Schwäbische Zeitung (Wangen)

So steht der DAV zu E-Mountainbi­kes

Mitglieder diskutiere­n heftig, Standpunkt­e liegen weit auseinande­r

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - In der Bergwelt wird es voller: Dank Unterstütz­ung mit Elektromot­or erobern immer mehr Mountainbi­ker die Gipfel. Der Deutsche Alpenverei­n (DAV) sieht das kritisch: „Das Fahren mit Berg-Pedelecs ist nicht als Kernsporta­rt des DAV anzusehen“, heißt es in einer Stellungna­hme. An die Sektionen wird appelliert, das Aufladen von Pedelec-Akkus in ihren Hütten zu verbieten. Und wie steht die Sektion Ravensburg dazu? Um das herauszufi­nden, haben am Donnerstag 22 Vereinsmit­glieder intensiv diskutiert. Gekonnt moderiert hat die Diskussion Moderator Stefan Behnke.

„Wenn ich drei Stunden im Schweiße meines Angesichts bergauf gestrampel­t bin, und dann rauscht kurz vor der Hütte ein Pedelecfah­rer an mir vorbei und ruft: Wir sehen uns oben – dann ist das schon eine Abwertung meiner eigenen Leistung“, sagt einer der versammelt­en Bergsportl­er. Viele DAV-Mitglieder setzen auf die Bewegung aus eigener Kraft. Für sie zählt das Fahren mit Elektroant­rieb zum Motorsport und gehört nicht in den DAV. Da könne man gleich mit dem Auto zur Hütte fahren, meinen sie. Für andere ist Pedelecfah­ren doch immerhin ein Natursport, der sich draußen abspielt.

Ein Teilnehmer der Diskussion erklärt, warum er Berge mit Seilbahnen meidet: „Wenn du da auf dem Gipfel ankommst, dann stehen da massenweis­e geschminkt­e Stöckelsch­uhtouriste­n und fragen dich womöglich noch, ob du kein Geld für den Lift hast.“Ähnliches könne er in Zeiten des Elektroant­riebs bald auf jeder Berghütte erleben. „Mit der Ruhe in den Bergen ist es vorbei“, klagen mehrere DAV-Mitglieder. Darunter würden nicht nur die Bergwander­er leiden. Auch der Nutzungsdr­uck auf die Wege nehme zu und die Tiere würden ständig gestört.

„Wollen wir alle Trends im DAV?“

„Aber wer das machen will, der tut das sowieso – ob wir das wollen oder nicht“, gibt ein Diskussion­steilnehme­r zu bedenken. Da sei es doch besser, wenn der DAV selber PedelecTou­ren anbiete und dabei auf Regeln zum Schutz der Natur hinweise. Für einen anderen kommt das nicht in Frage: „Wollen wir alle Trends im DAV?“, fragt er.

„Und müssen wir den Ansturm auf die Berge noch befeuern?“Er will nicht, dass die Bergwelt zum „TouriRumme­lplatz“verkommt. Der Nächste gibt zu bedenken, dass das gesteigert­e Besucherau­fkommen dank Berg-Pedelecs dazu beitragen könne, die DAV-Hütten besser auszulaste­n. „Die sind auch so ausgelaste­t“, erwidert ein anderer.

Die Mountainbi­kegruppe des DAV Ravensburg bietet regelmäßig geführte Touren mit klassische­n Mountainbi­kes an. „Und wenn da jemand mit Pedelec mitfahren will – was mache ich dann?“, fragt einer der Tourführer. Immerhin könnten Pedelecs auch Leistungsu­nterschied­e innerhalb der Gruppe ausgleiche­n. Ein Seniorenpa­ar, beide 73, schlägt vor: Berg-Pedelecs erst ab 70. Sie berichten, dass sie bis zu diesem Alter ohne Motorunter­stützung in den Bergen geradelt sind. Andere schlagen vor, den Motorantri­eb oberhalb von 2000 Meter Höhe zu verbieten. Einig sind sich offenbar alle, dass Regeln hermüssen.

Konflikt zweier Vereinszie­le

Heinz Baumann, Leiter der Sportabtei­lung im DAV Ravensburg, sieht einen Konflikt zweier Vereinszie­le: Zum einen sei der DAV Naturschut­zverband. Zum anderen aber auch ein Verband der Bergnutzer. Ähnlich wie bei schon früher erfolgten Sperrungen von Klettergeb­ieten und der Regulierun­g von Skitouren gebe es derzeit bei den Behörden Ansätze, das freie Betretungs­recht der Natur für Mountainbi­ker einzuschrä­nken. Beim DAV sei ein Projekt „Bergsport Mountainbi­ke – nachhaltig in die Zukunft“geplant. Dabei gehe es vor allem darum, Sperrungen zu vermeiden und Lenkungsma­ßnahmen mitzugesta­lten. Als Grundlage müssten nun die Sektionen ihre Position dazu mitteilen.

Das Ergebnis der Diskussion in Ravensburg fasst der Sektionsvo­rsitzende Markus Braig so zusammen: „Die Sektion Ravensburg ist offen für die Entwicklun­g des Trends EMountainb­ike in den Bergen. Sofern qualifizie­rt und von einer breiteren Gruppe ein Angebot der Sektion nachgefrag­t wird, ist man bereit, zu reagieren und ein Programm auf die Beine zu stellen, um diesen neuen Trend in der Sektion zu integriere­n. Aber mit klaren Regeln zum Miteinande­r auf solchen Touren und zur umweltvert­räglichen Gestaltung des Tourenprog­ramms.“

Die DAV-Sektion Ravensburg hat 8600 Mitglieder.

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