Zoffen und siegen
Wieso es beim VfB Friedrichshafen öfter mal etwas lauter zugeht
FRIEDRICHSHAFEN - Für Vital Heynen wird die Bundesligapartie seiner Volleyballer vom VfB Friedrichshafen am Sonntag in Düren (18 Uhr/ Sporttotal.tv) fast ein Heimspiel sein. Nicht, dass Heynen jemals für die Powervolleys aktiv gewesen wäre oder sonstige Verbindungen haben würde in die Stadt am Nordrand der Eifel zwischen Aachen und Köln. Aber seine belgische Heimatstadt Maaseik in der Provinz Limburg ist nicht viel weiter als ein Katzensprung entfernt.
Rote Karte für Heynen
Daher hat sich Heynen am Freitag nach dem Abschlusstraining von seiner Mannschaft verabschiedet und ist schon einmal vorgefahren gen Westen. Familienzeit ist während der Saison, die für einen Trainer wie Heynen, der im Sommer noch die polnische Weltmeister-Nationalmannschaft betreut, praktisch das ganze Jahr geht, ja eher begrenzt. Die Gelegenheit war günstig, also hat der Coach sie genutzt. Erst am Sonntag wird Heynen wieder auf seine Mannschaft treffen.
Dass er seinen kurzen Familienbesuch ohne schlechtes Gewissen antreten konnte, liegt vor allem an den Leistungen seiner Spieler zuletzt. Nach einer zähen Findungsphase, die bis weit in den Januar ging, scheinen die Volleyballer vom See endlich richtig in der Saison angekommen zu sein. „Wir haben uns stabilisiert, in jeder Beziehung“, sagt auch Heynen. Nach zuletzt fünf glatten 3:0-Siegen in der Bundesliga stehen die Häfler vor dem Duell beim Tabellensechsten Düren sogar wieder auf Platz eins (wenn auch mit einem Spiel mehr als der Zweite Alpenvolleys Haching).
Den Platz an der Spitze übernahmen die Häfler unter der Woche, nach dem superklaren 3:0 (25:22, 25:15, 25:12) gegen Herrsching – bei dem es aber im zweiten Satz recht turbulent zuging. Die auch und vor allem wegen Heynen: Nach einem recht deftigen Wortgefecht mit den Schiedsrichtern kassierte er beim Stand von 20:13 erst eine Gelbe, dann auch noch eine Rote Karte. Die Folge: Herrsching bekam regelgemäß einen Punkt zugesprochen, Heynen musste zudem bis zum Ende des Satzes auf die Tribüne. „Klar, im Spielbericht steht jetzt ,Heynen, Rote Karte’. Aber im Volleyball haben Rote Karten ja kaum was zu bedeuten. Der Satz war zudem fast schon gelaufen. Also kein Problem“, sagt Heynen. Dass er sich in dieser Saison bislang generell eher häufiger und leidenschaftlicher mit den Schiedsrichtern anlegen würde als in früheren Jahren, bestreitet der Coach nicht. „Kann schon sein, dass ich emotionaler bin als früher. Aber wir hatten auch mehr Probleme als in früheren Saisons. Ich habe mich auch mit meinen Spielern mehr gestritten“, sagt Heynen und betont: „Aber es ist doch gut, dass wir uns zoffen! Vielleicht waren meine Spieler zu Beginn der Saison etwas zu brav und zu leise, jetzt geht es schon mehr ab. Wir wollen die Gegner dominieren, da gehört auch das dazu.“