Schnee auf Vorrat: Die Produktion läuft
Die Marktgemeinde Scheidegg hat mit dem Projekt Snowfarming begonnen
SCHEIDEGG - Die Marktgemeinde Scheidegg hat mit dem Projekt Snowfarming begonnen. Binnen weniger Tage will sie 2000 Kubikmeter Kunstschnee erzeugen. Im Dezember sollen sie eine sichere Langlaufloipe garantieren.
Ein leichtes Surren kündigt die Schneekanone an. Das Leihgerät steht ein paar Hundert Meter entfernt vom Kurhaus auf einem Holzlagerplatz im Wald. Dort wird der Kunstschnee auch gelagert. Die Gemeinde nutzt für die Produktion Wasser aus der eigenen Wasserversorgung. Über Feuerwehrschläuche läuft es in den Wald. Für die Schneeproduktion wird es in einem Kühlturm heruntergekühlt. Die nötige Energie liefert ein Notstromaggregat.
Etwa 1000 Kubikmeter Wasser sind für die Schneeproduktion nötig, rechnet die Gemeinde. Das ist so viel wie 22 Bürger durchschnittlich in einem Jahr verbrauchen. Bauamtsleiter Roland Schlechta versucht, die Zahl mit Blick auf andere öffentliche Einrichtungen einzuordnen. Für das Tretbecken im Kurpark beispielsweise benötige die Kommune 1800 Kubikmeter im Jahr. Auch das aufgrund gesetzlicher Bestimmungen alles Trinkwasser. „Und wir haben fünf Tretbecken in der Gemeinde“, sagt der Bauamtsleiter.
Vor Sonne und Wärme schützen
In der Nacht auf Mittwoch ist die Schneekanone erstmals durchgelaufen. Zwei, maximal drei Nächte sind nötig, damit 2000 Kubikmeter Kunstschnee entstehen. Den Kunstschneehaufen will die Gemeinde Ende Februar, Anfang März mit einer dicken Lage Holzhackschnitzel abdecken. Etwa 500 Kubikmeter sind nötig. Das natürliche Material soll die weiße Pracht vor Sonne und Wärme schützen. Über die Monate hinweg soll der Schnee pickelhart werden. Im frühen Winter will die Gemeinde die Hackschnitzel dann entfernen und den Schnee für eine maximal einen Kilometer lange Langlaufloipe nutzen. Damit will sie an Weihnachten eine gewisse Schneesicherheit garantieren. Der übersommerte Schnee soll sehr beständig sein und auch Regen vergleichsweise gut überstehen.
Das Snowfarming ist ein Probebetrieb. Ziel ist es unter anderem, Daten über den Wasser- und Stromverbrauch sowie den Arbeitsaufwand zu sammeln, der mit dem Projekt verbunden ist. „Wir wollen wissen, rechtfertigt sich der Aufwand oder tut er es nicht“, sagt Bürgermeister Uli Pfanner.
Bisher einzigartig im Allgäu
Andere Gemeinden im Allgäu haben bislang keine Erfahrungen mit Snowfarming. Dagegen setzen einige Fremdenverkehrsorte in Tirol und der Schweiz schon seit ein paar Jahren auf das Verfahren. Mit Scheidegg vergleichbar sind sie allerdings nur bedingt. „Mal nehmen sie Wasser aus einem Bach, mal haben sie Strom vor Ort oder bereits eigene Schneekanonen“, sagt Bauamtsleiter Roland Schlechta.
Hat die Verwaltung alle Daten des Probebetriebes beisammen, wird der Gemeinderat entscheiden, ob Scheidegg dauerhaft ins Snowfarming einsteigt. Für den Probelauf hatte der Ausschuss für Fremdenverkehr grünes Licht gegeben. Nötig war auch eine Genehmigung des Landratsamtes. Die Behörde hat sie am 5. Februar erteilt. Eingebunden war auch die Naturschutzbehörde. Die Genehmigung läuft bis Ende des Monats. So lange könnte die Gemeinde Kunstschnee produzieren.
Die Hackschnitzel werden im Übrigen nach dem Gebrauch weiter verwendet. Wie, ist noch nicht ganz klar. Sie könnten auf Spielplätzen als Bodenbelag dienen oder aber im Biomasse-Heizkraftwerk der Energie Allgäu in Scheidegg verbrannt werden, nennt Bürgermeister Pfanner zwei Möglichkeiten.