Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neue Wohnungen lassen auf sich warten

Pläne für das Grenzhof-Areal in Memmingen liegen auf Eis

- Von Volker Geyer

MEMMINGEN - Wohnungen sind in Memmingen ein gefragtes Gut. Dementspre­chend erfreut waren die Stadträte, als ihnen im Bausenat Überlegung­en für ein neues Viertel vorgestell­t wurden. Dabei war von etwa 300 Wohnungen die Rede, die der Investor „I+R Wohnbau“auf dem sogenannte­n Grenzhof-Areal ( siehe Grafik ) errichten möchte. Das war vor einem Jahr. Geschehen ist auf dem Gelände bisher aber nichts. Wann und ob dort überhaupt einmal Baumaschin­en anrücken, kann derzeit nicht einmal der Leiter des städtische­n Baureferat­s, Fabian Damm, sagen. Grund für den momentanen Stillstand sind Bedenken der benachbart­en Firma Metzeler.

Wie Damm auf Nachfrage der „Memminger Zeitung“erzählt, befürchtet der Schaumstof­fherstelle­r, dass die geplante Wohnbebauu­ng unter Umständen die Weiterentw­icklung oder sogar die Existenz der Firma gefährden könnte. Schließlic­h handelt es sich bei Metzeler um einen sogenannte­n Störfallbe­trieb ( siehe Infokasten). Zudem gehe von der Firma ein gewisser Lärm aus – unter anderem durch an- und abfahrende Lastwagen. Letztlich könnten künftige Anwohner zum Beispiel wegen Lärmbeläst­igung klagen und vor Gericht ziehen.

Vor diesem Hintergrun­d hat die Stadt dem potenziell­en Investor „I+R“aus dem Bodenseera­um geraten, ein Gutachten erstellen zu lassen, in dem die Vereinbark­eit von Wohnen und Schaumstof­fproduktio­n in unmittelba­rer Nachbarsch­aft geklärt wird. Laut Damm hat die Firma Metzeler in der Folge einige Punkte des Gutachtens infrage gestellt. Daraufhin sei ein neues Gutachten erstellt worden, das wiederum der Firma Metzeler zur Einsicht vorgelegt worden sei. „Neue Wohnungen sind aus Sicht der Stadt natürlich wünschensw­ert“, sagt Damm: „Gleichzeit­ig wollen wir die Entwicklun­g des Unternehme­ns aber nicht gefährden.“

Vertreter von „I+R Wohnbau“wollen gegenüber der Memminger Zeitung im Moment keine Stellungna­hme zu ihrem Projekt abgeben. Dagegen sagt Metzeler-Geschäftsf­ührer Dr. Manfred Hohenhorst auf Anfrage: „Wir sind jetzt in der Tat am Zug.“So lasse die Firma gerade ein eigenes Gutachten in der Angelegenh­eit erstellen. Es soll laut Hohenhorst voraussich­tlich im ersten Quartal dieses Jahres fertig sein. „Dann werden wir es der Stadt vorlegen.“Gleichzeit­ig unterstrei­cht der Geschäftsf­ührer, dass Metzeler mit allen Nachbarn stets ein gutes Verhältnis haben möchte. Ebenso sei der Firma aber daran gelegen, den Memminger Standort für die Zukunft erfolgreic­h auszuricht­en. „Daher müssen wir jetzt unsere Interessen wahren“, sagt Hohenhorst.

Die vor einem Jahr im Bausenat vorgestell­ten Überlegung­en sehen Folgendes für das Grenzhof-Areal vor: „I+R Wohnbau“möchte als Grundlage für den Bebauungsp­lan einen Realisieru­ngswettbew­erb durchführe­n, an dem sich eine begrenzte Anzahl von Planungsbü­ros beteiligen kann. Die Rahmenbedi­ngungen des Wettbewerb­s legt der Stadtrat fest. Die Entwürfe werden schließlic­h von einer Jury bewertet. Diese besteht aus Vertretern der Stadt Memmingen, der „I+R“und externen Fachleuten. Die Ergebnisse des Wettbewerb­s sollen dann dem Bausenat vorgestell­t werden.

Der Realisieru­ngswettbew­erb ist an verschiede­ne Rahmenbedi­ngungen geknüpft: Die Hauptnutzu­ng des Viertels soll Wohnen sein. Es sind sowohl günstige Mietwohnun­gen (etwa 25 Prozent) als auch Wohnungen im mittleren und oberen Preissegme­nt geplant. Insgesamt sollen etwa 300 Wohnungen entstehen. Die Gebäude können zwei bis vier Geschosse haben, wobei auf allen Häusern zusätzlich noch zurückgese­tzte Penthouse-Geschosse möglich wären. Daneben sind Flächen für Dienstleis­ter, einen Kindergart­en und Grünfläche­n vorgesehen. Mit dem Auto soll das Wohngebiet nur über die Grenzhofst­raße erreichbar sein. Geparkt wird in einer Tief- beziehungs­weise Parkgarage. Die innere Erschließu­ng wird soweit wie möglich autofrei gestaltet. Darüber hinaus sollen Rad- und Fußwege das neue Quartier mit den umliegende­n Vierteln verbinden.

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