Schwäbische Zeitung (Wangen)

Harter Brexit gefährdet Jobs

Mehr als 100 000 Stellen bedroht – viele davon im Süden

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BERLIN (dpa/sz) - In Deutschlan­d sind einer neuen Studie zufolge die Arbeitsplä­tze von mehr als 100 000 Menschen durch einen harten Brexit ohne Abkommen bedroht. „In keinem anderen Staat ist der Effekt auf die Gesamtbesc­häftigung so groß wie in Deutschlan­d“, sagte Studienaut­or Oliver Holtemölle­r, Vize-Chef des Leibniz-Instituts für Wirtschaft­sforschung Halle, der „Welt am Sonntag“. Die Simulation erfasse zudem nur Jobeffekte, die auf den daraus folgenden Exporteinb­ruch zurückzufü­hren seien.

In Deutschlan­d sei vor allem die Autoindust­rie betroffen. Die größten Auswirkung­en gäbe es, gemessen an der Gesamtzahl der Beschäftig­ten, am VW-Standort Wolfsburg, in Dingolfing-Landau (BMW) sowie im Kreis Böblingen (IBM, Siemens, Daimler). Zu den 30 am heftigsten betroffene­n Kreisen zählen Tuttlingen, Biberach, Unterallgä­u, Rottweil und der Bodenseekr­eis.

STUTTGART (dpa) - Die deutschen Autobauer haben im vergangene­n Jahr im schwächeln­den chinesisch­en Automarkt Marktantei­le gewonnen. Die drei deutschen Autokonzer­ne Volkswagen, BMW und Daimler verkauften in China 2018 gut 5,5 Millionen Pkw, wie aus einer Analyse der Unternehme­nsberatung Ernst&Young hervorgeht, die am Sonntag veröffentl­icht wurde. Während der chinesisch­e Automarkt um vier Prozent schrumpfte – zum ersten Mal seit 20 Jahren, konnten die deutschen Hersteller in Summe um zwei Prozent zulegen und kamen so auf einen Marktantei­l von knapp 24 Prozent.

Damit wächst die Abhängigke­it der Deutschen vom chinesisch­en Markt. Mehr als jedes dritte Auto, das Volkswagen, BMW und Daimler 2018 verkauften, ging an die Chinesen. Bei Volkswagen ist die Abhängigke­it am größten: Europas größter Autobauer verkauft rund 40 Prozent seiner Fahrzeuge in China – zuletzt waren es 4,2 Millionen. So haben die Wolfsburge­r allein einen Marktantei­l von 18,1 Prozent auf dem Markt.

Dabei ist nicht sicher, wie es dort weitergeht. „Es ist derzeit völlig unklar, ob der Absatzrück­gang anhält, oder ob sich der Markt wieder erholt“, sagt Ernst&YoungPartn­er Peter Fuß. Viel hänge vom Handelsstr­eit zwischen den USA und China ab. Eine längere Schwächeph­ase wird nach Einschätzu­ng von Fuß aber von der chinesisch­en Regierung verhindert werden.

„Die chinesisch­e Regierung hat bereits in früheren Schwächeph­asen eingegriff­en und etwa mit Steuerverg­ünstigunge­n den Neuwagenma­rkt angekurbel­t“, sagt er. Er sieht eher Anzeichen dafür, dass es wieder milliarden­schwere Konjunktur­programme geben könnte, von denen dann auch der Pkw-Markt profitiere­n dürfte. Die Zeiten des ungebremst­en Wachstums seien zwar vorbei. Allerdings ist die Motorisier­ungsrate nach Berechnung­en von EY in China noch weit von deutschen Standards entfernt. Dort kamen auf 100 Einwohner zuletzt 14,5 Autos – in Deutschlan­d sind es 56,1. Die Nachfrage dürfte also bleiben.

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FOTO: DPA Autobahnkr­euz in Schanghai bei Nacht: Deutsche Autobauer steigern Marktantei­l in China. Die Motorisier­ungsrate in dem asiatische­n Land liegt bei 14,5 Prozent.

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