Bürgermeister ärgert sich über schwachen Besuch
Hergatzer Gemeinderäte sind enttäuscht, dass heuer so wenige Bürger zum Neujahrsempfang gekommen sind
HERGATZ - „Teilweise beschämend“– mit diesen Worten hat der Hergatzer Bürgermeister Uwe Giebl den recht mauen Besuch beim Neujahrsempfang der Gemeinde kommentiert. Etwa 50 Bürger der 2400-EinwohnerGemeinde waren zu dem Treffen am Sonntagvormittag vor zwei Wochen gekommen. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Giebl die Frage, wie wieder mehr Bürger und Ehrenämtler für die Veranstaltung begeistert werden können.
Magnus Heidegger vermisste eine persönliche Einladung für die Vorsitzenden und Fahnenbegleitungen der Vereine. „Und auch auf andere Bürger, die sozial viel tun, sollten wir direkt zugehen“, sagte er. Heidegger ist Mitglied der Musikkapelle Wohmbrechts und organisierte die Musikabordnung für den Empfang. Dabei habe er mitbekommen, dass der dortige Vorstand kaum Informationen erhalten habe. Die Gemeinde habe die Vorsitzenden per Mail angeschrieben, entgegnete Giebl. Im Amtsblatt hatte die Gemeinde „die gesamte Bürgerschaft, Geistlichkeit, alle Vereinsvorstände und besonders alle Neubürgerinnen und Neubürger“zum Empfang eingeladen. Laut Zweitem Bürgermeister Michael Zeh sei damit alles gesagt. „Was soll man noch reinschreiben, dass sich jeder angesprochen fühlt?“, fragte er. Das Problem ist seiner Meinung nach ein grundsätzliches: „Die Leute haben kein Interesse an der Gemeinde und unserer Arbeit.“Ein weiteres Beispiel seien die leeren Besucherreihen bei den Gemeinderatssitzungen.
Auch ihm habe die geringe Resonanz sehr gestunken. Aber es sei nicht Aufgabe der Gemeinde, „die Bürger mit einem Bus im Dorf abzuholen und zum Neujahrsempfang zu fahren“. Heike Kirchmann forderte, der Gemeinderat müsse sich Gedanken machen, was für eine Art von Neujahrsempfang der Bürger will. Der fand heuer in der Turnhalle Wohmbrechts statt. Möglicherweise wären die Menschen eher an einem Empfang im Rathaus mit Einblick in das Arbeitszimmer des Bürgermeisters interessiert. Auch Markus Bietsch sprach sich für einen Ortswechsel aus: „50 Leute im Pfarrsaal wirken anders als 50 Leute in der Halle.“
Lob für den Neujahrsempfang in seiner jetzigen Form kam von Roman Engelhart. „Ich hätte das nicht missen wollen“, sagte er. Zwar sei er vom Andrang ebenfalls nicht überwältigt gewesen, aber er habe mit den Besuchern sehr interessante Gespräche geführt. „Die 50, die da waren, haben was mitgenommen“, glaubt er. Frank Jehle zeigte Verständnis für die Abwesenden. „Die Menschen schaffen wie verrückt und haben kaum Zeit. Sie überlegen sich: Wo muss ich hin, wo sollte ich hin und wo kann ich hin? Da fallen wir hinten runter.“
2018 waren noch etwa 80 Menschen der Einladung der Gemeinde gefolgt. Dass es in diesem Jahr deutlich weniger waren, hatte laut Florian Gsell auch einen anderen Grund. Die Verwaltung verschob den Neujahrsempfang wegen der starken Schneefälle um eine Woche nach hinten. „Ich hätte am ersten Termin Zeit gehabt, am zweiten konnte ich aus familiären Gründen nicht“, sagte Gsell, der auch Vorsitzender des TSV Wohmbrechts ist. Seiner Stellvertreterin sei es genauso gegangen.