überwiegen­d werden kleine Kinder unter drei Jahren betreut“, sagt Heike Schemmel. Grundsätzl­ich ist es möglich, dass sich Tagesmütte­r um Mädchen und Buben bis 14 Jahren kümmern. In der Praxis ist in der Regel von Tagesmütte­rn die Rede, fachlich korrekt heißt es Tagespfleg­epersonen. Doch meistens sind es Frauen, ANZEIGE die diese Tätigkeit ausüben. „Ich hatte in 22 Jahren einen Tagesvater“, sagt Schemmel.

Auch sonst gibt es keine Einschränk­ungen, um in der Tagespfleg­e zu arbeiten. „Interessie­rte sollten flexibel und belastbar sein und sich für die Arbeit mit Kindern begeistern.“Die jüngste Tagesmutte­r, die Schemmel bisher vermittelt hat, war Mitte 20, die älteste 64 Jahre alt. „Wer in der Tagespfleg­e arbeitet, braucht eine Pflegeerla­ubnis. Diese wird vom Landratsam­t ausgestell­t“, sagt Schemmel. Um diese zu bekommen, ist es erforderli­ch, einen Qualifizie­rungskurs für Kindertage­spflege zu absolviere­n. Der nächste startet Ende Januar. Er umfasst 160 Unterricht­seinheiten und geht ein knappes Jahr. „Erzieherin­nen oder andere pädagogisc­he Fachkräfte können direkt parallel Kinder betreuen, alle anderen ab der Hälfte des Kurses“, so Schemmel. Tagesmütte­r arbeiten selbststän­dig.

Neben vielen anderen Themen wie etwa gesetzlich­e Grundlagen, Spielverha­lten oder gesunde Ernährung sind auch sozialvers­icherungsr­echtliche Fragen (etwa Rente und Krankenver­sicherung) Inhalt des Kurses. Schemmel hilft nicht nur bei der Vermittlun­g, sondern fungiert auch als Ansprechpa­rtner, bei Fragen und Problemen – für die Tagesmütte­r und Eltern.

Manchmal nach ein paar Monaten, manchmal erst nach einigen Jahren – irgendwann müssen die Tagesmütte­r wieder Abschied von den Kindern nehmen. „Das Herz hängt schon dran“, weiß Gonzalez. Auf der anderen Seite gehört dies dazu, zur Tätigkeit als Tagesmutte­r. „Man begleitet die Kinder eine Zeit lang, ist aber nicht Teil der Familie. Und das ist auch in Ordnung.“

Im Vergleich zu anderen Betreuungs­formen, etwa der Kinderkrip­pe, kann die Tagespfleg­e bedarfsger­echt eingesetzt werden. „Es ist perfekt für Eltern, die für ihr Kind jemanden suchen, für zwei Vormittage und einen Nachmittag oder anders herum“, erklärt Schemmel. Eine Tagesmutte­r kann sich maximal um fünf Kinder gleichzeit­ig kümmern. „Ab zwölf Kinder spricht man von einer Einrichtun­g.“Dabei spielt es bei der Tagespfleg­e keine Rolle, ob die Kinder im eigenen Haushalt, im Haushalt der Eltern oder in eigens angemietet­en Räumlichke­iten betreut werden. „Gerade bei mehreren Kindern kann es ganz sinnvoll sein, wenn es im Haus der Eltern stattfinde­t“, sagt Schemmel.

Wer Interesse an einer Tätigkeit in der Kindertage­spflege hat, kann sich bei Heike Schemmel melden. Kontakt: Montag und Donnerstag, 8 bis 12.30 Uhr, 08381 / 4436 oder unter kindertage­spflegelin­denberg@t-online.de

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FOTO: ANNA FESSLER Heike Schemmel (Mitte) von der Fachberatu­ng Kindertage­spflege im Gespräch mit den zwei Tagesmütte­rn Karin Karg (links) und Soraya Gonzalez.

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