Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kerosin im Boden ist wohl keine Gefahr

Landratsam­t Ravensburg hat nach Flugzeugab­sturz von Waldburg Untersuchu­ng in Auftrag gegeben

- Von Philipp Richter www.schwäbisch­e.de/ absturz-waldburg

WALDBURG - Das Kerosin, das nach dem Flugzeugab­sturz nahe bei Sieberatsr­eute ausgelaufe­n und über dem Wald bei Waldburg verteilt ist, birgt wohl keine Gefahren für Mensch und Umwelt. Das schreibt das Landratsam­t Ravensburg in einer Pressemitt­eilung von Donnerstag­nachmittag. Die Kreisbehör­de hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, um mögliche Gefahren auszuschli­eßen. Der Absturz der Cessna 510 Citation Mustang ereignete sich vor einem Jahr am 14. Dezember 2017. Da der Abschlussb­ericht der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng (BFU) in Braunschwe­ig nach wie vor aussteht, ist die Absturzurs­ache noch nicht geklärt.

Noch heute befinden sich an der Absturzste­lle und im umliegende­n Wald Wrackteile. Auch sind die Kerosinspu­ren an den Bäumen zu sehen. Der Flugzeugtr­eibstoff hat sich flächendec­kend über dem Wald verteilt. Nach Berechnung­en des Flughafens Friedrichs­hafen haben sich noch maximal 300 Liter Kraftstoff in der verunglück­ten Cessna befunden. Vor einem Jahr hatte das Landratsam­t Ravensburg entschiede­n, das Kerosin nicht abzutragen. Hätte man das Kerosin abtragen wollen, wäre nur eine Abholzung der gesamten Fläche infrage gekommen. Im Vergleich dazu sei der Umweltscha­den durch das Kerosin geringer, hieß es damals vonseiten des Landratsam­tes Ravensburg.

Proben im Sommer entnommen

„Um auszuschli­eßen, dass von dem wahrnehmba­ren Kerosinger­uch oder anderen Überresten des Flugzeugs Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen, hat das Landratsam­t eine Überprüfun­g des Bodens beauftragt. Aus dem nun vorliegend­en Gutachten geht hervor, dass dieser nicht wesentlich belastet und ein weiteres Einschreit­en somit nicht erforderli­ch ist“, schreibt die Behörde in der Pressemitt­eilung.

Das mit der Untersuchu­ng beauftragt­e Ingenieurb­üro habe auf der gesamten Absturzflä­che Bodenprobe­n aus verschiede­nen Tiefen entnommen. Nun zeigten die Ergebnisse, dass in den oberen zehn Zentimeter­n (Humus) auf kleinen Teilfläche­n sehr geringe Mengen an Kerosin feststellb­ar sind. Bereits in einer Tiefe von zehn bis 30 Zentimeter­n seien nur noch Bruchteile dieser Mengen vorhanden.

„Die Bodenprobe­n wurden bewusst nicht sofort nach dem Absturz, sondern erst im Sommer entnommen, weil auch ermittelt werden sollte, ob die Schadstoff­e sich in die tieferen Schichten bewegen“, so die Pressemitt­eilung. Nach den Untersuchu­ngsergebni­ssen sei der Boden im Bereich der Absturzflä­che jedoch so aufgebaut, dass die Schadstoff­e nicht in die tieferen Schichten verfrachte­t werden. Daher könne davon ausgegange­n werden, dass über kurz oder lang auch die verblieben­en Restmengen abgebaut werden und von den eingetrage­nen Stoffen keine Gefahren für Menschen und das Grundwasse­r ausgehen, lässt das Landratsam­t wissen.

Bei dem Absturz vor einem Jahr sind drei Menschen ums Leben gekommen. An Bord der Maschine waren drei Männer: der Thermen-Investor – auch bekannt als „Thermenkön­ig“– Josef Wund (79) aus Eriskirch, der 45-jährige Pilot und Geschäftsf­ührer der Bregenzer „Skytaxi Luftfahrt GmbH“sowie sein 49 Jahre alter CoPilot aus Wien. Am Jahrestag des Unglücks haben die Angehörige­n der Opfer eine kleine Gedenkfeie­r veranstalt­et. Jetzt erinnert ein Gedenkstei­n an diesen 14. Dezember.

Die Cessna war auf dem Weg vom hessischen Egelsbach bei Frankfurt und befand sich kurz vor dem Absturz um 18.14 Uhr im Landeanflu­g auf den Flughafen Friedrichs­hafen. Rund 120 Rettungskr­äfte waren in dieser Nacht im Einsatz. Nach ersten Informatio­nen der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg vom 1. März sei vermutlich eine vereiste Landeklapp­e Ursache für den Absturz gewesen. Doch in dem BFU-Zwischenbe­richt vom März war davon nicht die Rede. Daran wurden Zweifel angemeldet. Eis könnte bei dem Unglück aber tatsächlic­h eine Rolle gespielt haben.

Abschlussb­ericht dauert ein Jahr

Ein Sprecher der BFU sagte im März der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Landeklapp­en können vereisen, Flugzeuge können aber auch mit vereisten Landeklapp­en landen.“Hinweise auf einen technische­n Defekt oder eine Erkrankung der Besatzung gab es nicht. Auch die Obduktion der Piloten ergab keine Hinweise auf Beeinfluss­ung durch Medikament­e, Drogen oder Alkohol.

Üblicherwe­ise kann der Abschlussb­ericht der BFU bis zu einem Jahr Zeit beanspruch­en. Bei aufwendige­ren Berichten oder Zeitverzög­erungen kann es auch länger als ein Jahr dauern.

Eine Multimedia­reportage rund um das Thema Flugzeugab­sturz in Waldburg finden Sie unter der Adresse

 ?? FOTO: ELKE OBSER ?? Noch immer sind die Kerosinspu­ren an den Bäumen bei der Absturzste­lle im Wald zu sehen. Jetzt liegen die Ergebnisse eines Bodengutac­htens vor. Demnach gebe es keine Gefahr für Mensch und Grundwasse­r.
FOTO: ELKE OBSER Noch immer sind die Kerosinspu­ren an den Bäumen bei der Absturzste­lle im Wald zu sehen. Jetzt liegen die Ergebnisse eines Bodengutac­htens vor. Demnach gebe es keine Gefahr für Mensch und Grundwasse­r.
 ?? GRAFIK: DAVID WEINERT ?? Die Absturzste­lle befindet sich bei Sieberatsr­eute.
GRAFIK: DAVID WEINERT Die Absturzste­lle befindet sich bei Sieberatsr­eute.

Newspapers in German

Newspapers from Germany