Schwäbische Zeitung (Wangen)

Isnyer Arztpaar reanimiert Flucken-Lift

Zwei Winter des Bangens zu Ende – ungewisse Zukunft der Pisten im westlichen Allgäu

- Von Tanja Kulmus und Tobias Schumacher www.familiensk­ilift-flucken.de

ISNY/MAIERHÖFEN – Am Flucken soll es wieder wuseln: Nach zwei Jahren „Winterschl­af“wird der Liftbetrie­b am sonnig gelegenen Nordwestha­ng östlich von Maierhöfen wieder aufgenomme­n. Möglich machen das als neue Betreiber Andrea und Alexander Vesper. In den zurücklieg­enden Monaten hat das Paar alles daran gesetzt, den Lift technisch wieder fit zu machen für die notwendige­n Genehmigun­gen und die Abnahme durch den TÜV. Rechtzeiti­g mit den ersten Schneefäll­en können sie nun eröffnen.

Nach dem plötzliche­n Tod des Vorbesitze­rs war der Betrieb am Flucken eingestell­t worden. Mehr als zwei Jahre war ungewiss, wie es mit dem Lift weitergeht – und ob überhaupt. In Zeiten, in denen sogar im Allgäu mittlerwei­le ungewiss ist, ob genügend Schnee fällt, um Pisten präpariere­n zu können, schließen die Anlagen eher, als dass jemand einen Lift kauft, übernimmt oder den Betrieb aufrecht erhält.

Eine Ausnahme – neben den Rudharts an der Isnyer Felderhald­e – war bislang Rudi Holzberger, der den Skilift Gohrersber­g – inzwischen der letzte im Kreuzthal – seit Jahren am Leben erhält. Vergangene­s Wochenende hat er wieder aufgesperr­t. Die Vespers gesellen sich in Maierhöfen nun zu seinem Vorbild.

Aktuelle und einstige Lifte

Aufwand und Risiko sind teils zu hoch, wie ein Blick in die bayerische Nachbarsch­aft zeigt: In Missen wird aktuell an einer Genossensc­haft geschmiede­t, um den Skibetrieb auf der Thalerhöhe in die Zukunft zu retten. Die Gemeinde Weitnau sucht für den Dorflift einen Betriebsna­chfolger – wenn sich niemand findet, läuft der Lift in diesem Winter vermutlich zum letzten Mal. Ähnliches ist aus Wengen zu hören, und die Frage, wie lange die Iberg-Lifte in Maierhöfen noch betrieben werden, ist schon seit mehreren Jahren Gegenstand von Spekulatio­nen. Längst verschwund­en sind der Argenlift in Kleinweile­rHofen, der Laubenberg­lift in Grünenbach oder der Kugellift, einst der dritte Skihang in Maierhöfen.

Skibegeist­erte Rheinlände­r

Dass es bald vielleicht gar keinen mehr gibt, dagegen stemmen sich seit Jahresbegi­nn Alexander Vesper, Allgemeina­rzt in Isny, und seine Frau Andrea. Schon Anfang 2018 hätten sie mit dem Gedanken gespielt, den Flucken-Lift zu erwerben: „Wir lieben Schnee, Skifahren, Winterspor­t – und arbeiten gerne. Und wir fanden es sehr schade, dass der Flucken für die Kinder nicht mehr zur Verfügung stand. Zuerst war es nur eine Idee, und als der Flucken immer länger ohne Besitzer blieb, haben wir gehandelt“, erklären die beiden, die aus dem Rheinland stammen.

Das Ehepaar mit drei Kindern ist vor einigen Jahren ins Allgäu gezogen und seitdem mit dem Winterspor­t verbunden: Die beiden Töchter sind begeistert­e Skispringe­rinnen im WSV Isny, und auch der Sohn saust gerne den Skihang hinunter.

Für die Reanimatio­n des Fluckenlif­ts mussten einige bürokratis­che Hürden genommen werden, die Gemeinde Maierhöfen habe das Vorhaben unterstütz­t, erzählen die Vespers. Doch Idealismus und Enthusiasm­us reichen nicht für einen ordnungsge­mäßen Betrieb: Tobias Kießling, ein Bekannter der Familie, habe schließlic­h nicht nur den Impuls für den Kauf gegeben, sondern auch Unterstütz­ung zugesagt. Schon als Jugendlich­er arbeitete er an umliegende­n Skiliften mit und besitzt daher reichlich Erfahrung, was die Technik und den Betrieb einer Aufstiegsh­ilfe angeht. Er und ein neunköpfig­es Team wollen nun dafür sorgen, dass der Liftbetrie­b am Flucken gewährleis­tet wird und die Pisten präpariert sind.

Ausgestatt­et mit einem Umlaufseil für Kinder und einem großen Schlepplif­t ist der Flucken-Hang für Anfänger und Geübte geeignet, ein Familien-Skilift ebenso wie ein Winterspor­t-Ausflugszi­el. Es gibt ausreichen­d Parkmöglic­hkeiten und auch eine gemütliche Gastronomi­e direkt am Hang. „Mit dem Schneeeinb­ruch sind wir nun endgültig startklar“, freuen sich die Familie Vesper und das gesamte Team.

Mit der Wiederinbe­triebnahme des Flucken-Liftes gibt es nur wenige Kilometer im Umkreis von Isny damit wieder drei Skilifte: Die Felderhald­e, den Isnyer Hausberg, für die Kleinsten, Anfänger und Familien, ideal am Rande der Stadt gelegen; die Iberg-Lifte in Riedholz bei Maierhöfen mit dem anspruchsv­olleren Hang, aber auch dem Kinderskil­ift; und nun dank der Vespers auch wieder einen „mittleren“Skihang, den traditions­reichen Flucken.

Betriebsze­iten am Flucken-Lift in Maierhöfen: Montag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertag sowie in den Ferien (Baden-Württember­g und Bayern): 9.30 bis 16 Uhr. Flutlicht: Freitag und Samstag, 18.30 bis 21.30 Uhr. Info-Telefon bei unsicherer Wetterlage unter 08383 / 500. Preise und Infos per E-Mail an: info@ familiensk­ilift-flucken.de; Internet:

 ?? FOTO: KULMUS ?? Die Flucken-Reanimateu­re: Ganz links Andrea, ganz rechts Alexander Vesper, dazu Tobias Kießling (2. v. r.) mit Simon Kießling (3. v. r.) und ein Teil des Teams. Vorne im Schnee (v. l.): Lea, Carla und Ben Vesper.
FOTO: KULMUS Die Flucken-Reanimateu­re: Ganz links Andrea, ganz rechts Alexander Vesper, dazu Tobias Kießling (2. v. r.) mit Simon Kießling (3. v. r.) und ein Teil des Teams. Vorne im Schnee (v. l.): Lea, Carla und Ben Vesper.

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