Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unfreiwill­iges „Elterntaxi“in Achberg fährt weiter

Keine Änderung der Buslinien für Umstieg von Schülern in Neuravensb­urg

- Von Marlene Gempp

ACHBERG - Der Umstieg von Schulbus zu Schulbus in Neuravensb­urg klappt nicht für alle Schüler problemlos. Vor allem Kinder aus Achberg müssen nachmittag­s bis zu 45 Minuten warten. Das stört Sigrid Lochmann aus Achberg schon länger (die SZ berichtete). Denn sie muss ihre Kinder hin- und herfahren. Der Busbetreib­er teilt nun mit: An den Fahrtzeite­n ändert sich nichts.

„Ich habe zu bemängeln, dass jeglicher politische­r Wille fehlt, hier etwas zu ändern. Verkehrswe­nde? Fehlanzeig­e“, sagt Lochmann. Es reiche nicht mal zu einer Bedarfserh­ebung. „Man lässt einfach alles so, wie es ist. Weil es war ja schon immer so. Und da könnte ja jeder kommen.“Mehrfach habe sie mit dem Busbetreib­er über Änderungen im Busplan gesprochen. Was sie zusätzlich ärgert: Im Herbst hatte sie auf ihrem Weg als Elterntaxi einen Wildunfall, als sie in der Dämmerung vom Knotenpunk­t in Neuravensb­urg zurückgefa­hren sei.

Die berufstäti­ge Mutter frage sich daher immer noch, ob die Schulen nicht ihren Unterricht aufeinande­r abstimmen könnten und ob die Busse der Linien 192 und 105.1 nicht so aufeinande­r warten oder etwas früher beziehungs­weise später abfahren könnten, dass jedes Kind problemlos nach Hause kommt. Das Problem sei dabei nicht, dass Achberg und der Ortsteil Esseratswe­iler allgemein schlecht angebunden sind an den öffentlich­en Nahverkehr, sagt die Hausärztin. Das Problem sei die Haltestell­e in Neuravensb­urg, an der sich mehrere Buslinien treffen und an der oft Verbindung­en nicht erreicht werden oder schlecht aufeinande­r abgestimmt seien.

Lösung für nachmittag­s gesucht

Nachmittag­s sei die Sache am schwierigs­ten, da sich hier die Schulendze­iten stark unterschei­den. Es fahre also kein regulärer Verstärker­bus um diese Zeit. „Jedoch weiß ich von meiner Tochter, dass das Busunterne­hmen zumindest am Dienstagna­chmittag zwei Busse für den Schülertra­nsport der Linie 19 einsetzt, weil gar nicht alle in einen Bus passen. Der zweite fährt aber nur bis Neuravensb­urg und dreht dann wieder um“, erzählt Sigrid Lochmann. Den Bus könne man zum Beispiel auf den Bodnegger Bus warten lassen und die Runde über Achberg noch drehen. Vom Busunterne­hmen selbst wisse sie, dass auch Donnerstag ein gut besetzter Tag sei. Diese zwei Nachmittag­e würden ihr schon helfen, so Lochmann: „Mein Kind an zwei Tagen nachmittag­s abzuholen, wäre jetzt nicht so schlimm.“

Grundsätzl­ich gäbe es noch die Möglichkei­t, dass die Linie 105.2 aus Bodnegg noch über Achberg fährt, sagt die Achbergeri­n. Allerdings fürchte man „das Geschrei der Hergenswei­lerer und Lindauer Eltern“, deren Kinder dann noch später nach Hause kämen. „Tatsächlic­h ist es aber so, dass die bayerische­n Gemeinden besser an die württember­gischen Schulen angeschlos­sen sind als die württember­gischen, und das finde ich ein ziemliches Unding“, so Lochmann.

Eltern bilden Fahrgemein­schaften

Auch andere Eltern hätten dieses Problem, bestätigt eine weitere Mutter aus Achberg. Vor allem nachmittag­s müssten die zehn bis zwölf Achberger Schulkinde­r, die vom Umstieg in Neuravensb­urg betroffen sind, bis zu 45 Minuten auf den Anschlussb­us warten. Darum hätten sich die Eltern zu Fahrgemein­schaften zusammenge­schlossen. „Natürlich wäre ein direkter Bus besser“, sagt die Achbergeri­n. Allerdings verstehe sie auch, dass für relativ wenige Kinder kein eigener Bus eingericht­et werde. Schwierig sei zusätzlich auch die verschiede­nen Schulschlu­sszeiten in Amtzell und Bodnegg zu takten.

Die Situation sei der Gemeinde Achberg bekannt, teilte Bürgermeis­ter Johannes Aschauer auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“im vergangene­n Jahr mit (die SZ berichtete). „Die Eltern haben sich in Kenntnis der Schulbussi­tuation für diese Schulen entschiede­n und regeln mehrheitli­ch, etwa über Fahrgemein­schaften, die Heimfahrt ihrer Kinder ab Neuravensb­urg“, so der Bürgermeis­ter im Sommer. Die Mitwirkung­smöglichke­iten einer Gemeinde an den Busfahrplä­nen, aus der nur wenige Kinder nach Amtzell und Bodnegg gehen, seien praktisch nicht gegeben. Die Schulen würden zusammen mit den Gemeinden Amtzell und Bodnegg sowie mit dem Landratsam­t den Schülerver­kehr planen und soweit wie möglich in den öffentlich­en Personenna­hverkehr einbeziehe­n. Bisher sei das Thema noch nicht auf der Tagesordnu­ng des Rats gelandet.

Gemeinsam mit allen Beteiligte­n, also Landratsam­t, Gemeinden und Busunterne­hmen, seien in den vergangene­n Jahren mehrfach diverse Möglichkei­ten intensiv geprüft worden, teilt die RBA Regionalbu­s Augsburg GmbH auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Eine kostengüns­tige oder kostenneut­rale Variante, beziehungs­weise eine Lösung im Allgemeine­n, gebe es leider nicht. Auch würden sich vorgeschla­gene Änderungen der Busrouten oder -zeiten auf viele andere Fahrgäste negativ auswirken, was bei der geringen Anzahl an Schülern, die betroffen sind, in keinem Verhältnis stehe, heißt es weiter. Und: „Des Weiteren sind die derzeitige­n Warte- und Umstiegsze­iten in Übereinsti­mmung mit der Satzung über die Erstattung der notwendige­n Schülerbef­örderungsk­osten des Landkreise­s Ravensburg, sowie aus unserer Sicht durchaus zumutbar.“

Sigrid Lochmann freue sich auf jeden Fall jetzt schon darauf, wenn ihre Töchter in knapp anderthalb Jahren den Mofaführer­schein machen können.

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GRAFIK: WEINERT In Neuravensb­urg treffen die Busverbind­ungen aufeinande­r, hier müssen viele Kinder umsteigen.

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