Kerosin im Boden ist wohl keine Gefahr
Landratsamt Ravensburg hat nach Flugzeugabsturz von Waldburg Untersuchung in Auftrag gegeben
WALDBURG - Das Kerosin, das nach dem Flugzeugabsturz nahe bei Sieberatsreute ausgelaufen und über dem Wald bei Waldburg verteilt ist, birgt wohl keine Gefahren für Mensch und Umwelt. Das schreibt das Landratsamt Ravensburg in einer Pressemitteilung von Donnerstagnachmittag. Die Kreisbehörde hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, um mögliche Gefahren auszuschließen. Der Absturz der Cessna 510 Citation Mustang ereignete sich vor einem Jahr am 14. Dezember 2017. Da der Abschlussbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig nach wie vor aussteht, ist die Absturzursache noch nicht geklärt.
Noch heute befinden sich an der Absturzstelle und im umliegenden Wald Wrackteile. Auch sind die Kerosinspuren an den Bäumen zu sehen. Der Flugzeugtreibstoff hat sich flächendeckend über dem Wald verteilt. Nach Berechnungen des Flughafens Friedrichshafen haben sich noch maximal 300 Liter Kraftstoff in der verunglückten Cessna befunden. Vor einem Jahr hatte das Landratsamt Ravensburg entschieden, das Kerosin nicht abzutragen. Hätte man das Kerosin abtragen wollen, wäre nur eine Abholzung der gesamten Fläche infrage gekommen. Im Vergleich dazu sei der Umweltschaden durch das Kerosin geringer, hieß es damals vonseiten des Landratsamtes Ravensburg.
Proben im Sommer entnommen
„Um auszuschließen, dass von dem wahrnehmbaren Kerosingeruch oder anderen Überresten des Flugzeugs Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen, hat das Landratsamt eine Überprüfung des Bodens beauftragt. Aus dem nun vorliegenden Gutachten geht hervor, dass dieser nicht wesentlich belastet und ein weiteres Einschreiten somit nicht erforderlich ist“, schreibt die Behörde in der Pressemitteilung.
Das mit der Untersuchung beauftragte Ingenieurbüro habe auf der gesamten Absturzfläche Bodenproben aus verschiedenen Tiefen entnommen. Nun zeigten die Ergebnisse, dass in den oberen zehn Zentimetern (Humus) auf kleinen Teilflächen sehr geringe Mengen an Kerosin feststellbar sind. Bereits in einer Tiefe von zehn bis 30 Zentimetern seien nur noch Bruchteile dieser Mengen vorhanden.
„Die Bodenproben wurden bewusst nicht sofort nach dem Absturz, sondern erst im Sommer entnommen, weil auch ermittelt werden sollte, ob die Schadstoffe sich in die tieferen Schichten bewegen“, so die Pressemitteilung. Nach den Untersuchungsergebnissen sei der Boden im Bereich der Absturzfläche jedoch so aufgebaut, dass die Schadstoffe nicht in die tieferen Schichten verfrachtet werden. Daher könne davon ausgegangen werden, dass über kurz oder lang auch die verbliebenen Restmengen abgebaut werden und von den eingetragenen Stoffen keine Gefahren für Menschen und das Grundwasser ausgehen, lässt das Landratsamt wissen.
Bei dem Absturz vor einem Jahr sind drei Menschen ums Leben gekommen. An Bord der Maschine waren drei Männer: der Thermen-Investor – auch bekannt als „Thermenkönig“– Josef Wund (79) aus Eriskirch, der 45-jährige Pilot und Geschäftsführer der Bregenzer „Skytaxi Luftfahrt GmbH“sowie sein 49 Jahre alter CoPilot aus Wien. Am Jahrestag des Unglücks haben die Angehörigen der Opfer eine kleine Gedenkfeier veranstaltet. Jetzt erinnert ein Gedenkstein an diesen 14. Dezember.
Die Cessna war auf dem Weg vom hessischen Egelsbach bei Frankfurt und befand sich kurz vor dem Absturz um 18.14 Uhr im Landeanflug auf den Flughafen Friedrichshafen. Rund 120 Rettungskräfte waren in dieser Nacht im Einsatz. Nach ersten Informationen der Staatsanwaltschaft Ravensburg vom 1. März sei vermutlich eine vereiste Landeklappe Ursache für den Absturz gewesen. Doch in dem BFU-Zwischenbericht vom März war davon nicht die Rede. Daran wurden Zweifel angemeldet. Eis könnte bei dem Unglück aber tatsächlich eine Rolle gespielt haben.
Abschlussbericht dauert ein Jahr
Ein Sprecher der BFU sagte im März der „Schwäbischen Zeitung“: „Landeklappen können vereisen, Flugzeuge können aber auch mit vereisten Landeklappen landen.“Hinweise auf einen technischen Defekt oder eine Erkrankung der Besatzung gab es nicht. Auch die Obduktion der Piloten ergab keine Hinweise auf Beeinflussung durch Medikamente, Drogen oder Alkohol.
Üblicherweise kann der Abschlussbericht der BFU bis zu einem Jahr Zeit beanspruchen. Bei aufwendigeren Berichten oder Zeitverzögerungen kann es auch länger als ein Jahr dauern.
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