Schwäbische Zeitung (Wangen)

Was bleibt nach drei Wochen Vesperkirc­he?

Begegnung mit Menschen aus anderen Gesellscha­ftsschicht­en begeistert viele

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RAVENSBURG (len) - Die elfte Vesperkirc­he im Schussenta­l ist am Sonntag zu Ende gegangen. Zu den Besuchern zählten Anzugträge­r und Obdachlose, Senioren und junge Familien. Kurz vor Schluss der insgesamt dreiwöchig­en Aktion haben Lena Müssigmann und Alena Ehrlich Besucher und Ehrenamtli­che gefragt, welche Eindrücke sie von der Vesperkirc­he mitnehmen.

„Ich geh anders durch die Stadt. Ich hab Gesichter von der Vesperkirc­he im Blick“, sagt die ehrenamtli­che Caren Wirtz (79) aus Ravensburg. Ihre Aufgabe war es, sich zu Menschen an den Tisch zu setzen, und sich mit ihnen zu unterhalte­n. „Jeder mag gerne seine Geschichte erzählen. Da gibt es ganz positive, schöne Geschichte­n. Und auch sehr traurige. Da möcht’ man am liebsten mitheulen.“Und auch was Handfestes nimmt Wirtz mit: „Ein Paket zum Abendbrot. Und die richten hier ganz tolle Brote.“

Peter Elbs (68) aus Ravensburg ist Pensionär und half im zweiten Jahr bei der Vesperkirc­he mit. Ihm wird einerseits in Erinnerung bleiben, wie dankbar viele Besucher über das Angebot waren, in der Vesperkirc­he Mittagesse­n zu können. Anderersei­ts habe es ihn gefreut „zu sehen, dass Leute, denen es besser geht, eine größere Spende in der Kasse hinterlass­en und damit zum Gelingen dieser Vesperkirc­he beitragen“.

Am Kaffeeauss­chank bediente Muhammed Jallow (25) vom Berufsbild­ungswerk der Stiftung Liebenau die Gäste. Auf ihn hat Eindruck gemacht, dass viele Menschen unterschie­dlicher Herkunft aufeinande­rtreffen –„Alt bis Jung, das gefällt mir auf jeden Fall.“

„Ich möchte mich für diese Veranstalt­ung bedanken“, sagte Abdullah Halabya aus Aulendorf. Er ist aus Syrien geflüchtet und lebt seit drei Jahren in Deutschlan­d. Er habe durch die Vesperkirc­he wieder etwas über die Kultur in Deutschlan­d dazugelern­t, „wie man miteinande­r umgehen muss. Das freut mich auch“, sagt er. Bei der Vesperkirc­he hat er Essen an die Tische getragen und Geschirr abgeräumt. „Ich freue mich, wenn ich alten Leuten, die Pflege benötigen, helfen kann.“Auch in Zukunft möchte er etwas gegen Armut tun.

Ina Romer (31) aus Weingarten kam mit ihrer Tochter im Kinderwage­n zum Essen. Sie lebt erst seit Kurzem wieder in der Region und kannte die Vesperkirc­he nicht. „Ich fand’s schön. Erstens weil es praktisch ist als Familie, wenn man so ein Mittagesse­n nicht selber kochen muss.“Zweitens habe ihr gefallen, dass die Einladung „Offen für alle“so gemeint ist und angenommen wird. „Das fand ich hier ganz schön, dass echt alle Schichten und verschiede­nsten Menschen anzutreffe­n waren.“

Werner Dehner (72) ist als Rentner ehrenamtli­ch dabei, schon seit 2009. Er gehört nach eigenen Angaben zum harten Kern der Vesperkirc­he. Was bleibt nach drei Wochen? Freude und Begeisteru­ng für die Idee Vesperkirc­he, sagt er. „Das hält fürs ganze Jahr vor, und ich freue mich schon auf die nächste.“

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