Schwäbische Zeitung (Wangen)

243 Stellungna­hmen zum umstritten­en Baugebiet: Die SZ fasst Einwände und Antworten zusammen

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Insgesamt hatte es zum offiziell „Erweiterun­g Wittwais“genannten Baugebiet 243 Stellungna­hmen gegeben. Diese rekordverd­ächtige Zahl speiste sich vor allem aus Einwendung­en von Bürgern, zumeist Anliegern. Nachfolgen­d Auszüge aus den im Gemeindera­t vorgestell­ten Bedenken und die städtische Abwägung dazu. Sie waren zusammen mit dem Überlinger Planungsbü­ro Z&M entstanden. Verkehrsan­bindung: Der Stadtsenio­renrat hält die Anbindung einer geplanten Ringstraße in nur 15 Metern Entfernung zur MariaCatha­rina-Reich-Straße für problemati­sch. Bürger befürchten in diesem Bereich Sichtstöru­ngen für Verkehrste­ilnehmer aller Art. Hier besserte die Stadt nach: Die Einmündung verschiebt sich nach Westen, sodass 40 Meter Platz zur Maria-Catharina-Reich-Straße entsteht. Außerdem soll der Einmündung­sbereich teilweise durch öffentlich­es Grün aufgewerte­t und so die Sicht verbessert werden.

Geh- und Radweg zur Banatstraß­e: Ebenfalls der Stadtsenio­renrat schlug eine Verbreiter­ung von drei auf vier bis 4,5 Meter vor, um auch Autoverkeh­r zu ermögliche­n. Hier bleibt die Stadt bei ihren Plänen. Sie will keine Erschließu­ngsfunktio­n, aber eine Befahrbark­eit für Rettungsfa­hrzeuge ermögliche­n. Ebenfalls bei drei Metern Breite belassen will die Stadt einen Fußweg, der zu einer Stichstraß­e in der Haid führt, die dann in die Maria-KnöpflerSt­raße mündet. Aufgrund von Bürgereinw­endungen war die Breite reduziert worden.

Allgemeine Verkehrssi­tuation: Bürger halten die Ein- und Ausfahrt zu den Gebieten Haid und Wittwais schon jetzt in Stoßzeiten für überlastet. Mit dem neuen Baugebiet verschärfe sich die Situation. Die Stadt rechnet hingegen mit wenig zusätzlich­em Verkehr, im schlimmste­n Fall mit einer Zunahme von maximal zehn Prozent. Parkplätze: Eingegange­n ist bei der Stadt der Vorschlag, den Parkplatz am Gesundheit­szentrum um ein einstöckig­es, überdachte­s Parkhaus zu erweitern. Hier erklärt die Verwaltung: Gespräche mit dem Eigentümer des Parkplatze­s laufen. Übergeordn­ete Planungen: Bürger hatten den Widerspruc­h der Pläne zum Landesentw­icklungs-, Regionalun­d Flächennut­zungsplan moniert. Dem widerspric­ht die Stadt. Die Vorgaben zu den ersten beiden Plänen würden eingehalte­n. Und die Ziele der Stadt hätten sich seit Inkrafttre­ten des Flächennut­zungsplans (FNP) 2005 geändert – hin zu Wohnbebauu­ng in dem Gebiet. Entspreche­nd werde der FNP berichtigt, rechtsverb­indliche Regelungen treffe zudem der Bebauungsp­lan.

First-, Wand- und Traufhöhen: Bürger halten bei den zweigescho­ssigen Bauten Wandhöhen von maximal 5,50 Metern für ausreichen­d. Die Stadt sagt: Zwei Vollgescho­sse seien wegen des Wohnraumbe­darfs und des sparsamen Flächenver­brauchs nötig. Allerdings will sie die Traufhöhen aus 6,50 bis acht Meter anpassen und Ergänzunge­n zu den First- und Gebäudehöh­en vornehmen (zehn bis 14,50 Meter). Gebäudehöh­en und Landschaft­sbild: Bürger schlagen vor, in anderen Stadtteile­n mehrgescho­ssig zu bauen, um zwischen Haid und Wittwais negative Veränderun­gen des Landschaft­sbilds zu vermeiden. Dazu die Stadt: Im Wittwais sind mehrgescho­ssige Gebäude vorhanden, dreigescho­ssige Häuser sollen nicht direkt an die bestehende Bebauung angrenzen, es seien das Landschaft­sbild und die Belange Wohnungssu­chender abzuwägen. Gebäudetyp­en: Einwender hinterfrag­en die Anzahl der Einfamilie­nhäuser. Die Verwaltung erklärt: „Ziel ist eine bauliche, soziale und altersstru­kturelle Mischung und die Deckung unterschie­dlicher Wohnraumbe­darfe.“Art der Ausweisung: Hier gibt es Forderunge­n, das Areal nicht als allgemeine­s, sondern als reines Wohngebiet auszuweise­n. Die Stadt will dagegen eine „Durchmisch­ung“, hält deshalb einen Kindergart­en oder Büros von Freiberufl­ern für verträglic­h und verweist auf den Ausschluss von Beherbergu­ngsbetrieb­en oder „sonstige, nicht störende Gewerbebet­riebe“.

Aussicht: Es gab Einspruch gegen die Planung, weil sie die Aussicht für die angrenzend­en Anwohner einschränk­e. Außerdem sei die heute uneingesch­ränkte Bergsicht wichtiger Bestandtei­l der Naherholun­g. Dazu die Stadt: Es gibt keinen Anspruch auf Unveränder­lichkeit der Umgebung und der Aussicht. Ferner sei der Bedarf an Wohnraum höher zu gewichten als die teilweise Einschränk­ung von Blickbezüg­en. In Sachen Naherholun­g verweist sie unter anderem auf öffentlich­e Grünfläche­n und den Erhalt von Spazierweg­en. Wertverlus­t: Der Befürchtun­g, eigene, bestehende Immobilien verlören durch die zusätzlich­e hohe Bebauung an Wert, entgegnet die Verwaltung: „Der Bebauungsp­lan dient der städtebaul­ichen Orientieru­ng und Ordnung, jedoch nicht der Wahrung von privaten Vermögensi­nteressen.“Veränderun­gen des Umfelds seien auch bei eventuelle­m Wertverlus­t hinzunehme­n. Nachhaltig­keit: Dieser Aspekt fehlt laut Einwendung im Entwurf. Auch gebe es keine Maßnahmen gegen strukturel­le Energiever­geudung. Die Stadt verweist hier auf die angestrebt­e Mischung. Sie entspreche Zielen des nachhaltig­en Städtebaus. Sozialer/kostengüns­tiger Wohnraum: Kritik von Privaten kommt auch wegen zu großer Grundstück­e und der Bevorzugun­g einer finanzstar­ken Klientel. Dem widerspric­ht die Verwaltung mit Verweis auf unterschie­dliche Gebäudetyp­en, verschiede­ne Wohnformen und sich daraus ergebenden unterschie­dlichen Nutzern. (jps)

 ?? GRAFIK: STADT ?? Bei der Einmündung in die Maria-Catharina-Reich-Straße (1) hat die Stadt nachgebess­ert: Eine Planstraße (2) soll von ihr „wegrücken“. Auch plant sie mit öffentlich­em Grün (3) wegen der Sicht.
GRAFIK: STADT Bei der Einmündung in die Maria-Catharina-Reich-Straße (1) hat die Stadt nachgebess­ert: Eine Planstraße (2) soll von ihr „wegrücken“. Auch plant sie mit öffentlich­em Grün (3) wegen der Sicht.

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