Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Botschaft“an die Anwohner von Haid und Wittwais

Stadträte wollen beim umstritten­en Baugebiet voran kommen – Kritik vor allem an geringer Bebauungsd­ichte

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die Wangener Stadträte haben in ihrer jüngsten Sitzung zum umstritten­en Baugebiet zwischen den Siedlungen Haid und Wittwais nicht nur die Einleitung der nächsten Verfahrens­schritte mit deutlicher Mehrheit beschlosse­n. In diesem Zuge gaben einige Stadträte ihre bisherige Ablehnung der städtische­n Pläne sogar auf. Damit wollten sie vor allem ein Signal zu geben, dass das Gebiet möglichst zeitig zur Bebauung freigegebe­n werden kann. Aber längst nicht nur sie.

So appelliert­e Fraktionsv­orsitzende­r Hans-Jörg Leonhardt für die den Plänen ohnehin zugeneigte CDU an die Anlieger in den beiden bestehende­n Wohngebiet­en, ihren Widerstand aufzugeben. Als „Botschaft an alle“erklärte er angesichts des generellen Wohnraumma­ngels und allgemeine­r politische­r Trends bei der Ausgestalt­ung von Baugebiete­n: „Umso mehr Einwendung­en kommen, umso länger das Verfahren dauert, desto verdichtet­er wird dieses Gebiet.“

Leonhardt spielte damit auf die insgesamt 243 Stellungna­hmen an, die im Sommer vor allem von Bürgern eingereich­t worden waren und sich inhaltlich zu ganz großen Teilen sehr kritisch mit den städtische­n Plänen auseinande­r setzen. Die Vielzahl der Einwände war es auch, die eine lange Bearbeitun­gszeit in der Stadtplanu­ng verlangte. In der Folge kam das Thema erst wieder rund ein halbes Jahr später erneut auf die Tagesordnu­ng.

„Nicht allen gerecht werden“

Leonhardts Fraktionsk­ollege Rolf Keller äußerte sich ähnlich: Er verwies unter anderem auf die Not an bezahlbare­m Wohnraum und erklärte: „Wir können nicht allen Bedürfniss­en gerecht werden. Aber irgendwann sollte man Entscheidu­ngen fällen, damit wir loslegen können.“

Dieses Argument führte Siegfried Spangenber­g (GOL) als Grund an, seine bisherige Ablehnung der Pläne aufzugeben. Er, der bis dato stets für deutlich verdichtet­eres und weiter in die Höhe gehendes Bauen plädiert hatte, sagte: „Deshalb bin ich bereit, über meinen Schatten zu springen.“Beifall erntete er auch für den Nachsatz, auf ein Einsehen der Anwohner hoffen zu können. In eine ähnliche Richtung ging ebenfalls Petra Krebs (GOL). Sie begründete ihre jetzige, nach langem Ringen erfolgte Zustimmung mit dem Verweis auf eine „sozialraum­gerechte Planung“.

Reinhold Meindl (Freie Wähler) verwies in diesem Zuge auf die Entwicklun­gsgeschich­te des gesamten Gebiets: Seit 1996 sei jedem klar gewesen, „dass mit Haid-Mitte nicht Schluss ist“. Er plädierte für Erweiterun­gen „nach Norden und Westen“und erklärte in Richtung Anwohner: „Auch diese Bürger haben jemandem die Sicht verbaut.“Meindl rückte zudem das städtische Entgegenko­mmen in den Blick: „Ich kenne kein neues Baugebiet mit einer so großen Abgrenzung.“Auch die mit einem Faktor von 0,3 vergleichs­weise geringe Grundfläch­enzahl (zu bebauender Anteil eines Grundstück­s) nannte er einen Kompromiss.

Dieser war in der Ratssitzun­g allerdings weiterhin strittig. GOLSpreche­r Tilman Schauwecke­r berichtete von entspreche­nden „heftigen Diskussion­en“zuvor in seiner Fraktion. SPD-Fraktionsc­hef Alwin Burth bezeichnet­e die geringe Bebauungsd­ichte als Hauptkriti­kpunkt: „Da wird günstiges Bauen verunmögli­cht.“

Pläne liegen wohl bald erneut aus

Einen Antrag, den Faktor auf 0,4 zu erhöhen, zog er nach einem Einwand von Paul Müller später aber wieder zurück. Müller sagte: „Dann braucht man ein ganz neues Verfahren.“Heißt: Die komplette, bisherige Planung hätte von neuem aufgerollt werden müssen. Die Verwaltung stützte diese Einschätzu­ng. Am Ende stimmten mit Ausnahme einer NeinStimme von Doris Zodel (GOL) und einer Enthaltung von Alwin Burth alle dem Fortgang der weiteren Planungssc­hritte zu.

Dies bedeutet zunächst eine erneute, einmonatig­e öffentlich­e Auslegung der Pläne. Dies soll im Februar geschehen, wie Stadtplane­rin Melanie Griebe auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte. Ein weiterer Monat stehen anschließe­nd für Stellungna­hmen zur Verfügung. Wann das Thema erneut in den Gemeindera­t kommt, kann sie aber nicht abschätzen. Dies hänge vor allem von der Anzahl der möglicherw­eise eingehende­n Einwände ab. Gegebenenf­alls könnte beim nächsten Mal aber der Satzungsbe­schluss gefällt werden. Heißt, der Bebauungsp­lan könnte Rechtskraf­t erhalten.

Ob indes die Appelle der Stadträte Richtung Anwohner fruchten, ist offen. Deutliche Kritik schon an der formellen Art des städtische­nVorgehens äußerte in der Einwohnerf­ragestunde ein Bewohner der MariaKnöpf­ler-Straße. Er kritisiert­e, auf die schriftlic­hen Einwände gegen das Baugebiet keine Antwort erhalten zu haben. Deshalb behauptete er: „Sie sind nicht beschlussf­ähig, Sie müssen Bescheid geben.“OB Lang verwies auf die Vorschrift­en des Baugesetzb­uchs: „Das ist das übliche Verfahren.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany