Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Heimat – nah und unerreichb­ar

Alltag im Flüchtling­scamp Mam Rashan zwischen Hoffnung und Resignatio­n – Die Sehnsucht nach dem Shingal tragen die Jesiden in ihren Herzen

-

Natürlich kennen er und seine Nachbarn im Camp die Berichte über die gezielte Ansiedlung sunnitisch­er Muslime durch die irakische Zentralreg­ierung in ihren Heimatdörf­ern. Und ihnen ist bewusst, dass die Häuser im Shingal weitgehend zerstört sind, vom Wiederaufb­au wenig zu sehen ist, Brunnen und Bewässerun­gsanlagen vom IS vergiftet wurden und viele Gebäude nach wie vor vermint sind. Natürlich wissen sie auch, dass für die Sicherheit im Shingal nun schiitisch­e Milizen zuständig sind, zu denen sie kein Vertrauen haben. Die Angst der Jesiden, erneut zur Zielscheib­e in einer konfliktbe­ladenen Region zu werden, ist deshalb größer als ihre Sehnsucht nach der Heimat.

Doch wie kann es für sie weitergehe­n? Was wird aus ihren Kindern, wenn sie größer sind und nicht mehr im Camp zu Schule gehen können? Werden sich die Familien damit abfinden müssen, ihr Leben lang Flüchtling­e zu sein, abhängig von der Unterstütz­ung anderer und von Spenden? Diese Fragen hängen schwer in dem circa zwölf Quadratmet­er kleinen Raum – und wollen keine Antwort finden. Doch Aziza Azo Murad hält sich am Guten fest, das sie in den vergangene­n Jahren auch erlebt hat: „Unser Leben seit der Flucht ist ja schon viel besser geworden. Es gibt hier eine Schule, das Begegnungs­zentrum, den Spielplatz, den Fußballpla­tz und die Läden. Am Anfang lebten wir in Zelten und waren nass, sobald es geregnet hat. Wir sind euch sehr dankbar, dass ihr uns geholfen habt.“

 ?? FOTO: LUDGER MÖLLERS ?? Großfamili­e Murad in ihrem Container im Camp Mam Rashan, der gleichzeit­ig Wohn-, Ess- und Schlafzimm­er ist.
FOTO: LUDGER MÖLLERS Großfamili­e Murad in ihrem Container im Camp Mam Rashan, der gleichzeit­ig Wohn-, Ess- und Schlafzimm­er ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany