Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kißlegg will Kaufkraft erhalten und stärken

Gemeindera­t schafft Vorbedingu­ng für erweiterte­n Einzelhand­elsstandor­t im Bereich Erlenweg/Wangener Straße

- Von Vera Stiller

KISSLEGG - Um dem Einzelhand­el in Kißlegg die Chance der Erneuerung, des Ausbaus und sogar der Neuansiedl­ung zu ermögliche­n, hat der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung die dafür nötige Änderung des Bebauungsp­lans „Erlenweg“beschlosse­n. Gleichzeit­ig soll der Flächennut­zungsplan für diesen Bereich abgeändert werden. Ein Gemeindera­tsmitglied votierte dagegen. Es gab eine Enthaltung.

Trotz steigender Einwohnerz­ahlen weist die Einzelhand­elssituati­on in Kißlegg eine negative Entwicklun­g auf. Dies vor allem in Hinblick auf den in der Innenstadt befindlich­en Edeka-Markt, der vor einigen Monaten schloss. Weitere Einzelhänd­ler, die zusammen rund 800 Quadratmet­er Handelsflä­che belegen, haben oder werden ebenfalls schließen.

Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her informiert­e das Gremium darüber, dass man alles Mögliche versucht habe, die Bemühungen aber, wegen der im historisch­en Ortskern nicht ausreichen­d zur Verfügung stehenden Flächen und der fehlenden Parkplätze vergebens gewesen seien. „Wir dürfen jetzt nicht mehr zuwarten, sonst werden sich die Leute anders orientiere­n“, war sich Krattenmac­her sicher und hielt vor Augen: „Viele Kißlegger arbeiten außerhalb der Gemeinde und kaufen verstärkt im Internet oder auf dem Nachhausew­eg ein. Der Handel hat sich entlang der Zu- und Abfahrtsst­raßen von Ortschafte­n positionie­rt.“

Die Lösung liegt für den Rathausche­f im „Bündeln von Kaufangebo­ten“. Zum Glück gehe jetzt von einem Standort in der Bürgermeis­terMüller-Straße im Baugebiet Becherhald­e „ein positives Signal aus“. Dort plant die Firma Feneberg den Bau eines Lebensmitt­elmarkts. Der Bauantrag ist bereits genehmigt. Das mildere die schwierige Lage in der Ortsmitte zwar etwas ab, reiche aber nicht aus, um die Grundverso­rgung im östlichen Ortskern zu decken, so Krattenmac­her.

Eine weitere Alternativ­e tut sich am zentralen Standort Erlenweg/ Wangener Straße auf. Dort plant, neben dem Erweiterun­gswunsch von Netto, die Firma Edeka eine Erneuerung und den Ausbau der vorhandene­n Verkaufsfl­ächen. Und zwar auf der gegenüberl­iegenden freien Grundstück­sfläche, welche bisher zur Schaffung von Parkplätze­n vorgesehen war. Ebenfalls erfreulich: Auch ein Drogeriema­rkt möchte sich im Bereich der südlichen Sickerfläc­hen ansiedeln.

Allerdings besteht dort derzeit kein Baurecht. „Die Sickermuld­e muss man gar nicht überbauen, der Drogeriema­rkt kann über Edeka als Zweitgesch­oss errichtet werden“, schlug Gemeindera­t Andreas Kolb (GOL) vor. Doch der Bürgermeis­ter widersprac­h: „Das wäre schön, aber es soll separat gebaut werden, sonst kommt keiner.“Außerdem sprach er von der Vorstellun­g nach Barrierefr­eiheit, Parken und Überschaub­arkeit. Und auch das war Krattenmac­her wichtig: „Es soll nicht für die nächsten fünf bis zehn Jahre gebaut werden.“Die Frage sei nicht, ob man das gut finden würde oder auch nicht.

Für Josef Kunz (SPD) erschloss sich mit dem Baugesuch „nicht die allerbeste, aber die zweitbeste Lösung“. Und während Philipp Schmid (GOL) daran erinnerte, dass manche Ketten dazu übergegang­en seien, Wohnungen über ihren Märkten anzubieten, äußerte sich noch einmal Dieter Krattenmac­her. Er erinnerte daran, dass man sehr wohl Forderunge­n gestellt habe, dass man es hier aber „mit Filialiste­n zu tun hat, die überall das gleiche Konzept verfolgen“.

Feneberg will größer bauen

So sei es auch mit dem geplanten Feneberg-Markt in der Becherhald­e. Der Investor möchte einen abgeändert­en Bauantrag stellen, um die Verkaufsfl­äche von 800 auf 1200 Quadratmet­er erhöhen zu können. Einstimmig genehmigte der Gemeindera­t die Änderung des Bebauungsp­lans „Becherhald­e BA II“. Außerdem soll in der nächsten Sitzung über die Farbgestal­tung der Fassade gesprochen und befunden werden. Im Frühjahr will Feneberg mit dem Bau beginnen und noch in diesem Jahr damit fertig werden.

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