Silberne Hochzeit mit dem Verein
Rudi Karg gibt nach 27 Jahren den Vorsitz der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Wohmbrechts ab
HERGATZ - Es war eine sehr emotionale Generalversammlung der Soldatenund Reservistenkameradschaft Wohmbrechts, denn nach neun Amtszeiten, also 27 Jahren, gab der Vorsitzende Rudi Karg sein Amt zurück. Manfred Schneider wurde einstimmig, mit einer Enthaltung, zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt.
1992 hat Rudi Karg den Verein von seinem Vorgänger Hans Kirchmann übernommen, mit damals 77 Mitgliedern: 33 Kriegsteilnehmer und 44 Reservisten. Seither wurde er alle drei Jahre satzungsgemäß wiedergewählt. Zuvor war Karg sechs Jahre lang Schatzmeister und drei Jahre lang stellvertretender Vorsitzender. Die Soldaten- und Reservistenkameradschaft Wohmbrechts sei wichtige Heimat und Anerkennung vor allem für die Kriegsteilnehmer gewesen. „Die Veteranen konnten zu Hause oft nicht über ihre Erlebnisse reden – wollten Frau und Kinder nicht belasten. Im Verein konnten sie sprechen. Wir waren damals die Jugend und was sie uns erzählt haben, war für uns sehr beeindruckend. Sehr bewegend und beängstigend“, erinnert sich Karg.
Zur Wehrpflicht sagte er: „Wir haben unseren Dienst fürs Volk getan, sind heimgekommen und oft auch noch beschimpft worden. Was das bedeutet, nebeneinander im Graben, im Dreck zu liegen, selbst wenn es nur zu Übungszwecken ist – können sich heute viele gar nicht mehr vorstellen.“Karg möchte diese Zeit nicht missen, obwohl die Grundausbildung hart war: „Es war aber auch eine gute Zeit und wir haben viel fürs Leben gelernt. Vor allem was Kameradschaft bedeutet. Es wäre gut, wenn es für junge Männer und Frauen eine Art Pflichtdienst, auch alternativ im sozialen Bereich, wieder geben würde.“
Die Zeitzeugen sterben aus
Zur Generalversammlung hatten sich nur 16 Mitglieder eingefunden – was wohl größtenteils dem Schnee auf den Straßen geschuldet war.
Aber die Mitgliederzahl ist auch insgesamt geschrumpft: 45 Mitglieder zählt der Verein heute. Darunter nur noch einen einzigen Kriegsteilnehmer.
Die Zeitzeugen sterben aus.
Sichtlich bewegt und aufgeregt – alle Anwesenden wirkten sehr gerührt – eröffnete Rudi Karg zum letzten Mal die Versammlung. Im vergangenen Jahr sei die Soldaten- und Reservistenkameradschaft samt Fahnenabordnung (Fähnrich Georg Steib, Begleiter Franz Haas und Manfred Schneider) vier Mal im Gemeindeleben aktiv unterwegs gewesen.
Schatzmeister Franz Haas präsentierte eine ausgewogene Vereinskasse. Alois Hartmann leitete die Wahl, innerhalb derer einstimmig, mit jeweils nur einer Enthaltung, der neue Vorstand und die Beisitzer gewählt wurden. Rudi Karg hatte nach neun Wahlperioden seinen Rücktritt frühzeitig bekannt gegeben und der Verein war in der glücklichen Lage, mit Manfred Schneider einen Nachfolger zu finden. Bürgermeister Uwe Giebl nahm in Doppelfunktion an der Generalversammlung teil. Als wahlberechtigtes Mitglied und als Gemeindevertreter, der Rudi Karg für seine langjährige Treue ehrte. „Das kommt praktisch der silbernen Hochzeit mit dem Verein gleich“, sagte er und nannte Karg das Zugpferd des Vereins, das die Tradition aufrechterhalten habe.
Direkt anschließend wurde Karg von seinen Vereinskameraden zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Manfred Schneider ließ dabei die Amtszeit seines Vorgängers Revue passieren, in die unter anderem 1993 die Restaurierung des Kriegerdenkmals sowie im Februar 1996 die Hundertjahrfeier des Vereins und 14 schöne Jahresausflüge fielen. Karg sei immer und zu jeder Zeit Ansprechpartner gewesen. „Du warst und bleibst immer unser Rudi. Danke für alles. Auch deiner Frau Heidi.“Das Schlusswort hatte der Geehrte. Er bedankte sich für den Respekt, den seine Kameraden ihm und auch seiner Frau Heidi entgegengebracht hatten. „Hebet zamet, nochat ka nix passiere“, gab er ihnen auf den Weg.