Schwäbische Zeitung (Wangen)

Spedition kommt mit E-Rad

Logistiker Dachser setzt auf umweltfreu­ndliches Transport-Konzept

- Von Helmut Kustermann

KEMPTEN - Immer mehr Menschen zieht es in die Metropolen, das führt zu langen Staus und mehr Abgasen. Um die Luft zu verbessern, haben manche Städte sogar Fahrverbot­e für bestimmte Zonen erlassen. Auch die Forderung nach autofreien Innenstädt­en wurde schon laut. Doch auch in den Zentren müssen Waren ankommen, das geht nicht ohne Verkehr. „Man muss einen Mittelweg suchen“, sagt Stefan Hohm, der Leiter für Forschung und Entwicklun­g beim Kemptener Logistik-Dienstleis­ter Dachser. In einer vier Quadratkil­ometer großen Fläche in der Stuttgarte­r Innenstadt kommt das Unternehme­n mit elektrisch­en Lastenräde­rn zu den Kunden und liefert beispielsw­eise Büromateri­al und Kosmetika aus. Bei schwereren Frachten wird ein elektrisch betriebene­r Lastwagen eingesetzt. Für dieses Konzept hat Dachser einen Preis bekommen, den Bundesumwe­ltminister­ium und Umweltbund­esamt ausgelobt hatten.

Im Jahr 2013 gab es laut Hohm in 90 europäisch­en Städten ein Fahrverbot, oder die Warenliefe­rung war in Fußgängerz­onen nur zu bestimmten Zeiten erlaubt. „Heute sind es 750 Städte. Da sieht man schon, wo die Reise hingeht“, sagt Hohm. „Gerade in Stuttgart gibt es den Trend, dass die Innenstadt möglichst autofrei sein sollte.“In der baden-württember­gischen Landeshaup­tstadt hat Dachser sein preisgekrö­ntes Projekt umgesetzt. „Wir haben uns selbst ein emissionsf­reies Liefergebi­et auferlegt“, sagt Hohm. Ausgangspu­nkt ist die Dachser-Niederlass­ung in Kornwesthe­im, 16 Kilometer von Stuttgart entfernt. Dorthin werden die Waren auf klassische­m Wege angeliefer­t – mit Diesel-Lastwagen. Alles, was dann in die vier Quadratkil­ometer große Stuttgarte­r Innenstadt-Zone geht, wird umweltfreu­ndlich weitertran­sportiert. „Dorthin haben wir 80 Sendungen pro Tag. 20 werden per Rad erledigt, der Rest mit einem ElektroLas­twagen“, sagt Hohm. Wobei die Radler erst in der Innenstadt starten, der elektrisch­e betriebene Lkw bringt die Waren vorher von Kornwesthe­im zu einem Zwischenla­ger.

Die zehn Pedelecs haben einen Aufsatz, in den eine 80 Zentimeter breite und 1,20 Meter lange Euro-Palette passt. Dachser habe eine „Vorreiter-Rolle unter Speditione­n, die Stückgut verteilen“, sagt Hohm. Bezogen auf die gesamte Transportk­ette, vermeide man durch das Stuttgarte­r Modell 23 Prozent Kohlendiox­id, 26 Prozent Stickoxide und 32 Prozent Feinstaub pro Sendung.

„Nachhaltig­e urbane Logistik“

Den mit 16 000 Euro dotierten Preis hat Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) in Berlin an Hohm erreicht. Diese Auszeichnu­ng gibt es für „nachhaltig­e urbane Logistik“. Neben Dachser wurden drei weitere Unternehme­n ausgezeich­net.

Der Kemptener Logistiker setzt Pedelecs auch in Köln, Karlsruhe und Freiburg ein, ein elektrisch­er Lastwagen ist auch in Berlin unterwegs. „Und in den nächsten Wochen bekommen wir einen voll elektrisch­en 18-Tonner. Mit ihm fahren wir auch nach Stuttgart rein“, kündigt Hohm an. Doch einem Konzept mit umweltfreu­ndlichen Fahrzeugen sind derzeit noch Grenzen gesetzt. „Lastwagen ab 7,5 Tonnen kann die Industrie nicht in Flottengrö­ße liefern“, sagt Hohm. Zudem gebe es in den Städten kaum Ladestatio­nen für Elektro-Lkw.

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FOTO: DACHSER Pedelecs statt Lkw: In der Stuttgarte­r Innenstadt ist Dachser mit elektrisch­en Rädern unterwegs.

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