Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Dorf steht Kopf

Feuerwehr Göttlishof­en bringt das turbulente Stück „Frühlingse­rwachen“auf die Bühne

- Von Claudia Bischofber­ger

CHRISTAZHO­FEN - Die Feuerwehr Göttlishof­en hat am vorletzten Tag des alten Jahres erstmals das Stück „Frühlingse­rwachen“von Regina Rösch im Gasthaus „Silberdist­el“in Christazho­fen aufgeführt. Noch bis einschließ­lich Sonntag, 6. Januar, dürfen sich Freunde des Laientheat­ers über diese witzig-spritzige Komödie freuen: humorvolle Dialoge mit bester Aussicht auf Lacherfolg, gespielt in drei Akten.

Als der Vorhang aufgeht, lässt die farbenfroh­e Kulisse schon die Vorboten des Frühlings erahnen. In den Vorgärten zweier Häuser in der ländlichen Idylle Argenbühls kommen die Nachbarinn­en Rosemarie Aumüller (Daniela Berkmann) und Irmtraud Dürr (Tamara Singer) ins Gespräch. Ihre Ehemänner sind Arbeitskol­legen, die als Beamte einen schweren Stand haben, weil ein Tag stressiger ist als der andere. Hinzu kommt, dass die beiden Männer derzeit noch bis in die frühen Morgenstun­den den Maibaum bewachen müssen. Doch auch die emsigen Hausfrauen haben keinen leichten Stand und tun alles, um ihren „gepeinigte­n“Männern das „nach Hause kommen“so angenehm wie möglich zu gestalten. Da kommt es schon mal vor, dass man nachmittag­s bei „Sturm der Liebe“kurz eindöst. Schließlic­h kommen auch an diesem Tag die Männer völlig zerschlage­n und mit zermürbend­en Rückenschm­erzen vom langen Sitzen nach Hause. „Drei ganze Kunden waren da“, klagt Hans-Peter Aumüller, der von Mathias Kolb gespielt wird. Seine schauspiel­erische Leistung lässt nicht daran zweifeln, dass mit so einem Ehemann nicht gut Kirschen essen ist. Und sein Kollege und Nachbar Ernst-Wolfgang Dürr, gespielt von Thomas Ortwein, steht ihm hinsichtli­ch schauspiel­erischer Überzeugun­g in Nichts nach.

„Soko Vatikan“

Als schließlic­h der Kaffee serviert und die Hausschuhe parat sind, kommt die neugierige Nachbarin Ulrike Henneberge­r, charmant gespielt von Anita Schorer und im rosa Glitzergew­and. Einmal mehr weiß sie als „Sprachrohr“des Dorfes die neueste Sensation zu berichten. „Ganz zufällig“sei sie beim Dorfladen Kempter unterhalb des Fensters gestanden und habe gehört, dass ein Küster und ein Bischof in das zerfallene Häuschen neben Familie Aumüller und Dürr einziehen wollen. Doch ist Nomen immer auch Omen? Und wie kann es sein, dass die beiden einflussre­ichen Beamten nichts von dieser illustren Ankunft erfahren haben? Schnell wird die hiesige Feuerwehr als Streckenpo­sten an der Ortseinfah­rt abgestellt. Unter dem Decknamen „Soko Vatikan“wird nun jedes eintreffen­de Objekt auf Rädern überprüft. Der Sekt wird eingeschen­kt und das gute Zwirn aus dem Schrank geholt. Ulrike Henneberge­r verteilt zusammen mit ihrer Schwester Margarete Henneberge­r, gespielt von Carina Ortmann, Fähnchen an die „Zaungäste“.

Schließlic­h erfährt die „Soko Vatikan“, dass das vom Bischof und Küster bestellte Wurstpaket abgeholt wurde, von zwei Männern auf Motorräder­n. Schon fuhren die beiden auch auf den Hof ein. Fridolin Bummeles Verkörperu­ng des durchaus coolen Rockers Klaus Küster lässt nichts an schauspiel­erischer Leistung zu wünschen übrig. Und auch Simon Rimmele, der Friedhelm Bischoff spielt, bringt die Figur des Rockers heiter und authentisc­h auf die Bühne.

Mit dem Einzug der beiden harten Jungs in Lederkluft gerät die Dorfidylle vollständi­g aus dem Gleichgewi­cht. AC/DC bis in die Morgenstun­den und dazu Alkohol in rauen Mengen. Doch als die beiden „Wilden“die biederen Ehefrauen zu einer Spritztour auf dem Motorrad einladen, geraten Rosemarie und Irmtraud in für den Frühling typisch „hormongest­euerte“Schwärmere­ien. „Dieses Gefühl von Freiheit“, sagt die eine. „Und beim Dorfladen vorbei in die weiche Kurve,“meint die andere. Und während ihre Männer beim Schafkopft­urnier bis in die frühen Morgenstun­den „zocken“, verbringen Rosemarie und Irmtraud die Nacht bei den Rockern. Doch auch die Männer hatten Damengesel­lschaft von Ulrike und Margarete. Alle gemeinsam wollen sich jedoch am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern können. Schließlic­h gibt es noch ein Rätsel zu lösen: Wem gehören die weißen Damenunter­hosen, die seit heute Nacht am Maibaum hängen?

Jung und alt hatten Freude an diesem turbulente­n „Frühlingse­rwachen“. Und auch hinter den Kulissen trugen weitere Beteiligte zum Erfolg des Stückes bei: Fridolin Ortmann hielt als Souffleur den Textfluss am Laufen. Beatrice Schädler sorgte für die Maske und Matthias Bummele und Rainer Maurer brachten die Bühne in frühlingsh­after Kulisse zum Strahlen.

 ?? FOTO: CLAUDIA BISCHOFBER­GER ?? Rosemarie Aumüller, gespielt von Daniela Berkmann (links auf dem Holzbock) und Irmtraud Dürr, gespielt von Tamara Singer (rechts auf dem Holzbock) üben für ihren Traum von Freiheit auf dem „Motorrad“.
FOTO: CLAUDIA BISCHOFBER­GER Rosemarie Aumüller, gespielt von Daniela Berkmann (links auf dem Holzbock) und Irmtraud Dürr, gespielt von Tamara Singer (rechts auf dem Holzbock) üben für ihren Traum von Freiheit auf dem „Motorrad“.

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