Wenn der Weihnachtsbaum aus dem Internet kommt.
Von Christiane Pötsch-Ritter
Kürzlich las ich, der selbst geschlagene Weihnachtsbaum liege wieder im Trend. Ganze Familien seien heuer im grünen Tann mit der Axt auf der Pirsch. Ein Event, so der Tenor, das den Kleinen nachhaltig schöne Erinnerungen beschere. Da haben sie endlich was, wovon sie noch ihren Enkeln erzählen können. Andererseits gehöre, las ich, zu den trendigen Erscheinungen inzwischen auch das Weihnachtsbaumonlineshopping, welches sich hoher Kundenzufriedenheit erfreue bezüglich Frische, Qualität, Stabilität der Verpackung und nicht zuletzt zeitnaher Lieferung. Hätte ich Enkel, wäre dies das Stichwort, ihnen eine Geschichte aus der Frühzeit des Weihnachtsbaumonlineshoppings zu erzählen.
Laut meinen Söhnen muss es Weihnachten 2000 gewesen sein, sie waren neun und zwölf Jahre alt, als ihr Vater auf die Idee kam, den Weihnachtsbaum im Internet zu bestellen. Die Firma hieß Primus Power Selling und der Gag bei der Sache war, dass der Baum immer billiger hätte werden sollen, je mehr Leute bestellen. Deshalb haben wir uns auch ernsthaft keine Sorgen gemacht, als der Paketbote am Freitag vor Heiligabend, der im Jahr 2000 auf einen Sonntag fiel, noch immer auf sich warten ließ. Gehörte vielleicht zum Geschäftsmodell.
Am Samstag jedoch: wieder nichts. In letzter Minute sind wir zum Platz vorm Kaufmarkt gehetzt, wo der Mann mit den Weihnachtsbäumen gerade dabei war, die kümmerlichen Reste zusammenzupacken. Freilich sollte schon bald das Wunder geschehen: An Heiligabend waren sich alle einig, dass die auf den letzten Drücker ergatterte Tanne die schönste war, die wir je hatten.
Der Weihnachtsbaum aus dem Onlineshopping wurde dann am 27. Dezember geliefert, in einem Paket, das durchaus heutigen Standards entsprach. Mein Mann verweigerte die Annahme. Verständlich. Nur finde ich, er hätte ruhig mal fragen können, was der Baum nun eigentlich kostete.