Der Mond ist nicht genug
Ein Erfolg, der vieles verändert: Es wirkt wie ein ironischer Fingerzeig, dass sich der Name der chinesischen Mondsonde liest wie das englische Wort für „Wandel“. Denn mit der Landung des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumfahrzeugs „Chang’e 4“auf der Rückseite des Mondes ist China endgültig im Club der Weltmächte angekommen. Erneut hat das Reich der Mitte bewiesen, dass es nicht nur entschlossen, sondern auch fähig ist, eine entscheidende Rolle auf der globalen Bühne zu spielen. China begnügt sich nicht mit einem All-Ausflug zur Erforschung des Trabanten. Der Fahrplan für die nächsten Jahre steht. Langfristig geht es China um nicht weniger als die Ausbeutung von Ressourcen, die für die Kernfusion taugen könnten.
Die USA – einst die Vormacht im All, die 1969 mit Neil Armstrong den ersten Menschen auf den Mond schickte – geraten durch den Erfolg der Chinesen massiv unter Druck. Die letzte bemannte Mondmission ist fast ein halbes Jahrhundert her. Die Raumfahrtbehörde Nasa, die vergangenes Jahr 60 Jahre alt wurde, leidet unter Budgetkürzungen und braucht dringend Erfolge. Seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms 2011 sind die Amerikaner auf russische Sojus-Kapseln angewiesen, um ins Weltall zu kommen. 2011 entschieden sich die USA gegen eine Zusammenarbeit mit China und verwehrten dem Land die Beteiligung an der ISS. Doch China braucht die Amerikaner längst nicht mehr: Das Land mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern treibt sein Raumfahrtprogramm mit politischer Ambition voran. Es geht auch um militärische Macht. Raumfahrt und geopolitisches Gewicht waren schon im Kalten Krieg zwei Seiten einer Medaille.
Auch Europa muss aufpassen, dass es nicht abgehängt wird – nicht nur in Sachen Raumfahrt. China ist eine gewichtige Wirtschaftsnation, ob es nun um Vorsprung in Sparten wie der Solartechnologie geht oder um aggressive Investitionen auch hierzulande. Im Westen, wo man die Menschenrechte hochhält, wäre eine Abhängigkeit vom Überwachungsstaat China ein großer Nachteil.