Hallenbad wird Anfang Januar wieder eröffnet
Nach mehr als drei Monaten sind die Arbeiten in Weingarten abgeschlossen – Kosten im fünfstelligen Bereich
WEINGARTEN - Nach insgesamt mehr als drei Monaten Schließzeit wird das Weingartener Hallenbad höchstwahrscheinlich am 7. Januar 2019 wieder eröffnen. Das hat die städtische Pressestelle bestätigt. Die Arbeiten am Boden des großen Schwimmerbeckens sind beinahe abgeschlossen, sodass der Wiedereröffnung kaum mehr etwas im Wege steht. Allerdings dauert das Trocknen der Farbe so lange, dass das Bad auch in den Weihnachtsferien geschlossen bleibt. Doch das dürften alle Beteiligten verschmerzen. Schließlich endet nun eine Zeit der monatelangen Ungewissheit.
Die ersten Probleme hatte es bereits am 29. September gegeben. Damals hatten sich die Bodenplatten im Schwimmbecken auf einer Fläche von 40 Quadratmetern angehoben, woraufhin das Hallenbad für zwei Wochen bis zum 12. Oktober gesperrt wurde. In dieser Zeit untersuchten Experten das Becken und kontrollierten die Zuläufe mit Kamerafahrten. Auch dadurch konnte letztlich ein Wasserrohrbruch ausgeschlossen werden. Also entschied man sich, die kaputten Fliesen auszutauschen, und eröffnete das Bad am 13. Oktober wieder. Doch weitere zwei Wochen später, Ende Oktober, hoben sich erneut Bodenplatten an, sodass das ganze Prozedere von vorne begann.
Seitdem war das Hallenbad für Badegäste geschlossen. Nach Ablassen des Wassers suchten Experten nach der Ursache des Problems. Und die liegt im grundsätzlichen Aufbau des Beckenbodens – und damit letztlich rund 45 Jahre zurück, als das Bad in den 1970er-Jahren gebaut wurde. Der damalige Stand der Technik habe nichts anderes zugelassen. Außerdem hätte man damals wohl nicht mit solcher Sonneneinstrahlung gerechnet. Doch genau diese waren nun entscheidend. Durch Temperaturspannungen im Boden sei die Ausdehnungsmöglichkeit und Beweglichkeit der Baustoffe irgendwann an ihre Grenzen gekommen, erklärt Peter Wechler, der Leiter der städtischen Abteilung für Gebäudemanagement. Daher habe sich ein enormer Druck aufgebaut, der nicht mehr entweichen konnte und sich letztlich einen anderen Weg suchte. Daher platzte der Belag an mehreren Stellen auf und hob die Bodenplatten an. „Wir hatten eigentlich jahrzehntelang Glück. Das hätte schon viel früher passieren können“, sagt Wechler, der aber glaubt, dass man das nicht hätte verhindern können.
Mehr als 10 000 Fliesen entfernt
Im Zuge der Bauarbeiten wurden nun mehr als 10 000 Fliesen entfernt. Da es gar nicht so einfach gewesen sei, passende Handwerker zu finden, seien die provisorischen Sanierungsmaßnahmen recht teuer geworden. Die Kosten liegen bei etwa 30 000 Euro. Die wegfallenden Eintrittsgelder noch nicht eingerechnet. Doch immerhin für den Rest der Saison gibt es nun Hoffnung. „Das ist ein Provisorium, aber es würde auch über den Sommer hinaus halten“, sagt Wechler, der betont, dass die Arbeiten und damit auch die Schließzeit noch viel länger gedauert hätte, wenn man direkt neu gefliest hätte.
Alleine das Abtragen der alten Fliesen, dem Fliesenkleber und dem darunterliegenden Estrich sei schon recht aufwendig gewesen. Zudem seien dadurch kleine Einkerbungen im wasserundurchlässigen Beton entstanden. Allerdings ist dieser nicht durch eindringendes Wasser beschädigt worden. Dennoch musste die gesamte Fläche von 400 Quadratmetern zunächst neu verspachtelt werden. Danach wurde ein Mörtel aufgetragen. Da dieser aber nicht für den dauerhaften Kontakt mit Chlorwasser geeignet sei, wurde der Boden noch dreimal mit Farbe angestrichen, welche sogar mit Trinkwasser in Berührung kommen dürfe.
Da die Arbeiten erst am Montag abgeschlossen wurden und die Farbe zwei Wochen zur Trocknung braucht, und dann noch Linien auf dem Beckenboden eingezogen werden, kann erst danach, also Anfang Januar, mit der Wiederbefüllung des Beckens begonnen werden. Da auch dieser Arbeitsschritt mit Erwärmen des Wassers und Abmischen des Chlorgehalts recht langwierig ist, kann das Bad erst am 7. Januar wieder geöffnet werden. Also pünktlich zum Schulferienende, was für Familien natürlich schade ist, aber zumindest dem Schwimmunterricht an den Schulen wieder mehr Möglichkeiten bietet.
Denn dieser hatte in den vergangenen Monaten stark gelitten. So bekamen die Weingartener Schüler seit Monaten keinen Schwimmunterricht und mussten sich mit anderem Sportunterricht begnügen. Zudem fielen auch alle im Hallenbad angebotenen Schwimmkurse aus. Einzig der Schwimmsportverein Weingarten (SSV) – mit knapp 350 Mitgliedern einer der größten Vereine der Stadt – konnte ein Notprogramm aufrechterhalten, indem er für Wettkämpfe auf das Schwimmbad der Hochschulen auf dem Campus im Töbele auswich.
Babybecken nicht gefährdet
Geht es nach Wechler, gehört dieses Notprogramm aber bald der Vergangenheit an. Was als dauerhafte Lösung folgen soll, kann er aktuell nicht sagen. Man werde verschiedene Möglichkeiten diskutieren. Ob eine riesige Folie, eine Edelstahlwanne oder eben doch die Fliesen: „Es ist eine Frage der Kosten“, sagt Wechler, auch im Hinblick auf Anschaffung sowie langfristigen Unterhalt. Entwarnung kann er aber auch an anderer Stelle geben. Der Abteilungsleiter glaubt Wechler nicht, dass das Kinderund Babybecken die gleichen Probleme bekommen könnte. Denn dort ist das Becken etwas anders konzipiert. Durch die höhenverstellbare Bodenplatte stößt eben diese nicht an den Beckenrand und ist dadurch auch nicht einem solchen Druck ausgesetzt.
Wie das Hallenbad frisch saniert aussieht, sehen Sie auch auf unserem 360-Grad-Bild unter www.schwäbische.de/ hallenbad-wgt