Bedarf nach besseren Buslinien ist groß
Hunderte besuchen Diskussionsabend von neuer Initiative – Runder Tisch zum ÖPNV steht an
Hunderte besuchen Diskussionsabend von neuer Initiative in Haslach.
HASLACH - Deutlich bessere Busanbindungen sind vielen Menschen in Haslach und Primisweiler ein großes Bedürfnis. Das ist erneut deutlich geworden, als eine neu gegründete örtliche Bürgerinitiative zu einer Diskussionsrunde mit Verantwortlichen geladen hatte – und der große Veranstaltungssaal im Gasthaus Kleber rappelvoll war. Am Mittwochabend war aber nicht nur Kritik zu hören, es gab auch Ergebnisse: Vertreter des Busbetreibers RAB versprachen in mehreren Punkten weitere und zügige Nachbesserungen. Und bei einer Runde im Wangener Rathaus soll es Anfang März auch um Perspektiven gehen.
Zunächst aber war es ein Abend der Entschuldigungen. Eine sprach Oberbürgermeister Michael Lang aus: „Wir wissen, dass gerade Haslach vergleichsweise schlechte Verbindungen hat, dass wir nicht perfekt sind. Aber wir versuchen uns zu verbessern.“Und: „Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich an die Bewohner von St. Konrad denke.“
Um Nachsehen baten auch die Vertreter der DB Zugbus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB): vor allem für die schlechte oder nicht erfolgte Kommunikation der Haslach und Primisweiler betreffenden Änderungen mit dem Fahrplanwechsel Anfang Dezember – verbunden mit dem Eingeständnis: Weil damals Linien vertaktet werden sollten, funktioniere „der Schülerverkehr nicht mehr so gut“.
„Vielleicht ein bisschen forsch“
RAB-Niederlassungsleiter Silvio Matt und Rainer Hölzel, einer der Moderatoren des Abends und Mitbegründer der Bürgerinitiative (BI), entschuldigten sich überdies noch in anderer Sache: zunächst Matt, als er erklärte, die vorbereitete und eingangs von seinem Kollegen Stefan Leinweber begonnene Präsentation nicht vorab mit der BI abgesprochen zu haben. Am Ende Hölzel, weil „wir vielleicht ein bisschen forsch waren“. Dabei bezog er sich auf mehrere Unterbrechungen von Wortbeiträgen auf dem Podium sitzender Vertreter von RAB, Stadt und des Fahrgastverbands Bodo. Dazu gehörte auch, dass Mitmoderator Joe Kleb den Vortrag Leinwebers nach etwas mehr als fünf Minuten abbrach – unter anderem mit den Worten: „Sie versuchen uns gerade zu manipulieren.“
Doch zurück zu den Inhalten des rund zweieinviertelstündigen Abends. In diesem ging es zuvorderst um die Schulbusanbindung, insbesondere Haslachs. In diesem Zuge wurde Unverständnis laut, warum das Bodnegger Schulzentrum besser erreichbar sei als die Wangener Schulen. BI-Vertreterin Barbara Hölzel kritisierte, dass einige von der RAB zugesagte Nachbesserungen bislang teils „nur auf dem Papier“bestünden. Wolfgang Ahr verstand generell nicht, warum Haslach von der Linie zwischen Tettnang via Neukirch und Primisweiler nach Wangen vielfach abgeschnitten sei. GOLStadträtin Doris Zodel mahnte zudem an, bei Verbesserungen auch an nachmittägliche Trainings- und Unterrichtszeiten von Sportvereinen und der Jugendmusikschule in Wangen zu denken.
Zum ersten Punkt erklärte OB Lang: Das Schulzentrum in Bodnegg brauche ein größeres Einzugsgebiet als die Wangener Einrichtungen. Deshalb investiere die Gemeinde „sicher, um massiv Zubringerbusse zu ermöglichen“. Den Vorhalt Barbara Hölzels nach der fehlenden Anbindung gegen 15.30 Uhr entgegnete Silvio Matt mit dem Versprechen auf Änderungen nach den Fasnetsferien. Die Kritik Ahrs beantwortete Stefan Leinweber mit „eingeengten Verknüpfungsmöglichkeiten“. Und Lang wiederum glaubte generell: „Ein Großteil der Probleme ist gelöst, wenn die Busse wieder über Haslach fahren. Wir wollen, dass die Schüler in die Schule kommen und wieder zurück.“
Lang und Matt brachten im Lauf des Abends mehrfach einen „Runden Tisch“zum Öffentlichen Nahverkehr ins Gespräch. Der ist bereits für den 7. März terminiert, und an diesem Treffen sollen jetzt auch BI-Vertreter teilnehmen. Laut OB gelte es, alle Themen aufzunehmen, zu schauen, ob jeweils Stadt oder RAB zuständig ist, und dann Lösungen aufzuzeigen. „Die Stadt stellt sich der Aufgabe“, sagte er.
Wangen zahlt 220 000 Euro
Das gilt laut Rathauschef auch für das generelle Nahverkehrskonzept, das der Rat in der Dezembersitzung zumindest grundsätzlich auf den Weg gebracht hatte. Generelle und unabhängig vom Schülertransport zu sehende Verbesserungen beim ÖPNV waren auch den Hunderten von Besuchern am Dienstagabend ein Anliegen. Helmut Johannes Müller, Gesamtleiter der St.-Jakobus-Behindertenhilfe St. Konrad, forderte vor diesem Hintergrund: Ganz viele Einzelwünsche müssten zu einer wirtschaftlichen Strategie führen.
Hier verwies Lang auf „politische Entscheidungen“und die Frage, wie viel Geld die Stadt und der Rat bereit sind, in die Hand zu nehmen. Derzeit jedenfalls gleicht die Kommune das Minus des laut Betreiber Thomas Heine von jährlich rund 150 000 Fahrgästen genutzten Stadtbusses mit 220 000 Euro aus.
Dem Argument der Wirtschaftlichkeit widersprachen BI-Vertreterin Kathrin Kleb und Ulrich Bauer, Fahrgastbeirat des Nahverkehrsverbundes Bodo: Wegen des fehlenden Angebots sei in den Ortschaften jede Familie auf ein Zweitauto angewiesen, so Kleb. Und: „Wenn kein Bus fährt, kann man kein Kind auf den Bus bringen.“Bauer erklärte: „Ein attraktives, gutes ÖPNV-System kostet halt viel Geld.“
Lindau gibt 1,7 Millionen aus
Beispielhaft nannte er Sigmaringen, wo es einen jährlichen Zuschuss von knapp einer Million Euro gebe, vor allem aber die Stadt Lindau. Der dortige Stadtbus wird mit 1,7 Millionen Euro per anno bezuschusst, transportiert laut Bauer aber auch bis zu 2,5 Millionen Fahrgäste im Jahr. Der Nahverkehrsexperte ergänzte: „Die Leute kommen, wenn das Angebot existiert.“Das aber gehe nicht von heute auf morgen, was auch Silvio Matt bestätigte, der einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren nannte, ehe dies in den Köpfen angekommen sei.
Derlei Perspektiven wurden am Dienstagabend nicht weiter vertieft. Wohl aber ging es um konkrete Ideen, das laut BI-Vertreter Kay Friedrich an sich gute Netz zwischen den größeren Städten in der Region besser erreichbar zu machen. Stichworte der RAB waren zwei „Rendezvous-Punkte“in Geiselharz und Primisweiler. Auf Anforderung orderbare Rufbusse bezeichnete Friedrich dagegen als „Krücken“. Ungeachtet des anstehenden „Runden Tischs“im Rathaus will die neue BI es nicht bei dem Diskussionsabend belassen. Joe Kleb versprach: „Wir wollen weiter aktiv bleiben.“