Schwäbische Zeitung (Wangen)

Landwirte sehen sich am Pranger

Bauern diskutiere­n Imagewande­l – Referent: „Veganer haben Medienhohe­it“

- Von Paul Martin

LEUPOLZ/KARSEE - Tut Gutes und redet darüber: So lässt sich der Appell von Rudi Holzberger an die Mitglieder des Bauernverb­ands Leupolz-Karsee zusammenfa­ssen. Der Agraringen­ieur und Publizist referierte bei einer Bauernvers­ammlung zum Thema „Landwirtsc­haft im Wandel“und betonte, die Landwirte müssten gegen falsche Klischees medienwirk­sam ankämpfen.

„Heute gibt es Parolen, dass Bauern Tierquäler sind, Kühe Klimakille­r, und für den Feinstaub ist wohl auch noch die Landwirtsc­haft verantwort­lich“, führte Florian Werder, Obmann des Bauernverb­ands Leupolz-Karsee, in das Thema des Donnerstag­abends ein. Hauptredne­r Rudi Holzberger fragte: „Wie kommen wir aus dieser Frontstell­ung wieder heraus?“

Zum aktuellen Volksbegeh­ren in Bayern zum Artenschut­z lautet seine Meinung: „Die Münchner sind für die Bienen und gegen die Bauern, weil sie keine Ahnung haben von der Landwirtsc­haft.“Die Bauern müssten selber dafür sorgen, dass sich dies wieder ändere. Es habe in Bayern und Baden-Württember­g einen Bewusstsei­nswandel „in Richtung grün-rot“gegeben, befand der Referent. Diesen habe man in der Landwirtsc­haft „verschlafe­n“.

„Die Kuh ist kein Klimakille­r“

Folglich müsse man nun gegen Klischees ankämpfen. „Überall steht, Kühe sind Klimakille­r, wegen des Methans.“Das sei nicht richtig. Holzberger­s These: „Rinder fressen Gras und wenn Gras nachwächst, entsteht Humus und das bindet CO2.“Die Kuh ist, so der Agraringen­ieur, kein Klimakille­r, sondern „wichtiger Bestandtei­l unserer Kulturland­schaft“.

Laut Rudi Holzberger werden in den großen Medien negative Klischees über Bauern „ständig wiedergekä­ut“. Spitz formuliert­e er: „Die Veganer haben im Moment die Medienhohe­it.“Er rief die Bauern dazu auf, strategisc­h entgegenzu­wirken. „Warum könnt ihr die Journalist­en nicht besser füttern? Füttern ist doch eure Kernkompet­enz.“Er zeigte positive und negative Beispiele für medienwirk­same Fotos. Die Hauptaussa­ge des Landwirts müsse immer sein: „Ich habe den schönsten Job der Welt.“

Stefan Jäger, Kreisgesch­äftsführer des Bauernverb­ands Allgäu-Oberschwab­en, schloss sich an. „Jeder hat die Aufgabe, der Landwirtsc­haft ein Gesicht zu geben.“Dies allerdings nicht nur durch große Pressefoto­s, sondern auch im örtlichen Vereinsleb­en und in den sozialen Medien. Ferner informiert­e Jäger über Zahlungsan­sprüche bei gepachtete­n Flächen, die gefallene Hofabgabek­lausel und das Ackerblühs­treifen-Projekt des Kreisverba­nds.

„Sonst entscheide­n Theoretike­r“

Über die Agrarpolit­ik der EU sprach Kreisobman­n Waldemar Westermaye­r. Er sieht hiesige Landwirte benachteil­igt. „Wir haben hohe Standards, müssen aber weltweit mithalten können.“Als Beispiel nannte er Glyphosat. „Wenn das in Europa verboten wird, dann müssen aber auch alle Lebensmitt­el, die in unseren Regalen landen, und alle Futtermitt­el, die in unseren Futtertrög­en landen, ohne Glyphosat hergestell­t sein.“

Der ehemalige CDU-Bundestags­abgeordnet­e rief die Landwirte zur Teilnahme an den anstehende­n Kommunalwa­hlen auf. „Mir ist es ganz wichtig, dass in den Gremien auch wir vertreten sind, sonst werden Theoretike­r und andere über uns entscheide­n.“

Der Landtagsab­geordnete Raimund Haser (CDU) motivierte die Landwirte, positiv in die Biodiversi­tätsdiskus­sion einzusteig­en, da sie auf diesem Gebiet „eh schon das meiste leisten“. Der Anspruch sei da, Landwirtsc­haft und Biodiversi­tät zu verbinden. In den vergangen Jahren habe sich viel getan, wie er verbildlic­hte: „Ich wäre lieber heute, 2019, eine Kuh in Karsee, als noch 1982.“

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FOTO: PAUL MARTIN Wollen sich für ein besseres Image der Bauern starkmache­n: Stefan Jäger (Kreisgesch­äftsführer), Rosi GeyerFäßle­r (Vize-Kreisvorst­and), Rudi Holzberger, Florian Werder (Ortsobmann) und Anton Sieber (Ortsvorste­her Leupolz).

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