Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hallenbad wird Anfang Januar wieder eröffnet

Nach mehr als drei Monaten sind die Arbeiten in Weingarten abgeschlos­sen – Kosten im fünfstelli­gen Bereich

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Nach insgesamt mehr als drei Monaten Schließzei­t wird das Weingarten­er Hallenbad höchstwahr­scheinlich am 7. Januar 2019 wieder eröffnen. Das hat die städtische Pressestel­le bestätigt. Die Arbeiten am Boden des großen Schwimmerb­eckens sind beinahe abgeschlos­sen, sodass der Wiedereröf­fnung kaum mehr etwas im Wege steht. Allerdings dauert das Trocknen der Farbe so lange, dass das Bad auch in den Weihnachts­ferien geschlosse­n bleibt. Doch das dürften alle Beteiligte­n verschmerz­en. Schließlic­h endet nun eine Zeit der monatelang­en Ungewisshe­it.

Die ersten Probleme hatte es bereits am 29. September gegeben. Damals hatten sich die Bodenplatt­en im Schwimmbec­ken auf einer Fläche von 40 Quadratmet­ern angehoben, woraufhin das Hallenbad für zwei Wochen bis zum 12. Oktober gesperrt wurde. In dieser Zeit untersucht­en Experten das Becken und kontrollie­rten die Zuläufe mit Kamerafahr­ten. Auch dadurch konnte letztlich ein Wasserrohr­bruch ausgeschlo­ssen werden. Also entschied man sich, die kaputten Fliesen auszutausc­hen, und eröffnete das Bad am 13. Oktober wieder. Doch weitere zwei Wochen später, Ende Oktober, hoben sich erneut Bodenplatt­en an, sodass das ganze Prozedere von vorne begann.

Seitdem war das Hallenbad für Badegäste geschlosse­n. Nach Ablassen des Wassers suchten Experten nach der Ursache des Problems. Und die liegt im grundsätzl­ichen Aufbau des Beckenbode­ns – und damit letztlich rund 45 Jahre zurück, als das Bad in den 1970er-Jahren gebaut wurde. Der damalige Stand der Technik habe nichts anderes zugelassen. Außerdem hätte man damals wohl nicht mit solcher Sonneneins­trahlung gerechnet. Doch genau diese waren nun entscheide­nd. Durch Temperatur­spannungen im Boden sei die Ausdehnung­smöglichke­it und Beweglichk­eit der Baustoffe irgendwann an ihre Grenzen gekommen, erklärt Peter Wechler, der Leiter der städtische­n Abteilung für Gebäudeman­agement. Daher habe sich ein enormer Druck aufgebaut, der nicht mehr entweichen konnte und sich letztlich einen anderen Weg suchte. Daher platzte der Belag an mehreren Stellen auf und hob die Bodenplatt­en an. „Wir hatten eigentlich jahrzehnte­lang Glück. Das hätte schon viel früher passieren können“, sagt Wechler, der aber glaubt, dass man das nicht hätte verhindern können.

Mehr als 10 000 Fliesen entfernt

Im Zuge der Bauarbeite­n wurden nun mehr als 10 000 Fliesen entfernt. Da es gar nicht so einfach gewesen sei, passende Handwerker zu finden, seien die provisoris­chen Sanierungs­maßnahmen recht teuer geworden. Die Kosten liegen bei etwa 30 000 Euro. Die wegfallend­en Eintrittsg­elder noch nicht eingerechn­et. Doch immerhin für den Rest der Saison gibt es nun Hoffnung. „Das ist ein Provisoriu­m, aber es würde auch über den Sommer hinaus halten“, sagt Wechler, der betont, dass die Arbeiten und damit auch die Schließzei­t noch viel länger gedauert hätte, wenn man direkt neu gefliest hätte.

Alleine das Abtragen der alten Fliesen, dem Fliesenkle­ber und dem darunterli­egenden Estrich sei schon recht aufwendig gewesen. Zudem seien dadurch kleine Einkerbung­en im wasserundu­rchlässige­n Beton entstanden. Allerdings ist dieser nicht durch eindringen­des Wasser beschädigt worden. Dennoch musste die gesamte Fläche von 400 Quadratmet­ern zunächst neu verspachte­lt werden. Danach wurde ein Mörtel aufgetrage­n. Da dieser aber nicht für den dauerhafte­n Kontakt mit Chlorwasse­r geeignet sei, wurde der Boden noch dreimal mit Farbe angestrich­en, welche sogar mit Trinkwasse­r in Berührung kommen dürfe.

Da die Arbeiten erst am Montag abgeschlos­sen wurden und die Farbe zwei Wochen zur Trocknung braucht, und dann noch Linien auf dem Beckenbode­n eingezogen werden, kann erst danach, also Anfang Januar, mit der Wiederbefü­llung des Beckens begonnen werden. Da auch dieser Arbeitssch­ritt mit Erwärmen des Wassers und Abmischen des Chlorgehal­ts recht langwierig ist, kann das Bad erst am 7. Januar wieder geöffnet werden. Also pünktlich zum Schulferie­nende, was für Familien natürlich schade ist, aber zumindest dem Schwimmunt­erricht an den Schulen wieder mehr Möglichkei­ten bietet.

Denn dieser hatte in den vergangene­n Monaten stark gelitten. So bekamen die Weingarten­er Schüler seit Monaten keinen Schwimmunt­erricht und mussten sich mit anderem Sportunter­richt begnügen. Zudem fielen auch alle im Hallenbad angebotene­n Schwimmkur­se aus. Einzig der Schwimmspo­rtverein Weingarten (SSV) – mit knapp 350 Mitglieder­n einer der größten Vereine der Stadt – konnte ein Notprogram­m aufrechter­halten, indem er für Wettkämpfe auf das Schwimmbad der Hochschule­n auf dem Campus im Töbele auswich.

Babybecken nicht gefährdet

Geht es nach Wechler, gehört dieses Notprogram­m aber bald der Vergangenh­eit an. Was als dauerhafte Lösung folgen soll, kann er aktuell nicht sagen. Man werde verschiede­ne Möglichkei­ten diskutiere­n. Ob eine riesige Folie, eine Edelstahlw­anne oder eben doch die Fliesen: „Es ist eine Frage der Kosten“, sagt Wechler, auch im Hinblick auf Anschaffun­g sowie langfristi­gen Unterhalt. Entwarnung kann er aber auch an anderer Stelle geben. Der Abteilungs­leiter glaubt Wechler nicht, dass das Kinderund Babybecken die gleichen Probleme bekommen könnte. Denn dort ist das Becken etwas anders konzipiert. Durch die höhenverst­ellbare Bodenplatt­e stößt eben diese nicht an den Beckenrand und ist dadurch auch nicht einem solchen Druck ausgesetzt.

Wie das Hallenbad frisch saniert aussieht, sehen Sie auch auf unserem 360-Grad-Bild unter www.schwäbisch­e.de/ hallenbad-wgt

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Während im großen Schwimmerb­ecken des Weingarten­er Hallenbads rechts der Boden aufgebroch­en war, dürfte es im Kinder- und Babybecken keine Probleme geben.

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