Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine Mut machende Geschichte

Landesthea­ter Schwaben zeigt „Supergute Tage“im Wangener Theater

- Von Tine Steinhause­r

WANGEN - Ein besonderes kulturelle­s Erlebnis haben die Zuschauer, die am frühen Sonntagabe­nd den Weg in die Wangener Stadthalle fanden, zu sehen bekommen. Der Kulturgeme­inde Wangen war es gelungen, das Landesthea­ter Schwaben, Memmingen, mit der Aufführung des Stückes „Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christophe­r Boone“nach Wangen zu holen.

Autor Mark Haddon landete 2003 mit dem Buch einen Weltbestse­ller. Simon Stephens hat eine Theaterfas­sung verfasst, die Thomas Ladwig inszeniert hat.

„Supergute Tage sind“, erzählt der 15-jährige Christophe­r (David Lau), „wenn der Schulbus fünf rote Autos hintereina­nder überholt“. Christophe­r mag rot, gelb nicht, braun auch nicht. Dafür liebt er Primzahlen, weiß alles über Weltraumth­eorien, sein Viertel verlässt er nicht und Berührunge­n kann er nicht zulassen.

Er ist Autist. Christophe­r wohnt bei seinem alleinerzi­ehenden Vater (Jens Schnarre), der ihm vor zwei Jahren die traurige Mitteilung machte, dass seine Mutter gestorben sei. Eines abends liegt der Hund der Nachbarin tot im Garten. Ermordet mit einer Forke. Christophe­r beschließt, den Mörder zu finden und einen Krimi zu schreiben.

Seine Lehrerin (Miriam Haltmeier) unterstütz­t den Jungen in dem Projekt. Bei der Spurensuch­e entdeckt Christophe­r im Schrank des Vaters Briefe, die seine Mutter an ihn geschriebe­n hat, datiert nach ihrem Tod. Der Vater gesteht, den Tod der Mutter erfunden zu haben, nachdem diese mit dem Nachbarn durchgebra­nnt war. Und: Er selbst habe den Hund erstochen, da die Nachbarin ihn abgewiesen habe. Das wäre schon viel für einen 15-Jährigen, der nicht Autist ist. Christophe­r beschließt, nach London zur Mutter zu fahren, da er nicht mit einem Mörder unter einem Dach leben kann.

„Er hat den Hund umgebracht, dann kann er auch mich umbringen. Ich mag Hunde, sie reden keine unverständ­lichen Sachen“, sagt der verwirrte Junge. Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Trotz all seiner Ängste – er weiß nicht, was eine U-Bahn ist – fährt der Junge nach London, findet die Mutter und den neuen Freund (André Stucklik). Mutter und Sohn kehren zurück in die Kleinstadt, in der der Vater lebt. Christophe­r besteht als erster Schüler der Förderschu­le die Mathematik­prüfung mit einer Eins.

Eine überzeugen­de Inszenieru­ng

Längst war es dem Schauspiel­er Lau gelungen, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und in die berührende, ehrliche Geschichte von den ‚Stärken der Schwachen‘, mit Vertrauens­verlust, mit unerfüllte­n Hoffnungen umzugehen, einzusteig­en.

Und während sowohl die Eltern, als auch Nachbarn und Passanten immer wieder die Nerven verlieren, weil sie meinen, an dem Jungen verzweifel­n zu müssen, ist er derjenige, der zwar bei Körperkont­akt laut zu schreien beginnt, sich aber nicht aufhalten lässt, seinen Weg zu gehen. „Ich war mutig, ich kann das, weil ich alleine nach London gefahren bin. Heißt das, ich kann alles?“, resümiert der 15-Jährige. Eine Mut machende Geschichte und eine überzeugen­de Inszenieru­ng.

 ?? FOTO: TINE STEINHAUSE­R ?? „Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christophe­r Boone“, so der Titel eines Romans von Mark Haddon über einen 15-jährigen Autisten. Thomas Ladwig hat das Stück auf die Bühne gebracht. Am Sonntag konnten die Zuschauer die mutmachend­e Geschichte in der Stadthalle erleben.
FOTO: TINE STEINHAUSE­R „Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christophe­r Boone“, so der Titel eines Romans von Mark Haddon über einen 15-jährigen Autisten. Thomas Ladwig hat das Stück auf die Bühne gebracht. Am Sonntag konnten die Zuschauer die mutmachend­e Geschichte in der Stadthalle erleben.

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