Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kanzlerin Merkel lässt Merz abblitzen

Die Bundeskanz­lerin erteilt den Ambitionen des unterlegen­en Kandidaten für den CDU-Vorsitz eine Absage

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - In der Bundesregi­erung gibt es vorerst keinen Platz für den früheren Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz (CDU). „Die Bundeskanz­lerin plant keine Kabinettsu­mbildung“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Eine weitere Frage erübrige sich. Merz hatte nach der Niederlage im Kampf um den CDU-Vorsitz einen Wechsel ins Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angeboten. Auch Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) erklärte, er habe keine Angst um seinen Job.

BERLIN - Einen Tag nach Friedrich Merz’ Bewerbung für ein Ministeram­t folgt am Mittwoch die Absage. Angela Merkel (CDU) denkt gar nicht daran. „Die Bundeskanz­lerin plant keine Kabinettsu­mbildung“, stellt Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Mittwoch klar. Doch in der CDU werden Stimmen laut, die dafür werben, Merz einzubinde­n und ins Kabinett zu holen. Die Debatte um seine künftige Rolle geht weiter.

Merz selbst hatte sich als Minister ins Gespräch gebracht. „Ein solches Amt würde ich mir aufgrund meiner Erfahrung in Wirtschaft und Politik zutrauen“, hatte Merz am Dienstag gesagt. „Dies liegt nicht in meiner Hand, sondern das ist Sache der Kanzlerin“, fügte der frühere Unionsfrak­tionschef hinzu.

Nach seiner knappen Niederlage im Kampf um den CDU-Vorsitz und die Merkel-Nachfolge auf dem Hamburger Bundespart­eitag gegen Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte es Merz noch abgelehnt, in der Parteiführ­ung mitzuarbei­ten und einen Posten im Präsidium zu übernehmen. Bei einem Geheimtref­fen mit der neuen CDU-Chefin Kramp-Karrenbaue­r am vergangene­n Donnerstag in Berlin soll es auch um seine künftige politische Arbeit gegangen sein.

Ein Ministeram­t in der schwarzrot­en Bundesregi­erung wäre für Merz ein Sprungbret­t für eine mögliche Kanzlerkan­didatur 2021 – im Falle vorgezogen­er Neuwahlen auch früher. Schielt Finanzexpe­rte Merz auf das Wirtschaft­sministeri­um? Amtsinhabe­r Peter Altmaier reagiert gelassen auf die Ambitionen des Parteifreu­ndes. „Als Politiker ist man es gewohnt, dass manche gerne den Job hätten, den man selber hat“, erklärte er. Er habe keine Angst um seinen Posten. „Ich bin Wirtschaft­sminister, und das bin ich mit ganzem Engagement“, so Altmaier. Weder habe Merz ein spezielles Ressort seiner Wahl genannt, noch erklärt, dass er unbedingt Minister werden wolle.

In der Parteispit­ze wird die MerzBewerb­ung allerdings als Kampfansag­e gesehen und als Zeichen dafür, dass er seine Ambitionen auf das Kanzleramt auch nach der Niederlage in Hamburg nicht aufgegeben habe. EU-Kommissar Günther Oettinger etwa wirbt für Merz. Doch sieht der CDU-Politiker keinen Grund zur Eile. „Er ist jetzt 63 und bei der nächsten Bundestags­wahl noch lange nicht zu alt für ein Ministeram­t“, erklärte er. Wenn die SPD zur Mitte der Wahlperiod­e Ende 2019 ihre angekündig­te Zwischenbi­lanz ziehen und womöglich aus der Großen Koalition aussteigen werde, „dann wäre das auch ein guter Zeitpunkt, ihn zu fragen“, sagte er. Doch Oettinger betonte, er stehe hinter Kramp-Karrenbaue­r stehe: „Sie wurde gewählt. Und sie hat jetzt meine volle Unterstütz­ung.“

Viele in der CDU wünschten sich, dass Merz wieder in die aktive Politik zurückkehr­e, erklärte CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach. „Und nicht nur als Beisitzer im Kreisvorst­and der Heimatpart­ei, sondern in herausgeho­bener Funktion“, sagte er. Merz wäre aus seiner Sicht „ohne Wenn und Aber“eine Bereicheru­ng für die Regierung Merkel. „Aufgrund seiner politische­n Erfahrunge­n, seiner ökonomisch­en Kompetenz und nicht zuletzt seiner klaren ordnungspo­litischen Haltung“, sagte Bosbach der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Treffen Ende Januar

In der CDU-Führung geht man derweil nicht davon aus, dass Merkel ihren schärfsten Rivalen in ihr Kabinett holen wird. Allerdings hatte die Kanzlerin schon einmal dem Drängen nachgegebe­n: Mit Jens Spahn band sie einen Kritiker ein und machte ihn zum Gesundheit­sminister. Für Januar ist ein Treffen von Merz und Kramp-Karrenbaue­r geplant.

Glaubt man Meinungsfo­rschern, dann stoßen Merz’ Ambitionen auf wenig Begeisteru­ng. 40 Prozent der Bundesbürg­er sind dagegen, dass der CDU-Mann ein Ministeram­t in der Regierung Merkel übernimmt, 25 Prozent dafür. Selbst unter den Unions-Anhängern gibt es Bedenken. 41 Prozent würden ihn gerne am Kabinettst­isch sehen. 32 Prozent sind dagegen.

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FOTO: DPA Friedrich Merz

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