Ein Masterplan, der funktioniert hat
Für die neue Spannung in der Volleyball-Bundesliga gibt es gute Gründe – Ligasponsor soll bald kommen
FRIEDRICHSHAFEN - Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen können am Samstag mit einem Sieg gegen den Dritten Lüneburg (19.30/sporttotal.tv) in der ZF-Arena die Tabellenführung in der Bundesliga übernehmen – aber auch nur, weil das Spiel der Alpenvolleys gegen VCO Berlin wegen des Schnees in Unterhaching abgesagt wurde.
Die Alpenvolleys spielen bisher eine hervorragende Saison in der Bundesliga, haben den VfB geschlagen und erst einmal verloren. 26 Punkte hat das Kooperationsprojekt aus Innsbruck und Unterhaching, 24 der VfB. Dahinter liefern sich die SVG Lüneburg, (23), die United Volleys Frankfurt (20), die Powervolleys Düren (20) und der Deutsche Meister, die Berlin Volleys (20), ein Kopfan-Kopf-Rennen. In der VolleyballBundesliga geht es so eng und spannend zu wie zuletzt Ende der 1990er Jahre. Und die SVG Lüneburg bestätigt mit dem Einzug ins Pokalfinale gegen die Häfler den Eindruck, zur Spitzenmannschaft gereift zu sein.
„Zeit ist nicht mehr so weit, dass ein anderer Club Meister wird“
„Die Zeit ist nicht mehr so weit, dass mal ein anderer Club als Berlin oder Friedrichshafen deutscher Meister wird“, glaubt Bernd Schlesinger, der sportliche Leiter der SVG Lüneburg. Der 59-Jährige ist ein alter Hase im Volleyball-Zirkus, hat in den mehr als drei Jahrzehnten seines Schaffens die Glückwünsche aber durchweg zum Bodensee oder nach Berlin schicken müssen. Der Volleyball in Deutschland habe gerade in den vergangenen Jahren deutliche Schritte nach vorne gemacht – was das spielerische Niveau, aber auch die Professionalität in den Vereinen betrifft. „Das Spiel ist viel dynamischer geworden, es wird intensiver trainiert, das Niveau ist gestiegen“, sagt Schlesinger.
Als einen Grund für den Aufschwung nennt Schlesinger den von der Volleyball-Bundesliga erstmals 2013 auferlegten sogenannten „Masterplan“. Dieser Plan habe „viel bewirkt, auch wenn er die Vereine zunächst unter Druck gesetzt hat und sie nicht ad hoc alles umsetzen konnten“, so Lüneburgs Manager. Die Vereine verpflichteten sich in diesem Masterplan, dem 2017 eine aktualisierte Version folgte, unter anderem dazu, ihre Strukturen zu professionalisieren.
Klaus-Peter Jung, der Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga, sieht im Masterplan den Schlüssel für den Aufschwung vieler Bundesligavereine. „Der Weg in den vergangenen vier Jahren war eine Herausforderung. Wir haben in die Liga investiert, Medienverträge abgeschlossen, bei der wirtschaftlichen Ausstattung geholfen und an einem einheitlichen Erscheinungsbild gearbeitet.“Und inzwischen habe man es geschafft, konkurrenzfähig gegenüber Sportarten wie Basketball, Handball oder Eishockey zu sein. Sporttotal.tv überträgt seit dieser Saison alle Bundesligaspiele live per Internetstream, daneben werden einige ausgewählte Spiele auf Sport 1 und die Champions-League auf Eurosport live übertragen. Bislang hatte praktisch nur das Duell zwischen dem VfB und den Berlin Volleys für großes mediales Interesse gesorgt, doch inzwischen sei man schon auf dem Weg dahin, „dass alle Bundesliga-Partien interessant werden“. Da helfe es enorm, dass die Liga so ausgeglichen daherkommt wie in dieser Saison. Die Nachverwertung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen habe man, so Jung, in den vergangenen beiden Spielzeiten um 380 Prozent steigern können.
Lüneburg hat seinen Etat seit 2014 fast verdoppelt
Daneben hat Klaus-Peter Jung aber aktuell noch ein ganz heißes Eisen im Feuer. Im Kampf um den lang ersehnten Ligapartner sind die Verantwortlichen bei der VBL ein entscheidendes Stück weitergekommen. „Wir sind momentan in vielversprechenden Gesprächen mit Interessenten aus der Wirtschaft“, verrät Jung, der hofft, zur nächsten Saison Vollzug vermelden zu können. Denn das würde einen Kreislauf in Gang setzen, zusätzliches Geld für die Vereine generieren, die Aufmerksamkeit für Volleyball erhöhen und somit weitere Sponsoren anlocken – gleichzeitig womöglich auch die Kluft zwischen erster und zweiter Liga verringern. Denn in den vergangenen Jahren winkten die Zweitligameister in schöner Regelmäßigkeit ab, wenn es um den Aufstieg ging.
Den Weg der kleinen Schritte sind die Volleyballer aus Lüneburg nach ihrem Aufstieg 2014 gegangen. Ihr Jahresetat hat sich von 320 000 Euro auf 610 000 Euro fast verdoppelt. „Wir haben Schritt für Schritt an der Professionalität gearbeitet“, sagt Schlesinger, „speziell auch was die Trainingszeiten betrifft.“Und endlich kann man sich im hohen Norden auch auf eine neue Halle freuen. Die Politik stimmte eine Woche vor Weihnachten nach langem Hin und Her zu – schon in der kommenden Woche sollen die Bagger in Lüneburg anrollen.