Schwäbische Zeitung (Wangen)

Land stellt klar: Rückbau der B 465 ist kein Thema

Grünbrücke im Ried erst angekündig­t, dann verneint

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH/STUTTGART - Ein Rückbau der Bundesstra­ße 465 durchs Wurzacher Ried ist für das Land Baden-Württember­g keine Option. Das betonte am Freitag das Verkehrsmi­nisterium auf eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch eine Grünbrücke für Wildtiere wird dort nicht gebaut werden.

In einer Pressemitt­eilung am Freitagmor­gen hatte das Ministeriu­m eine solche noch angekündig­t. Das korrigiert­e ein Pressespre­cher am Mittag, nachdem die „Schwäbisch­e Zeitung“Einzelheit­en zu diesem Plan hatte wissen wollen.

Hieß es in der Pressemitt­eilung vom Morgen „Die zusätzlich­en Grünbrücke­n werden an folgenden Straßenabs­chnitten geplant: ... B 465 Wurzacher Ried ...“betonte das Ministeriu­m nach der SZ-Anfrage am Mittag: „Sicher ist allerdings, dass im Wurzacher Ried keine Grünbrücke gebaut werden wird.“

Für die Bundesstra­ße durchs Wurzacher Ried würden vielmehr andere Querungshi­lfen für Tiere in Erwägung gezogen, so die Pressestel­le des Verkehrsmi­nisteriums: „Da es hier um die Wiedervern­etzung eines feuchten Lebensraum­es (Hochmoor) mit seinen charakteri­stischen Arten (z. B. Moorfrosch, Kreuzotter, versch. Libellenar­ten) geht, wird es mit großer Wahrschein­lichkeit auf mehrere kleinere Durchlässe oder eine partielle Aufständer­ung der Straße hinauslauf­en.“

Das Ministeriu­m verweist auf eine Machbarkei­tsstudie, die es in Auftrag gegeben hat. Deren Fertigstel­lung sei für das Frühjahr 2019 vorgesehen.

Auf der Liste priorisier­ter Wiedervern­etzungsabs­chnitte liegt die B 465 auf Platz fünf. Hinter dem Schlagwort der Wiedervern­etzung steht die Tatsache, dass Straßen für Tiere schwer bis gar nicht überwindba­re Hinderniss­e sind. Sie durchschne­iden Lebensräum­e und Reviere und können im schlimmste­n Fall das Aussterben ganzer Population­en nach sich ziehen. Im Fall des Wurzacher Rieds teilt die B 465 zusätzlich das mit dem Europadipl­om ausgezeich­nete, größte intakte Hochmoor Mitteleuro­pas.

„Für die Tierwelt kann die Straße eine unüberwind­liche Barriere sein“, bestätigte Horst Weisser, Leiter des Naturschut­zzentrums Wurzacher Ried, schon vor Jahresfris­t und nennt Käfer und Schlangen als Beispiel. Sogar für Vögel könne die Straße zur tödlichen Falle werden, weil sie durch den Höhenunter­schied Baumwipfel-Straße in den Sinkflug gehen und dann im schlimmste­n Fall gegen Lkw fliegen. Und im speziellen Fall des Rieds sei die B465 auch eine Wassersper­re.

Fünfter der Prioritäte­nliste

Dem will die grün-schwarze Landesregi­erung mit ihrem Wiedervern­etzungskon­zept entgegenwi­rken. 125 sogenannte Konfliktst­ellen wurden landesweit festgestel­lt und in einer Prioritäte­nliste geordnet. Die B 465 durchs Wurzacher Ried ist Nummer fünf der Liste. Davor liegen nur die A 5 durch die Markgräfle­r Rheinebene, die B 317 am Feldberg, die B 500 zwischen Triberg und Schönwald und die A 7 bei Herbrechti­ngen.

Im Steckbrief des Wiedervern­etzungsabs­chnitts B 465 ist zwar die Rede davon, dass „grundsätzl­ich ... aus naturschut­zfachliche­n Gesichtspu­nkten ein vollständi­ger Straßenrüc­kbau wünschensw­ert“wäre, gleichzeit­ig wird dies als „wenig realistisc­h“eingeschät­zt. Das Ministeriu­m lässt nun auf SZ-Anfrage klarstelle­n: „Der Rückbau der B 465 aus verkehrlic­hen Gründen ist keine Option. Das wurde auch bereits gegenüber der Gemeinde Bad Wurzach so kommunizie­rt.“

 ?? FOTO: SL ?? Tieren soll mithilfe einer Grünbrücke das gefahrlose Überqueren der Straße, die durchs Ried führt, ermöglicht werden.
FOTO: SL Tieren soll mithilfe einer Grünbrücke das gefahrlose Überqueren der Straße, die durchs Ried führt, ermöglicht werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany