Landwirte sehen sich am Pranger
Bauern diskutieren Imagewandel – Referent: „Veganer haben Medienhoheit“
LEUPOLZ/KARSEE - Tut Gutes und redet darüber: So lässt sich der Appell von Rudi Holzberger an die Mitglieder des Bauernverbands Leupolz-Karsee zusammenfassen. Der Agraringenieur und Publizist referierte bei einer Bauernversammlung zum Thema „Landwirtschaft im Wandel“und betonte, die Landwirte müssten gegen falsche Klischees medienwirksam ankämpfen.
„Heute gibt es Parolen, dass Bauern Tierquäler sind, Kühe Klimakiller, und für den Feinstaub ist wohl auch noch die Landwirtschaft verantwortlich“, führte Florian Werder, Obmann des Bauernverbands Leupolz-Karsee, in das Thema des Donnerstagabends ein. Hauptredner Rudi Holzberger fragte: „Wie kommen wir aus dieser Frontstellung wieder heraus?“
Zum aktuellen Volksbegehren in Bayern zum Artenschutz lautet seine Meinung: „Die Münchner sind für die Bienen und gegen die Bauern, weil sie keine Ahnung haben von der Landwirtschaft.“Die Bauern müssten selber dafür sorgen, dass sich dies wieder ändere. Es habe in Bayern und Baden-Württemberg einen Bewusstseinswandel „in Richtung grün-rot“gegeben, befand der Referent. Diesen habe man in der Landwirtschaft „verschlafen“.
„Die Kuh ist kein Klimakiller“
Folglich müsse man nun gegen Klischees ankämpfen. „Überall steht, Kühe sind Klimakiller, wegen des Methans.“Das sei nicht richtig. Holzbergers These: „Rinder fressen Gras und wenn Gras nachwächst, entsteht Humus und das bindet CO2.“Die Kuh ist, so der Agraringenieur, kein Klimakiller, sondern „wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft“.
Laut Rudi Holzberger werden in den großen Medien negative Klischees über Bauern „ständig wiedergekäut“. Spitz formulierte er: „Die Veganer haben im Moment die Medienhoheit.“Er rief die Bauern dazu auf, strategisch entgegenzuwirken. „Warum könnt ihr die Journalisten nicht besser füttern? Füttern ist doch eure Kernkompetenz.“Er zeigte positive und negative Beispiele für medienwirksame Fotos. Die Hauptaussage des Landwirts müsse immer sein: „Ich habe den schönsten Job der Welt.“
Stefan Jäger, Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben, schloss sich an. „Jeder hat die Aufgabe, der Landwirtschaft ein Gesicht zu geben.“Dies allerdings nicht nur durch große Pressefotos, sondern auch im örtlichen Vereinsleben und in den sozialen Medien. Ferner informierte Jäger über Zahlungsansprüche bei gepachteten Flächen, die gefallene Hofabgabeklausel und das Ackerblühstreifen-Projekt des Kreisverbands.
„Sonst entscheiden Theoretiker“
Über die Agrarpolitik der EU sprach Kreisobmann Waldemar Westermayer. Er sieht hiesige Landwirte benachteiligt. „Wir haben hohe Standards, müssen aber weltweit mithalten können.“Als Beispiel nannte er Glyphosat. „Wenn das in Europa verboten wird, dann müssen aber auch alle Lebensmittel, die in unseren Regalen landen, und alle Futtermittel, die in unseren Futtertrögen landen, ohne Glyphosat hergestellt sein.“
Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete rief die Landwirte zur Teilnahme an den anstehenden Kommunalwahlen auf. „Mir ist es ganz wichtig, dass in den Gremien auch wir vertreten sind, sonst werden Theoretiker und andere über uns entscheiden.“
Der Landtagsabgeordnete Raimund Haser (CDU) motivierte die Landwirte, positiv in die Biodiversitätsdiskussion einzusteigen, da sie auf diesem Gebiet „eh schon das meiste leisten“. Der Anspruch sei da, Landwirtschaft und Biodiversität zu verbinden. In den vergangen Jahren habe sich viel getan, wie er verbildlichte: „Ich wäre lieber heute, 2019, eine Kuh in Karsee, als noch 1982.“