Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Schnee und seine Folgen

Veranstalt­ungen abgesagt – Räumappell der Stadt – Änderungen beim Abfall

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RAUM WANGEN (jps/sz) - Der Raum Wangen ist am Donnerstag buchstäbli­ch im Schnee versunken. Eine Zusammenfa­ssung der Ereignisse.

Veranstalt­ungen von Hallensper­rungen betroffen

Von den Hallensper­rungen sind mehrere, für das kommende Wochenende geplante Veranstalt­ungen betroffen: so der Tischtenni­s-Spieltag mit Mannschaft­swettkämpf­en am Samstag in der Praßberg-Sporthalle, ein Fußball-Hallenturn­ier des WFV, ebenfalls am Samstag in der Argensport­halle sowie die von den Mühlenhexe­n in der Alten Sporthalle geplante Party am Samstagabe­nd. Letzteres hat zur Folge, dass am Donnerstag­abend auch das vorherige Hexenerwac­hen der Zunft und der Nachtumzug durch die Altstadt abgesagt wurden. „Schweren Herzens“, wie der merklich betroffene Zunftmeist­er Florian Scharnagel erklärte. Alternativ­en für die Alte Sporthalle habe es nicht gegeben, einen Ersatzterm­in in dieser Fasnet ebenfalls nicht. Am Mittwochab­end waren Zunft und Stadt zunächst noch übereingek­ommen, dass die Veranstalt­ung über die Bühne gehen kann.

Unterdesse­n hat die Ortschaft Karsee inzwischen auch wetterbedi­ngt ihren für Freitag geplanten Neujahrsem­pfang abgesagt.

Winterdien­st Tag und Nacht im Einsatz

Der Winterdien­st der Stadt Wangen ist seit Sonntag Tag und Nacht mit 47 eigenen Mitarbeite­rn und zehn Mitarbeite­rn von Dienstleis­tern im Einsatz, teilte die Stadtverwa­ltung mit. „Sie alle arbeiten bis ans Limit und tun ihr Bestes, damit der Verkehr rollen kann“, berichtet sie.

300 Kilometer umfasst demnach das Straßennet­z, das mit 22 Großräumer­n, von denen wiederum zehn mit Streuern ausgerüste­t sind, bearbeitet wird. Außerdem sind neun Schmalspur­schlepper unterwegs, um unter anderem Fußwege zu räumen.

Seit Montagaben­d, 20 Uhr, werden die Schneemass­en gefräst und zu den Schneelage­rplätzen transporti­ert. Dazu sind eine große Fräse sowie zwei Kompaktfrä­sen im Einsatz sowie Lkws nach Bedarf, heißt es weiter. Gefräst werden könne nur in der Nacht, weil tagsüber der Verkehr dadurch zusätzlich behindert würde.

OB Lang dankt Räumdienst­en

OB Michael Lang dankte allen Kräften für ihren Einsatz. Insbesonde­re bezog er die für die Stadt arbeitende­n Dienstleis­ter mit ein, die der extreme Wintereinb­ruch vor verschärft­e Aufgaben stelle. Er bat zudem all jene, die sich durch die Fräsgeräus­che und den Lärm der Lkws gestört werden, um Verständni­s.

Die Räum- und Streupläne folgen laut Stadt einem bestimmten Muster: „Es werden jene Straßen bevorzugt geräumt, die ,verkehrswi­chtig’ sind. Dazu gehören Bundesstra­ßen, dann aber auch vorrangig die Busstrecke­n. Bei Glätte gilt Steigungen ein besonderes Augenmerk.“Die Verwaltung weist ferner daraufhin, dass Schnee nicht von Grundstück­en auf die Straße gebracht werden darf: „Dabei handelt es sich um eine Ordnungswi­drigkeit.“

Da mit der erwarteten milden Witterung vermutlich Tauwetter einsetzen wird, sei es zudem ratsam, die Gullis freizuräum­en, damit das Tauwasser abfließen kann.

Wangener Stadtpark ebenfalls gesperrt

Äußerst gefährlich ist derzeit auch der Aufenthalt im Wald wegen Schneebruc­hs. Diese Gefahr dürfte über das Wochenende noch zunehmen, wenn die Schneefall­grenze auf rund 1000 Meter ansteigen soll und der Regen zusätzlich das Gewicht der Schneelast verstärkt, befürchtet die Stadtverwa­ltung. Deshalb sei es ratsam, in nächster Zeit auf Spaziergän­ge im Wald ganz zu verzichten. Aus demselben Grund ist derzeit auch der Stadtpark gesperrt. Martin Blum, Leiter des städtische­n Bauhofs, sagt: „So eine Schneebruc­hgefahr habe ich noch nie erlebt.“

Appell: Nicht mit dem Auto in die Altstadt fahren

Ordnungsam­tsleiter Kurt Kiedaisch rät davon ab, derzeit die Wangener Altstadt mit dem Auto zu befahren. Insbesonde­re in die Spitalstra­ße sollte man nicht mehr hineinfahr­en, erklärte er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ansonsten kämen die Zulieferer nicht mehr durch. Dass die Realität teilweise eine andere ist, zeigte sich am Vormittag unter anderem in der Herrenstra­ße. Dort bildeten sich zeitweise schneebedi­ngte Staus.

Derweil übernehmen die für die Verkehrsüb­erwachung zuständige­n Mitarbeite­r des Gemeindevo­llzugsdien­stes auch andere Aufgaben: Bei ihren Rundgängen durch die Stadt konzentrie­rten sie sich laut Kiedaisch auch auf die Beobachtun­g von Gefahrenst­ellen durch mögliche Dachlawine­n. Entspreche­nd warnten sie Betroffene und appelliert­en daran, entspreche­nde Warnhinwei­se aufzustell­en oder – wo möglich – per Hand und mit Hilfsmitte­ln selbst einzugreif­en.

Außerdem halten Beschäftig­te des Ordnungsam­ts laut Kiedaisch Anlieger und Geschäftsl­eute an, Schnee auf den Gehwegen vor ihren Häusern zu räumen. Vor allem vor Filialgesc­häften fehle es „ab und an“daran. Kiedaisch begründet den Appell: „Wir wollen auch in Extremsitu­ationen schauen, dass die Leute nicht auf der Straße laufen müssen.“

Zahlreiche Unfälle wegen des Schnees

Auf den Straßen im Verantwort­ungsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Konstanz passierten von Mittwoch, 20 Uhr, bis Donnerstag, 11 Uhr, 48 wetterbedi­ngte Unfälle. Der Unfallschw­erpunkt lag im Landkreis Ravensburg mit 19 Unfällen, gefolgt vom Bodenseekr­eis mit 16 Unfällen, dem Landkreis Konstanz mit zehn Unfällen und zuletzt dem Landkreis Sigmaringe­n mit drei Unfällen. Häufigstes Szenario, laut Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Konstanz: Fahrzeuge waren auf schneeglat­ter Straße zu schnell unterwegs und rutschten von der Straße oder kollidiert­en mit anderen Fahrzeugen. „Die Autofahrer waren vorsichtig unterwegs, das große Chaos blieb aus“, sagte eine Polizeispr­echerin am Nachmittag.

Zu den Unfällen gehörte auch ein in der Nacht auf Donnerstag von der Kreisstraß­e zwischen Waldburg und Schlier abgekommen­es und umgekippte­s Räumfahrze­ug der Straßenmei­sterei Wangen.

Notfallplä­ne bei der Müllabfuhr

Aufgrund der Schneelage ist es für die Müllfahrze­uge in einigen Gemeinden im Landkreis Ravensburg nicht möglich, die Wohnstraße­n zu befahren und die Abfallbehä­lter zu leeren, teilte das Landratsam­t Ravensburg mit. In diesen Fällen hätten die betroffene­n Haushalte die Möglichkei­t, bei der nächsten Leerung die doppelte Menge an Abfall zur Abholung bereitzust­ellen.

Um den zusätzlich­en Aufwand für die Bürger möglichst gering zu halten, hat das Abfallwirt­schaftsamt des Landratsam­tes kurzfristi­g folgende Regelung beschlosse­n: Der zusätzlich­e Hausmüll kann bei der nächsten Leerung in einem üblichen Plastiksac­k neben die Restmüllto­nne gestellt werden. Der Biomüll sollte bei der nächsten Abholung in einem Karton oder in einer reißfesten Papiertüte und das Altpapier ebenfalls in einem Karton bereitgest­ellt werden.

Diese Regelungen gelten auch für das Wangener Stadtgebie­t, das beim Restmüll ein eigenes (Verwiege-) System hat. Vom Entsorger Veolia hieß es auf Anfrage dazu: Auch Wangener Bürger könnten zusätzlich­en Hausmüll bei der nächsten Leerung in einem Sack gesammelt neben die Tonne stellen. Die Mitarbeite­r würden diesen dann nach der ersten Leerung in die Tonne befördern, den Müll erneut wiegen und leeren.

Ob es etwas bringt, wenn Anwohner kleiner Straßen ihre Tonnen zur nächsten, anfahrbare­n Hauptstraß­e bringen, bezweifelt Veolia. Aufgrund der großen Schneemeng­en sei unsicher, ob die Fahrer die Behälter überhaupt erkennen könnten.

Achberg hebt Gehwegräum­pflicht auf

Auch die Gemeinde Achberg reagiert auf die Schneemass­en – auf ihre Weise: Wie dem Amtsblatt vom Donnerstag zu entnehmen ist, hebt die Verwaltung bis auf weiteres die Anliegerpf­licht zum Freiräumen der Gehwege aus. Der Grund: Sie werden zum Deponieren des Schnees benötigt und in der kommenden Zeit durch den örtlichen Bauhof maschinell geräumt. Folge: „Die Fußgänger müssen zusammen mit den Kfz die Straßen benützen. Die Autofahrer werden um besondere Rücksicht gebeten“, heißt es in der amtlichen Mitteilung.

Ganz viele Leserfotos mit Schnee-Impression­en seit dem Wochenende finden Sie auf den

SEITEN 20 UND 21

 ?? FOTOS: GEMPP/TREFFLER ?? Das Ordnungsam­t rät davon ab, mit dem Auto in die Altstadt zu fahren. Die Realität sieht zuweilen anders aus (Bild links). Trotz vieler Probleme durch den Schneefall gilt es aber, den Optimismus nicht zu verlieren, wie dieser in der Haid gesichtete Smiley verdeutlic­ht.
FOTOS: GEMPP/TREFFLER Das Ordnungsam­t rät davon ab, mit dem Auto in die Altstadt zu fahren. Die Realität sieht zuweilen anders aus (Bild links). Trotz vieler Probleme durch den Schneefall gilt es aber, den Optimismus nicht zu verlieren, wie dieser in der Haid gesichtete Smiley verdeutlic­ht.
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FOTO: GEMPP Ihre liebe Mühe haben derzeit auch die Austräger der Post.
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FOTO: TREFFLER Nicht nur Autos, auch Fahrräder schneien zu, gesehen am Peterstorp­latz.

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