Unfreiwilliges „Elterntaxi“in Achberg fährt weiter
Keine Änderung der Buslinien für Umstieg von Schülern in Neuravensburg
ACHBERG - Der Umstieg von Schulbus zu Schulbus in Neuravensburg klappt nicht für alle Schüler problemlos. Vor allem Kinder aus Achberg müssen nachmittags bis zu 45 Minuten warten. Das stört Sigrid Lochmann aus Achberg schon länger (die SZ berichtete). Denn sie muss ihre Kinder hin- und herfahren. Der Busbetreiber teilt nun mit: An den Fahrtzeiten ändert sich nichts.
„Ich habe zu bemängeln, dass jeglicher politischer Wille fehlt, hier etwas zu ändern. Verkehrswende? Fehlanzeige“, sagt Lochmann. Es reiche nicht mal zu einer Bedarfserhebung. „Man lässt einfach alles so, wie es ist. Weil es war ja schon immer so. Und da könnte ja jeder kommen.“Mehrfach habe sie mit dem Busbetreiber über Änderungen im Busplan gesprochen. Was sie zusätzlich ärgert: Im Herbst hatte sie auf ihrem Weg als Elterntaxi einen Wildunfall, als sie in der Dämmerung vom Knotenpunkt in Neuravensburg zurückgefahren sei.
Die berufstätige Mutter frage sich daher immer noch, ob die Schulen nicht ihren Unterricht aufeinander abstimmen könnten und ob die Busse der Linien 192 und 105.1 nicht so aufeinander warten oder etwas früher beziehungsweise später abfahren könnten, dass jedes Kind problemlos nach Hause kommt. Das Problem sei dabei nicht, dass Achberg und der Ortsteil Esseratsweiler allgemein schlecht angebunden sind an den öffentlichen Nahverkehr, sagt die Hausärztin. Das Problem sei die Haltestelle in Neuravensburg, an der sich mehrere Buslinien treffen und an der oft Verbindungen nicht erreicht werden oder schlecht aufeinander abgestimmt seien.
Lösung für nachmittags gesucht
Nachmittags sei die Sache am schwierigsten, da sich hier die Schulendzeiten stark unterscheiden. Es fahre also kein regulärer Verstärkerbus um diese Zeit. „Jedoch weiß ich von meiner Tochter, dass das Busunternehmen zumindest am Dienstagnachmittag zwei Busse für den Schülertransport der Linie 19 einsetzt, weil gar nicht alle in einen Bus passen. Der zweite fährt aber nur bis Neuravensburg und dreht dann wieder um“, erzählt Sigrid Lochmann. Den Bus könne man zum Beispiel auf den Bodnegger Bus warten lassen und die Runde über Achberg noch drehen. Vom Busunternehmen selbst wisse sie, dass auch Donnerstag ein gut besetzter Tag sei. Diese zwei Nachmittage würden ihr schon helfen, so Lochmann: „Mein Kind an zwei Tagen nachmittags abzuholen, wäre jetzt nicht so schlimm.“
Grundsätzlich gäbe es noch die Möglichkeit, dass die Linie 105.2 aus Bodnegg noch über Achberg fährt, sagt die Achbergerin. Allerdings fürchte man „das Geschrei der Hergensweilerer und Lindauer Eltern“, deren Kinder dann noch später nach Hause kämen. „Tatsächlich ist es aber so, dass die bayerischen Gemeinden besser an die württembergischen Schulen angeschlossen sind als die württembergischen, und das finde ich ein ziemliches Unding“, so Lochmann.
Eltern bilden Fahrgemeinschaften
Auch andere Eltern hätten dieses Problem, bestätigt eine weitere Mutter aus Achberg. Vor allem nachmittags müssten die zehn bis zwölf Achberger Schulkinder, die vom Umstieg in Neuravensburg betroffen sind, bis zu 45 Minuten auf den Anschlussbus warten. Darum hätten sich die Eltern zu Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen. „Natürlich wäre ein direkter Bus besser“, sagt die Achbergerin. Allerdings verstehe sie auch, dass für relativ wenige Kinder kein eigener Bus eingerichtet werde. Schwierig sei zusätzlich auch die verschiedenen Schulschlusszeiten in Amtzell und Bodnegg zu takten.
Die Situation sei der Gemeinde Achberg bekannt, teilte Bürgermeister Johannes Aschauer auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“im vergangenen Jahr mit (die SZ berichtete). „Die Eltern haben sich in Kenntnis der Schulbussituation für diese Schulen entschieden und regeln mehrheitlich, etwa über Fahrgemeinschaften, die Heimfahrt ihrer Kinder ab Neuravensburg“, so der Bürgermeister im Sommer. Die Mitwirkungsmöglichkeiten einer Gemeinde an den Busfahrplänen, aus der nur wenige Kinder nach Amtzell und Bodnegg gehen, seien praktisch nicht gegeben. Die Schulen würden zusammen mit den Gemeinden Amtzell und Bodnegg sowie mit dem Landratsamt den Schülerverkehr planen und soweit wie möglich in den öffentlichen Personennahverkehr einbeziehen. Bisher sei das Thema noch nicht auf der Tagesordnung des Rats gelandet.
Gemeinsam mit allen Beteiligten, also Landratsamt, Gemeinden und Busunternehmen, seien in den vergangenen Jahren mehrfach diverse Möglichkeiten intensiv geprüft worden, teilt die RBA Regionalbus Augsburg GmbH auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit. Eine kostengünstige oder kostenneutrale Variante, beziehungsweise eine Lösung im Allgemeinen, gebe es leider nicht. Auch würden sich vorgeschlagene Änderungen der Busrouten oder -zeiten auf viele andere Fahrgäste negativ auswirken, was bei der geringen Anzahl an Schülern, die betroffen sind, in keinem Verhältnis stehe, heißt es weiter. Und: „Des Weiteren sind die derzeitigen Warte- und Umstiegszeiten in Übereinstimmung mit der Satzung über die Erstattung der notwendigen Schülerbeförderungskosten des Landkreises Ravensburg, sowie aus unserer Sicht durchaus zumutbar.“
Sigrid Lochmann freue sich auf jeden Fall jetzt schon darauf, wenn ihre Töchter in knapp anderthalb Jahren den Mofaführerschein machen können.