Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nutzungsge­bühr für Flüchtling­sunterkunf­t Korb in Amtzell steigt

Ab Januar 2019 müssen statt 289 Euro jetzt 416 Euro gezahlt werden – Rätin Wanner stimmt dagegen

- Von Vera Stiller

AMTZELL - Mit einer Gegenstimm­e befürworte­te der Gemeindera­t von Amtzell das geänderte Gebührenve­rzeichnis zur Satzung über die Benutzung von Obdachlose­n- und Flüchtling­sunterkünf­ten. Diese gilt ab dem 1. Januar 2019 für die Hugo-SchrottStr­aße 6 in Korb.

Mit der Neukalkula­tion endet die Fassung der Satzung, die der Gemeindera­t in seiner Sitzung vom Juli 2017 beschlosse­n hatte. Zu einem Zeitpunkt also, als die erstmalige Belegung der Unterkunft noch bevorstand. Viele Faktoren des laufenden Betriebs, wie die Zahl der dort tatsächlic­h eingewiese­nen Personen oder die Höhe der Verbrauchs­kosten, waren nicht bekannt. Nachdem im September 2018 erstmals eine Nebenkoste­nabrechnun­g bei der Gemeinde eingegange­n war, stand fest: Die Kalkulatio­n für die Nutzungsge­bühr der Unterkunft in

Korb muss überarbeit­et werden. Besonders die Kosten für Strom und

Gas waren eine andere als zunächst angenommen.

Die Gründe für die hohen Stromkoste­n benannte Hauptamtsl­eiter Christoph Liebmann so: „Jedes der belegten Zimmer verfügt über einen eigenen Kühlschran­k, jeder der 25 alleinsteh­enden jungen Männer kocht sein eigenes Essen und wäscht seine eigene Wäsche.“Mit Blick auf den hohen Verbrauch an Gas verwies Liebmann einerseits auf die schlechte Isolierung des Gebäudes, anderersei­ts auf den unsachgemä­ßen Gebrauch der Heizung: „Wir halten die Bewohner zwar immer wieder an, sparsam mit Energie umzugehen, doch zeigen die Bemühungen leider keinen dauerhafte­n Erfolg.“

Gebühr wird angehoben

Die Kalkulatio­n hat nun ergeben, dass die Gebühr für die Nutzung eines Wohnplatze­s im Objekt HugoSchrot­t-Straße 6 je Person und Monat von bisher 289 Euro auf zukünftig 416 Euro angehoben werden muss. Liebmann war sich bewusst, dass diese monatliche Erhöhung spürbar ist, räumte aber zugleich ein: „Es handelt sich dabei nicht um eine Miete, sondern um eine öffentlich­rechtliche Benutzungs­gebühr.“Die Tatsache, dass rund 80 Euro auf die vermehrten Nebenkoste­n entfielen, sah der Hauptamtsl­eiter als Möglichkei­t an, „durch ein verbessert­es Nutzerverh­alten eine Senkung der Gebühr herbeizufü­hren“.

Noch etwas warf Christoph Liebmann in die Waagschale: Die neue Gebühr, „die unterhalb der für Amtzell geltenden angemessen­en Mietobergr­enze liegt“, würde für die derzeit 20 Bewohner, die Leistungen nach dem Sozialgese­tzbuch II oder dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz beziehen, „in voller Höhe vom Jobcenter beziehungs­weise dem Landratsam­t übernommen“.

„416 Euro sind total überzogen“

Diese Argumente reichten für Adelinde Wanner (SPD-Liste/parteilos) nicht aus. Sie rechnete vor, dass je Person lediglich 110 Euro plus Nebenkoste­n zu zahlen seien. Außerdem sollte ihrer Meinung nach pro Wohneinhei­t gezahlt werden. „416 Euro sind total überzogen“, ließ die Gemeinderä­tin wissen und forderte, „die Steuerschö­pfung gering zu halten“. Bürgermeis­ter Clemens Moll hielt dem mit dem Hinweis entgegen, dass bei einer öffentlich­rechtliche­n Unterbring­ung die tatsächlic­h entstanden­en Kosten anzurechne­n seien. Außerdem wiederholt­e er das, was zuvor schon Christoph Liebmann gesagt hatte: „Es ist nur ein geringes Verständni­s für eine Energieein­sparung vorhanden. Die Bewohner haben es selber in der Hand, wie hoch die Kosten ausfallen.“

Kämmerer Jürgen Gauß ergänzte: „Wir kalkuliere­n nicht irgendwelc­he Kosten hinein. Wenn wir als Gemeinde 416 Euro errechnen, dann können wir nicht nur 200 Euro fordern.“Gauß hielt vor Augen: „2017 lagen wir weit unter den tatsächlic­hen Kosten. Die Differenz wurde aus dem Steuersäck­el bezahlt.“

Ein Vorschlag kam von CDU-Gemeindera­t Robert Zettler. Er gab zu Bedenken: „20 von 25 Personen bekommen die Benutzung der Unterkunft bezahlt, fünf Männer mit eigenem Einkommen müssen die Kosten schlucken. Aber vielleicht suchen sich diese ja ein eigenes Mietobjekt. Das würde zur Integratio­n beitragen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany