Schwäbische Zeitung (Wangen)

Deutschlan­d hinkt beim Klimaschut­z hinterher

Bevölkerun­gswachstum und die gute Konjunktur dämpfen die Bestrebung­en für eine Reduzierun­g der Emissionen

- Von Daniel Hadrys

RAVENSBURG - Einst galt Deutschlan­d als Vorreiter in Sachen Klimaschut­z. Doch andere Länder haben die Bundesrepu­blik bei ihrem Engagement für das Klima längst überholt. Staaten wie Portugal und Schweden übertreffe­n Deutschlan­d mit ihren Klimaschut­zzielen. Im europäisch­en Ranking rangiert Deutschlan­d nur noch auf dem achten Platz.

Im weltweiten Vergleich fällt es sogar noch weiter ab. Im Dezember präsentier­ten die Umweltorga­nisationen Germanwatc­h und NewClimate Institute auf der Weltklimak­onferenz in Kattowitz ihren Klimaschut­z-Index – Deutschlan­d liegt darin mittlerwei­le nur auf Rang 27 von 56 untersucht­en Staaten.

Das liegt auch daran, dass man hierzuland­e das selbst gesteckte Ziel des Klimaschut­zplans 2050 nicht erreicht. Ursprüngli­ch wollte die Bundesregi­erung bis 2020 40 Prozent weniger klimaschäd­liche Gase ausstoßen als im Jahr 1990. Doch der Klimaschut­zbericht der Regierung aus dem Jahr 2018 zeigt: Daraus werden lediglich rund 32 Prozent.

Die schädliche­n Treibhausg­asEmission­en steigen sogar weiter an, anstatt zu sinken. Wie die Europäisch­e Umweltagen­tur berichtet, stoßen Autos, die 2017 neu zugelassen wurden, mehr Kohlendiox­id aus als Modelle, die 2016 zugelassen wurden. Das liegt vor allem am höheren Kraftstoff­verbrauch einiger Fahrzeuge. Doch Gründe dafür sind auch das Bevölkerun­gswachstum und die gute Entwicklun­g der heimischen Wirtschaft. Diese ist stärker gewachsen als zuvor angenommen.

Pariser Klimaziel in weiter Ferne

Niedrige Energiepre­ise tragen ebenfalls dazu bei, dass die Emissionen über dem Soll liegen. Durch den Ende Januar beschlosse­nen Ausstieg aus der Braunkohle­energie soll das neue Ziel der Bundesregi­erung erreicht werden, den Treibhausg­asausstoß bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren.

Ein weiteres Ziel hat Deutschlan­d im vergangene­n Jahr ebenfalls sehr früh verfehlt. Allein bis Ende März hat Deutschlan­d so viel CO2 ausgestoße­n, wie nach Umsetzung des Pariser Klimaabkom­mens für das gesamte Jahr 2018 erlaubt wäre. Die 217 Millionen Tonnen CO2 wurden schon bis zum 28. März ausgestoße­n, wie aus einer Berechnung von Zukunft Erdgas mit Unterstütz­ung der Nymoen Strategieb­eratung hervorgeht.

Diese Berechnung basiert auf einer Studie vom Ökoinstitu­t und Prognos, die von der Naturschut­zorganisat­ion WWF in Auftrag gegeben wurde. Mit dem Pariser Klimaabkom­men hatte sich die internatio­nale Gemeinscha­ft vor gut drei Jahren das Ziel gesetzt, die globale Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustr­iellen Zeitalter zu begrenzen. Diesem Ziel liegt ein globales CO2-Budget zugrunde.

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