Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das sagen der Behinderte­nbeauftrag­te und das Tiefbauamt der Stadt

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„Grundsätzl­ich hat die Dame Recht“, sagt der städtische Behinderte­nbeauftrag­te Norbert Rasch zum Anliegen von Gertrud Ress. Allein deshalb sei in der Bindstraße ein ähnliches Pflaster wie in der Schmiedstr­aße „wünschensw­ert“gewesen. Hier habe sich aber offenbar vor allem der Altstadt- und Museumsver­ein durchgeset­zt. Denn: „Die Mehrheit der Menschen hätte sich nicht daran gestört, wenn ein Pflaster wie in der Schmiedstr­aße auch in der Bindstraße eingebaut worden wäre“, glaubt Rasch.

Oft habe allerdings das Stadtbild Vorrang vor der Begehbarke­it – „nicht nur in Wangen“, so der Behinderte­nbeauftrag­te. Nach seiner Einschätzu­ng haben aber nicht allein Menschen mit Rollatoren Probleme mit Kopfsteinp­flaster. Diese beträfen Rollstuhlf­ahrer und Eltern mit Kinderwage­n ebenfalls. Gleichwohl sei es schwierig, jetzt nachzubess­ern. Pflaster könne man zwar abschleife­n, „aber das ist nichts Billiges“. Deshalb schlägt Norbert Rasch vor, Fachfirmen kommen zu lassen, um die Lage zu beurteilen und den Kostenrahm­en einzuschät­zen. „Rolli-Bahnen“, wie aktuell in Bad Waldsee im Gespräch, seien zwar nichts Neues, allerdings sollte man das Thema auch in Wangen diskutiere­n. Kritisch sieht Rasch zudem die Reifen von Rollatoren und Rollstühle­n: Sie bestünden oft aus Hartgummi und seien schmal. Gute Lösungen von Hersteller­n gebe es nicht. Grundsätzl­ich hat Norbert Rasch aber auch Lob übrig für die Behinderte­nfreundlic­hkeit in der Stadt: Bei Zugängen zu Toiletten habe sich beispielsw­eise viel getan. Und auch im Zuge der Planungen zur Landesgart­enschau sieht er gute Ansätze: „Das ist und wird glattes Pflaster eingebaut.“

Unter anderem für diese Planungen ist das städtische Tiefbauamt zuständig. Auch dessen Leiter Peter Ritter sagt zu den Klagen von Gertrud Ress: „Ich kann die Problemati­k verstehen.“Die Entscheidu­ng für die heute bestehende Pflasterun­g der Bindstraße sei aber im Gemeindera­t „bewusst entschiede­n“worden. Dabei habe die Gestaltung der Altstadt eine große Rolle gespielt.

Bei den Planungen sei dennoch auch an Behinderte gedacht worden: So gebe es „Blindenpfl­aster“, also besondere Steine, wie am Übergang zum Postplatz, anhand derer sich Sehbehinde­rte orientiere­n könnten. Ferner habe die Stadt eigens auf den Gehwegen kleineres Pflaster als auf den Straßen eingebaut und versucht, dieses möglichst eben zu bekommen. „Das ist gerade in der Bindstraße gut gelungen“, sagt Peter Ritter. Deshalb und wegen des Altstadtbi­lds hält der Amtsleiter indes wenig davon, Pflasterst­eine aufzufräse­n. Dies müsse dann für die gesamte Altstadt gelten. „Für mich ist da der Eingriff zu groß“, so Ritter. Auf Nachfrage erklärt er auch, dass bei der in diesem Jahr zur Sanierung anstehende­n Karlstraße ähnlich geplant werde wie in der Bindstraße. (jps)

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