Mit dem Traktor zum Nordkap
9100 Kilometer sind geplant - Hermann Geng aus Bogenweiler stürzt sich ins Abenteuer
BOGENWEILER - Mit seinem Oldtimertraktor durch elf verschiedene Länder zu tuckern, das hat sich Hermann Geng aus Bogenweiler für dieses Jahr vorgenommen. Zusammen mit seinem Freund Hans-Willi Giebelen will Geng die zwölfwöchige Reise durch die nordischen Länder Europas und Russland antreten. Als Startdatum ist der 1. Mai festgesetzt.
Die Idee, eine Reise mit dem Traktor durch den Norden Europas zu machen, kam Hermann Geng vor drei Jahren. „Als ich in die Rente kam, habe ich mir überlegt, was ich jetzt mit meiner Zeit anstellen kann“, sagt der 67Jährige. „Ich war schon immer ein reiselustiger Mensch. Durch Willi Deutz kam ich dann auf die Idee, eine Reise mit meinem Traktor anzutreten“, sagt Geng. Seine Liebe zu den Traktoren entdeckte er schon als kleiner Junge. „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, da hatte ich tagtäglich mit großen Maschinen und Traktoren zu tun“, so Geng. Mittlerweile ist er stolzer Besitzer von vier Oldtimertraktoren und Mitglied in der Interessengemeinschaft Oldtimer Bogenweiler, Haid, Wilfertsweiler, Sießen. Für seine Reise habe er sich letztendlich für den Norden Europas entschieden, weil er dort bisher noch nie gewesen sei.
Zunächst war Geng mit seiner Idee alleine und suchte nach einem Begleiter. „Ich bekam viele Anfragen von Bekannten, diese sind letztendlich aber abgesprungen. So ein Abenteuer ist nicht für jeden etwas“, sagt Geng. Seinen endgültigen Begleiter Hans-Willi Giebelen hat Geng vor zwei Jahren auf einem Oldtimertreffen kennengelernt. Geng habe ihn dann gefragt, ob er nicht Lust hätte, ihn zu begleiten. Nach längerer Bedenkzeit habe er schließlich zugesagt. Giebelen wohnt an der deutsch-holländischen Grenze in Kerkrade, so kommunizieren die beiden hauptsächlich über das Telefon. „Wir kennen uns mittlerweile wirklich gut und wir haben sehr engen Kontakt“, sagt Geng. Die Reise tritt er mit seinem Fendt Farmer 2D, Baujahr 1965, an. „Das ist meine zuverlässigste Maschine. Sie ist grundlegend restauriert und sparsam, was den Treibstoffverbrauch angeht“, sagt Geng. An diesen wird hinten ein Wohnwagen angehängt, der Geng als Schlaf- und Wohngelegenheit dient. Ausgestattet ist dieser mit einer Solarzelle, die durchgängig eine zwölf Volt Batterie auflädt. So hat Geng genug Strom, um sein Mobiltelefon aufzuladen und andere elektrische Geräte zu nutzen. Sollte jedoch mal irgendetwas mit seinem Telefon passieren, hat er ein Satellitentelefon ANZEIGEN im Wohnwagen, mit dem er im Notfall telefonieren könnte. Auch gängige Ersatzteile für seinen Traktor führt er immer mit sich, sodass er im Notfall die passenden Teile schnell zur Hand hat. Seit 1,5 Jahren sind die zwei Freunde schon mit der Planung beschäftigt. Zunächst wollen sie sich in Görlitz treffen, um von da an zusammen weiterzufahren. Durch Polen fahren sie an die russische Grenze und verweilen in Kaliningrad. Weiter geht es dann durch Litauen, Lettland und Estland, wieder nach Russland, in die Stadt Narva und anschließend nach St. Petersburg. Quer durch Finnland geht es für die Camper schließlich nach Norwegen zum Nordkap, dem eigentlichen Ziel. Von dort planen sie die Rückreise durch Schweden und Dänemark, nach Deutschland. Mit maximal 30 Kilometern pro Stunde wurde für die Strecke von knapp 9100 Kilometern eine Reisezeit von drei Monaten festgelegt. Acht bis zehn Stunden pro Tag wollen sie auf dem Traktor sitzen und somit ungefähr 200 Kilometer am Tag zurücklegen. „Man weiß nie, was passiert, oder wo man landet. Wir machen das alles spontan. Wenn es uns irgendwo gut gefällt, dann bleiben wir dort eben“, so Geng. Dabei achten sie darauf, keine Autobahnen und Kraftfahrbundesstraßen zu befahren und sich auf den ländlicheren Strecken zu bewegen. Elektrische Navigationssysteme weisen ihnen dabei den Weg. Sollte dies ausfallen, sind mit elf Landkarten und einem Atlas vorgesorgt. Um das Wetter mache sich Geng keine Sorgen. „Ich sitze auch viel lieber mit einer Jacke auf dem Traktor anstatt aufgrund der Hitze zu schwitzen“, sagt Geng. Deshalb haben sie sich auch für den 1. Mai als Startpunkt entschieden. „Wir hoffen, so der Stechmückenplage im Norden zu entgehen. Außerdem wäre es später nicht gegangen, da ich pünktlich zum Bächtlefest wieder hier sein möchte“, so Geng.