Isnyer Arztpaar reanimiert Flucken-Lift
Zwei Winter des Bangens zu Ende – ungewisse Zukunft der Pisten im westlichen Allgäu
ISNY/MAIERHÖFEN – Am Flucken soll es wieder wuseln: Nach zwei Jahren „Winterschlaf“wird der Liftbetrieb am sonnig gelegenen Nordwesthang östlich von Maierhöfen wieder aufgenommen. Möglich machen das als neue Betreiber Andrea und Alexander Vesper. In den zurückliegenden Monaten hat das Paar alles daran gesetzt, den Lift technisch wieder fit zu machen für die notwendigen Genehmigungen und die Abnahme durch den TÜV. Rechtzeitig mit den ersten Schneefällen können sie nun eröffnen.
Nach dem plötzlichen Tod des Vorbesitzers war der Betrieb am Flucken eingestellt worden. Mehr als zwei Jahre war ungewiss, wie es mit dem Lift weitergeht – und ob überhaupt. In Zeiten, in denen sogar im Allgäu mittlerweile ungewiss ist, ob genügend Schnee fällt, um Pisten präparieren zu können, schließen die Anlagen eher, als dass jemand einen Lift kauft, übernimmt oder den Betrieb aufrecht erhält.
Eine Ausnahme – neben den Rudharts an der Isnyer Felderhalde – war bislang Rudi Holzberger, der den Skilift Gohrersberg – inzwischen der letzte im Kreuzthal – seit Jahren am Leben erhält. Vergangenes Wochenende hat er wieder aufgesperrt. Die Vespers gesellen sich in Maierhöfen nun zu seinem Vorbild.
Aktuelle und einstige Lifte
Aufwand und Risiko sind teils zu hoch, wie ein Blick in die bayerische Nachbarschaft zeigt: In Missen wird aktuell an einer Genossenschaft geschmiedet, um den Skibetrieb auf der Thalerhöhe in die Zukunft zu retten. Die Gemeinde Weitnau sucht für den Dorflift einen Betriebsnachfolger – wenn sich niemand findet, läuft der Lift in diesem Winter vermutlich zum letzten Mal. Ähnliches ist aus Wengen zu hören, und die Frage, wie lange die Iberg-Lifte in Maierhöfen noch betrieben werden, ist schon seit mehreren Jahren Gegenstand von Spekulationen. Längst verschwunden sind der Argenlift in KleinweilerHofen, der Laubenberglift in Grünenbach oder der Kugellift, einst der dritte Skihang in Maierhöfen.
Skibegeisterte Rheinländer
Dass es bald vielleicht gar keinen mehr gibt, dagegen stemmen sich seit Jahresbeginn Alexander Vesper, Allgemeinarzt in Isny, und seine Frau Andrea. Schon Anfang 2018 hätten sie mit dem Gedanken gespielt, den Flucken-Lift zu erwerben: „Wir lieben Schnee, Skifahren, Wintersport – und arbeiten gerne. Und wir fanden es sehr schade, dass der Flucken für die Kinder nicht mehr zur Verfügung stand. Zuerst war es nur eine Idee, und als der Flucken immer länger ohne Besitzer blieb, haben wir gehandelt“, erklären die beiden, die aus dem Rheinland stammen.
Das Ehepaar mit drei Kindern ist vor einigen Jahren ins Allgäu gezogen und seitdem mit dem Wintersport verbunden: Die beiden Töchter sind begeisterte Skispringerinnen im WSV Isny, und auch der Sohn saust gerne den Skihang hinunter.
Für die Reanimation des Fluckenlifts mussten einige bürokratische Hürden genommen werden, die Gemeinde Maierhöfen habe das Vorhaben unterstützt, erzählen die Vespers. Doch Idealismus und Enthusiasmus reichen nicht für einen ordnungsgemäßen Betrieb: Tobias Kießling, ein Bekannter der Familie, habe schließlich nicht nur den Impuls für den Kauf gegeben, sondern auch Unterstützung zugesagt. Schon als Jugendlicher arbeitete er an umliegenden Skiliften mit und besitzt daher reichlich Erfahrung, was die Technik und den Betrieb einer Aufstiegshilfe angeht. Er und ein neunköpfiges Team wollen nun dafür sorgen, dass der Liftbetrieb am Flucken gewährleistet wird und die Pisten präpariert sind.
Ausgestattet mit einem Umlaufseil für Kinder und einem großen Schlepplift ist der Flucken-Hang für Anfänger und Geübte geeignet, ein Familien-Skilift ebenso wie ein Wintersport-Ausflugsziel. Es gibt ausreichend Parkmöglichkeiten und auch eine gemütliche Gastronomie direkt am Hang. „Mit dem Schneeeinbruch sind wir nun endgültig startklar“, freuen sich die Familie Vesper und das gesamte Team.
Mit der Wiederinbetriebnahme des Flucken-Liftes gibt es nur wenige Kilometer im Umkreis von Isny damit wieder drei Skilifte: Die Felderhalde, den Isnyer Hausberg, für die Kleinsten, Anfänger und Familien, ideal am Rande der Stadt gelegen; die Iberg-Lifte in Riedholz bei Maierhöfen mit dem anspruchsvolleren Hang, aber auch dem Kinderskilift; und nun dank der Vespers auch wieder einen „mittleren“Skihang, den traditionsreichen Flucken.
Betriebszeiten am Flucken-Lift in Maierhöfen: Montag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertag sowie in den Ferien (Baden-Württemberg und Bayern): 9.30 bis 16 Uhr. Flutlicht: Freitag und Samstag, 18.30 bis 21.30 Uhr. Info-Telefon bei unsicherer Wetterlage unter 08383 / 500. Preise und Infos per E-Mail an: info@ familienskilift-flucken.de; Internet: