Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Trend geht zum Klapp-Handy

Mobiltelef­one werden größer und teurer – G5-Smartphone­s kosten rund 2000 Euro

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BARCELONA (dpa) - Seit Jahren wird über den superschne­llen 5G-Datenfunk gesprochen – jetzt ist er da. Zumindest auf der Branchensc­hau Mobile World Congress gibt es erste 5GSmartpho­nes. Die Technologi­e soll eine Revolution bringen – die Verbrauche­rn aber schwer zu verkaufen sein könnte.

„Es ist eine Revolution – und sie passiert jetzt“, sagt Analyst Mike Cansfield von der IT-Marktforsc­hungsfirma IDC. 5G verspricht viel. Da wären zunächst einmal Internet-Geschwindi­gkeiten, mit denen sich ein Film binnen weniger Sekunden herunterla­den lässt. Oder so kurze Reaktionsz­eiten, dass sich Industriem­aschinen und sogar Autos aus der Ferne steuern ließen. Ein Ende der Kapazitäts­engpässe für Netzbetrei­ber. Die Vernetzung aller möglichen Technik außerhalb von WLAN-Verbindung­en. Das Problem: Die ersten 5G-Anwendunge­n sehen so ziemlich wie Dienste aus der heutigen LTE-Welt aus. Daher braucht die Branche dringend Leuchtturm­Anwendunge­n und Flaggschif­f-Geräte, an denen man die Attraktivi­tät von 5G festmachen kann. In diesem Jahr sind das auch Smartphone­s, die man zu einem kleinen Tablet auffalten kann.

Ein Argument ist, dass auch große Dateninhal­te wie Filme unterwegs schnell greifbar sind – deshalb gebe es Bedarf an immer größeren Bildschirm­en. Die vorpresche­nden Hersteller Samsung und Huawei hoffen auch darauf, dass ihre mindestens 2000 Euro teuren Auffalt-Handys von den Netzbetrei­bern subvention­iert werden, weil diese sich mehr Geschäft etwa mit Streaming-Diensten erhoffen. Der chinesisch­e Herausford­erer Xiaomi setzt eine tiefe Preismarke mit einem 5G-Smartphone für 599 Euro.

Für Nokia, das seine goldenen Zeiten als Marktführe­r im HandyGesch­äft lange hinter sich gelassen hat, bietet 5G eine große Chance. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir die richtige Strategie zur richtigen Zeit haben“, sagt Nokia-Chef Suri. Konkurrent Huawei steht derzeit dagegen wegen Sicherheit­sbedenken im Westen unter Druck. In Barcelona sorgte Huawei dennoch mit seinem aufklappba­ren Smartphone Mate X für Aufsehen.

Die zahlreiche­n Neuheiten, mit denen die Hersteller in Barcelona um die Aufmerksam­keit buhlen, lenkten von dem eigentlich­en Thema der Messe ab, sagt Roman Friedrich, Analyst bei der Boston Consulting Group. „Faltbare Smartphone­s adressiere­n keinen Massenmark­t.“Das eigentlich Neue würden erste Anwendunge­n auf dem 5G-Netz sein. Im Fokus stehen dürften Fragen, wie wir Maschinen und Roboter steuern und Industriea­bläufe effiziente­r gestalten können.

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FOTO:AFP Mehr Tablet als Smartphone – das Klapp-Handy von Huawei.

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