Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Leiche“mit Modelmaßen in der Argen

Wangener Einrichtun­g erwirtscha­ftete 2018 mehr als 18 000 Euro an Einnahmen

- Von Susi Weber

Wangener Polizei und DLRG haben kuriosen Einsatz am Fluss.

WANGEN - Im März hat die Wangener Kleiderstu­be ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert. Seither ist das überkonfes­sionelle und heute 40-köpfige Team, das seine Einnahmen aus dem ehrenamtli­chen Verkauf gespendete­r Kleidung generiert, im Kellhof zu Hause. Dies wird auch im kommenden Jahr noch der Fall sein. Für die Zeit ab 2020 sucht die Kleiderstu­be eine neue Heimat.

„Das Haus wird verkauft“, sagt Angelika Prokop, neben Wilma Bongers Leiterin der Gruppe: „Wenn es weitergehe­n soll, müssen wir etwas anderes finden.“Was die Gruppe selbst betrifft, wollen durchaus einige Kleiderstu­ben-Mitglieder weitermach­en. Prokop: „Allerdings können wir uns weder eine teure Ladenmiete leisten, noch möchten wir die Öffnungsze­iten erweitern.“So wird das Jahr 2019 auch mit der Suche nach einem „mindestens 80 Quadratmet­er großen Laden in gut auch fußläufig erreichbar­er Lage“für das Kleiderstu­ben-Team verbunden sein.

Was 2018 betrifft, sind Angelika Prokop und ihr Team durchaus zufrieden: „Es ist wie immer gut gelaufen. Wir haben viel verteilen können und drei neue Mitarbeite­rinnen gefunden.“Auch das „Interesse bei den Leuten“sei geblieben, sagt Wilma Bongers. Dies gelte sowohl für jene, die Kleidung bringen, als auch für jene, die in der Kleiderstu­be einkaufen.

Zeit für Gespräche

So ganz nebenbei fungiert die Wangener Kleiderstu­be dabei auch als Kommunikat­ionsstätte. Prokop: „Oftmals erfahren wir von unseren Kunden auch, warum sie zu uns kommen.“Hier ist die Mutter gestorben, dort zieht jemand ins Altersheim und kann nicht alles mitnehmen. Verständli­ch, dass es in solchen Situatione­n in der Kleiderstu­be nicht „nur“um die Trennung von einer gewissen Anzahl an Kleidern geht.

„Wir hätten uns nie träumen lassen, dass die Kleiderstu­be ein solches Erfolgsmod­ell wird“, meint Wilma Bongers mit dem Blick auf die nun bald 16 Jahre Kleiderstu­be. Erfolg nicht nur im Sinne eines hohen Ertrags, sondern auch bezüglich der Kontakte zu den Menschen, die kommen: Angefangen von Familien mit Kindern über Senioren bis hin zu Menschen, die aus Nachhaltig­keits- und Umweltschu­tzgründen bewusst Secondhand­artikel erwerben. Auch Geflüchtet­e, die nach ihrer Flucht in der Kleiderstu­be ihre Erstaussta­ttung kostenfrei erhielten, gehören immer noch zum Kundenkrei­s. Angelika Prokop: „Sie zahlen aber heute natürlich auch die üblichen Preise.“Menschen, deren Bedürftigk­eit beispielsw­eise vom ambulanten Pflegedien­st oder auch bei einem Krankenhau­saufenthal­t festgestel­lt wird, werden aber nach wie vor und nach persönlich­er Einschätzu­ng „auch mal so“versorgt.

Auf der „Geberseite“stehen laut Wilma Bongers auch viele, die den Kleiderstu­ben-Mitarbeite­rinnen mitteilen, dass sie Ware nicht wegwerfen, sondern weitergebe­n, Gutes tun und Freude bereiten möchten: „Die Wangener versorgen uns unheimlich. Und in der Regel sind dies gute und hochwertig­e Sachen.“

Die Kleiderstu­be bleibt vom 20. Dezember bis zum 8. Januar geschlosse­n. Davor und danach gelten folgende Öffnungsze­iten: Verkauf ist mittwochs und jeden ersten und dritten Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr, Kleiderann­ahme ist donnerstag­s 14 bis 16 Uhr (kein Verkauf).

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FOTO: DLRG WANGEN
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FOTO: SUSI WEBER Sieben von 40 Frauen, die das der Wangener Kleiderstu­be bilden. Von links: Beatrix Dettelbach, Anita Bodden, Gabi Neher, Kornelia Köndgen, Angelika Prokop mit Enkelin Nina, Wilma Bongers und Getrud Fink.

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