Zerwürfnis der Prinzessinnen
Im Streit zwischen Meghan und Kate soll Königin Elizabeth II. schlichten
LONDON - Wie gut, dass Königin Elizabeth II. sonst keine wichtigen Aufgaben hat. Am schwierigsten politischen Problem Großbritanniens jedenfalls, so haben es Sprecher des Buckingham-Palastes immer wieder durchblicken lassen, werde sich die Monarchin nicht die Finger schmutzig machen – den Brexit müssen die Politiker schon selbst hinkriegen.
Bleibt also ein wenig Zeit zur Schlichtung eher privater Konflikte. Nun gilt die 92-Jährige zwar nicht gerade als Prototyp der modernen Psychoberaterin, sind doch die ihrer Generation eingeimpften Maximen ein wenig aus der Mode geraten. Die erste lautet „stiff upper lip“, handelt also von der berühmten steifen Oberlippe und davon, dass englische Damen, zumal jene von Adel, Emotionen keinesfalls zeigen, wenn sie bejammernswerter Weise diese unerwünschten Eigenschaften schon einmal haben.
Leicht erregbare Zeitgenossen
Dennoch wünschen sich die Londoner Gazetten eine königliche Intervention in einer Auseinandersetzung, wie es sie in der langen Geschichte des englischen Königshauses immer wieder einmal gegeben hat. Leicht erregbare Zeitgenossen sprechen schon vom „Krieg der Herzoginnen“: Gemeint sind natürlich die beiden Schwieger-Enkeltöchter der Queen, nämlich die Herzoginnen von Cambridge und Sussex, alias Kate Middleton und Meghan Markle.
Die Mutter von drei Kindern, 36, und ihre schwangere Schwägerin, 37, haben sich den Royal Watchers zufolge so zerstritten, dass Harry und Meghan demnächst ihr gerade erst bezogenes Häuschen am Kensington-Palast räumen. Anfang nächsten Jahres zieht das junge Paar ins Frogmore House beim Schloss Windsor, wo vergangenen Mai auch die Hochzeitsfeier stattfand. Dort soll im Frühjahr das erste gemeinsame Baby zur Welt kommen. Bei den Berichten über das Zerwürfnis der schönen Prinzessinnen sollte man freilich nicht ganz ausschließen, dass wir es mit der weit verbreiteten Behandlung Prominenter durch die bekanntermaßen robuste englische Boulevardpresse zu tun haben: Wer so in den Himmel gehoben wurde wie die US-Schauspielerin anlässlich ihrer Traumhochzeit mit dem einstigen Sorgenprinzen Harry im vergangenen Mai, muss sich darauf gefasst machen, bei nächster Gelegenheit in Grund und Boden geschrieben zu werden. Herzogin Meghan müsse sich, so schrieb es die kluge „Guardian“-Kolumnistin Zoe Williams schon im Mai, für eine „von Missbrauch gekennzeichnete Beziehung“zu den Medien wappnen.
Schwierige Meghan
Immerhin gibt es Indizien dafür, dass mit der gebürtigen Kalifornierin nicht immer gut Kirschen essen ist. Dass Meghan bereits morgens um fünf Uhr den Höflingen fordernde EMails schreibt, spricht zwar für eine bewundernswerte Arbeitsmoral, fördert aber nicht die Work-Life-Balance bei Hofe. Eine persönliche Assistentin schmiss nach sechs Monaten den Job „unter Tränen“hin; die erfahrene Privatsekretärin Samantha Cohen, einst enge Mitarbeiterin der Queen, hat ebenfalls ihren Rückzug aus Harrys und Meghans Zirkel angekündigt.
Zu diesem gehört ganz erkennbar auch nicht Meghans Vater Thomas Markle – der zweite, womöglich noch schwierigere Schlichtungsfall für das Familienoberhaupt. Diesmal kommt die Bitte um eine royale Vermittlung von dem preisgekrönten früheren Beleuchter von Hollywood-Produktionen selbst. Der in Mexiko lebende Pensionär, 74, vertraute dem britischen TV-Sender ITV an, seine Tochter reagiere nicht auf beinahe tägliche Kontaktversuche per SMS, er werde „ignoriert und gemieden. Dabei sollten Familien zusammen sein, gerade zu Weihnachten“, jammert Markle und hofft auf die Frau, „die ich seit meiner Kindheit bewundere“: die Queen.