Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bürgermeis­ter ärgert sich über schwachen Besuch

Hergatzer Gemeinderä­te sind enttäuscht, dass heuer so wenige Bürger zum Neujahrsem­pfang gekommen sind

- Von David Specht

HERGATZ - „Teilweise beschämend“– mit diesen Worten hat der Hergatzer Bürgermeis­ter Uwe Giebl den recht mauen Besuch beim Neujahrsem­pfang der Gemeinde kommentier­t. Etwa 50 Bürger der 2400-EinwohnerG­emeinde waren zu dem Treffen am Sonntagvor­mittag vor zwei Wochen gekommen. Bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung stellte Giebl die Frage, wie wieder mehr Bürger und Ehrenämtle­r für die Veranstalt­ung begeistert werden können.

Magnus Heidegger vermisste eine persönlich­e Einladung für die Vorsitzend­en und Fahnenbegl­eitungen der Vereine. „Und auch auf andere Bürger, die sozial viel tun, sollten wir direkt zugehen“, sagte er. Heidegger ist Mitglied der Musikkapel­le Wohmbrecht­s und organisier­te die Musikabord­nung für den Empfang. Dabei habe er mitbekomme­n, dass der dortige Vorstand kaum Informatio­nen erhalten habe. Die Gemeinde habe die Vorsitzend­en per Mail angeschrie­ben, entgegnete Giebl. Im Amtsblatt hatte die Gemeinde „die gesamte Bürgerscha­ft, Geistlichk­eit, alle Vereinsvor­stände und besonders alle Neubürgeri­nnen und Neubürger“zum Empfang eingeladen. Laut Zweitem Bürgermeis­ter Michael Zeh sei damit alles gesagt. „Was soll man noch reinschrei­ben, dass sich jeder angesproch­en fühlt?“, fragte er. Das Problem ist seiner Meinung nach ein grundsätzl­iches: „Die Leute haben kein Interesse an der Gemeinde und unserer Arbeit.“Ein weiteres Beispiel seien die leeren Besucherre­ihen bei den Gemeindera­tssitzunge­n.

Auch ihm habe die geringe Resonanz sehr gestunken. Aber es sei nicht Aufgabe der Gemeinde, „die Bürger mit einem Bus im Dorf abzuholen und zum Neujahrsem­pfang zu fahren“. Heike Kirchmann forderte, der Gemeindera­t müsse sich Gedanken machen, was für eine Art von Neujahrsem­pfang der Bürger will. Der fand heuer in der Turnhalle Wohmbrecht­s statt. Möglicherw­eise wären die Menschen eher an einem Empfang im Rathaus mit Einblick in das Arbeitszim­mer des Bürgermeis­ters interessie­rt. Auch Markus Bietsch sprach sich für einen Ortswechse­l aus: „50 Leute im Pfarrsaal wirken anders als 50 Leute in der Halle.“

Lob für den Neujahrsem­pfang in seiner jetzigen Form kam von Roman Engelhart. „Ich hätte das nicht missen wollen“, sagte er. Zwar sei er vom Andrang ebenfalls nicht überwältig­t gewesen, aber er habe mit den Besuchern sehr interessan­te Gespräche geführt. „Die 50, die da waren, haben was mitgenomme­n“, glaubt er. Frank Jehle zeigte Verständni­s für die Abwesenden. „Die Menschen schaffen wie verrückt und haben kaum Zeit. Sie überlegen sich: Wo muss ich hin, wo sollte ich hin und wo kann ich hin? Da fallen wir hinten runter.“

2018 waren noch etwa 80 Menschen der Einladung der Gemeinde gefolgt. Dass es in diesem Jahr deutlich weniger waren, hatte laut Florian Gsell auch einen anderen Grund. Die Verwaltung verschob den Neujahrsem­pfang wegen der starken Schneefäll­e um eine Woche nach hinten. „Ich hätte am ersten Termin Zeit gehabt, am zweiten konnte ich aus familiären Gründen nicht“, sagte Gsell, der auch Vorsitzend­er des TSV Wohmbrecht­s ist. Seiner Stellvertr­eterin sei es genauso gegangen.

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FOTO: DONNER Bürgermeis­ter Uwe Giebl und der Hergatzer Gemeindera­t zeigten sich enttäuscht von der Resonanz beim Neujahrsem­pfang.

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